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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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ist besser als Kämpfen, und der Drang zu kämpfen ist groß. Er wird sie umbringen, wenn sie nicht sagt, dass es ihr leidtut. Doch es tut ihr leid; sie würde alles für ihn tun.
    Lauf, aber er ist größer, schneller. Er fängt sie. Sie stürzt und wehrt sich, getrieben von der Angst, aber er hält sie mit seinen Zähnen gepackt. Reißzähne graben sich in ihre Schulter, und sie jault auf. Er hält sich mit den Zähnen an ihr fest und arbeitet sich mit den Krallen zu ihrem Hals vor. Und sie liegt auf dem Rücken, den Bauch ungeschützt. Dank seiner Selbstbeherrschung fügt er ihrer Haut keine einzige Verletzung zu.
    Sie rührt sich nicht mehr, winselt bei jedem Atemzug. Wirft den Kopf zurück, sodass ihre Kehle ungeschützt vor ihm liegt. Er könnte sie jetzt töten. Seine Kiefer schließen sich um ihren Hals und verharren in dieser Position.
    Langsam, erst nachdem sie eine Ewigkeit starr geblieben ist, lässt er sie los. Sie bleibt weiter reglos liegen, leckt ihm allerdings immer wieder das Kinn. »Du bist Gott«, sagt ihm dieses Verhalten. Sie kriecht ihm auf dem Bauch hinterher, weil sie ihn liebt.
    Sie gehen auf die Jagd, und sie zeigt ihm, dass er Gott ist, indem sie sich erst an dem Hasen labt, nachdem er es ihr erlaubt
hat. Er lässt ihr Haut und Knochen übrig, die sie abschlecken und aussaugen kann, aber sie ist damit zufrieden.
    In der grauen Morgendämmerung erwachte ich in Menschengestalt. Die Wölfin verweilte noch, sickerte in mein Bewusstsein, und ich ließ ihr Raum in meinem Geist, weil ihre Instinkte besser als die meinen waren, vor allem, was den Einen betraf.
    Sie liegt nackt in der Höhle, ein überwucherter kleiner Hügel, der sein Bau ist, wenn er seinen Wolf ausschläft. Er ist auch da, ebenfalls nackt, und erregt. Er knabbert an ihrem Ohr, leckt ihr den Kieferknochen, saugt an ihrem Hals und wälzt sich auf sie, wobei er ihre Beine mit Hilfe seines Gewichts spreizt. Stöhnend gewährt sie ihm Einlass. Er stößt langsam, sanft zu. Hierfür lebt sie – seine Aufmerksamkeit, seine Liebe.
    Er sagt ihr ins Ohr: »Ich werde mich um dich kümmern, und du brauchst niemals erwachsen zu werden. Verstanden?«
    Â»Ja. Oh, ja.«
    Er kommt, presst sie gegen den Erdboden, und sie klammert sich an ihn und schlüpft davon, und ich bin wieder ich.
    Vorrecht des Alphatiers: Er vögelt, wen immer er im Rudel haben will, wann immer er möchte. Eines der Privilegien, die diese Position mit sich bringt. Das war auch einer der Gründe, weshalb ich in seiner Gegenwart immer dahinschmolz. Er brauchte nur ein Zimmer zu betreten, und mir wurde heiß, ich wurde unruhig, bereit, alles für ihn zu tun,
wenn er mich nur berührte. Sein Geruch und die Wölfe um uns herum machten mich wild.
    Ich schmiegte mich an seinen Körper, und er hielt mich fest. Mein Beschützer.
    Ich brauchte das Rudel, weil ich mich nicht selbst schützen konnte. In der Wildnis musste Wolfsjungen erst beigebracht werden, wie man jagte, wie man kämpfte. Mir hatte es niemand gezeigt. Carl wollte mich abhängig halten. Von mir wurde nicht erwartet, dass ich für mich selbstständig jagte oder half, das Rudel zu verteidigen. Ich hatte keinerlei Verpflichtungen, solange ich mich Carl fügte. Und solange ich ein Junges blieb, würde er sich um mich kümmern.
    Am folgenden Nachmittag im Aufnahmestudio ließ mich jeder einzelne Schatten zusammenzucken. Ich schreckte vor jedem krachenden Geräusch zurück und sah mich danach um. Selbst am helllichten Tage rechnete ich damit, dass Vampire auf der Jagd nach mir durchs Fenster gekrochen kämen.
    Ich glaubte wirklich nicht, dass jemand die Sendung ernst nahm. Die Hälfte der Zeit nahm nicht einmal ich sie ernst!
    Wenn Arturo wirklich wollte, dass ich mit der Show aufhörte, und ich es nicht tat, gäbe es Ärger. Ich wusste nicht, welchen Ärger, aber auf die eine oder andere Art würde es auf mich zurückfallen. Das nächste Mal würden er und seine Kumpel sich vielleicht nicht die Mühe machen, sich an Carl als Mittelsmann zu wenden. Er käme mit seiner Beschwerde direkt zu mir. Ich ging umher und wünschte mir,
Augen am Hinterkopf zu haben. Und an den Seiten. Ich sann über den feinen Unterschied zwischen Vorsicht und Paranoia nach.
    Carl wäre vielleicht nicht immer für mich da. Er konnte mich schließlich schlecht zur Arbeit

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