Die Stunde Der Woelfe
furchtsam zu ducken. Innerlich war ich am Winseln.
Craig beugte die Arme und machte einen Buckel, als bereite er sich auf einen Angriff vor. Wenn er auf mich losging, sollte ich mich fallen lassen, sodass er über mich stolperte, und ihm einen Stoà versetzen, um sicherzugehen, dass er den Halt verlor. Wie erwartet kam er auf mich zugestürmt. Ich lieà mich fallen. Statt zu stolpern, wich er jedoch zur Seite aus. Hätte ich ihm einen Stoà versetzt, wie ich es eigentlich tun sollte, wäre er ausgerutscht. Doch ich saà nur da und lieà ihn hinter mich springen und mir den Arm um den Hals legen.
»Ich weià ganz genau, dass du das besser hinkriegst. Komm schon, versuchen wir es noch mal.«
Ich konnte kämpfen, stark genug war ich. Doch mir fehlte der Wille dazu. Ich war zu sehr daran gewöhnt, dass auf mir herumgehackt wurde, ein Gewohnheitsopfer. Ich schloss die Augen, wobei ich mich wie ein Kind fühlte, das wieder einmal durch eine Prüfung gerasselt war. Langsam erhob ich mich.
Erneut stand Craig mir gegenüber. »Okay, versuchen wir etwas. Diesmal stellst du dir vor, ich sei dein schlimmster Exfreund, und das hier ist deine Chance, mit ihm abzurechnen.«
Oh, das war leicht. Das war eindeutig Bill. Sobald Craig auch nur die Worte ausgesprochen hatte, sah ich Bill vor mir, und die ganze Wut kehrte zurück. Ich ballte die Hände zu Fäusten.
Dass ich wütend war, bedeutete natürlich, dass ich
nicht verhalten zuschlagen würde. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich beim nächsten Schlag, selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte zurückhalten können, nun da ich Bill vor meinem geistigen Auge sah.
Craig stürmte los. Ich duckte mich. Dann stieà ich zu, Schulter voran, wobei ich mein gesamtes Körpergewicht einsetzte. Ich traf ihn seitlich. Er gab ein Geräusch von sich, ein Ãchzen, und flog durch die Luft. Beide FüÃe verloren den Bodenkontakt. Einige Frauen kreischten auf und sprangen rasch zur Seite, als er zu Boden krachte, wobei er vor lauter Schwung zweimal aufschlug. Reglos blieb er auf dem Rücken liegen.
Mir wurde übel, und beinahe wäre ich in Ohnmacht gefallen. Ich hatte ihn umgebracht. Ich hatte meinen Selbstverteidigungslehrer umgebracht. Mist!
Ich rannte zu ihm und kauerte taumelnd neben ihm nieder. Dann berührte ich ihn an der Schulter. »Craig?«
Seine Lider zuckten. Ein paar panikerfüllte Herzschläge später öffnete er sie. Dann grinste er.
»Ja, genau davon rede ich die ganze Zeit! Du musst lernen zuzuschlagen .« Er atmete schwer. Die Worte kamen nur keuchend hervor. Wahrscheinlich war ihm durch den Sturz die Luft weggeblieben. »Und jetzt tu mir einen Gefallen und mach das nie wieder mit mir.«
Ich half ihm hoch, während er sich den Kopf rieb. Morgen früh würde er bestimmt Schmerzen haben. Wie peinlich.
»Wow«, sagte Patricia, die sich neben mich stellte. »Dein Ex muss ein echtes Prachtstück gewesen sein.«
»Du hast ja keine Ahnung.«
Dank meines mysteriösen Telefonanrufs und Ricks Besuch standen meine Rechercheaufgaben für die kommende Woche fest. Um den geheimnisvollen Anrufer kümmerte ich mich als Erstes.
Beim Center for the Study of Paranatural Biology handelte es sich um die Regierungsbehörde, die die von den CDC und NIH überwachte Studie über Lykanthropie und Vampirismus durchgeführt hatte. Es war in die FuÃnoten auf den letzten Seiten des obskuren Berichts verbannt worden, der in den Archiven der CDC so gut wie begraben war. Ich konnte keine Namen von möglichen Kontaktpersonen herausfinden. Niemand wollte damit in Verbindung gebracht werden. Die Leute bei den CDC, die ich anrief, hatten noch nie davon gehört. Die NIH verwiesen mich an die CDC. Wahrscheinlich war es gar keine richtige Behörde, sondern eine Art Expertenkommission. Oder Teil einer Vernebelungstaktik.
Gewöhnlich glaubte ich nicht an Verschwörungstheorien. Jedenfalls nicht, was die Regierung betraf. Wenn es dem Kongress Schwierigkeiten bereitete, sich selbst genug Gelder zu bewilligen, um weiter funktionieren zu können, wie konnte ich dann glauben, dass eben diese Regierung hinter einer fein abgestimmten Geheimorganisation steckte, die die Wahrheit verschleiern und Weltereignisse manipulieren wollte, und das alles nach einem geheimnisvollen Plan zur Herrschaft über die Gedanken und Seelen sämtlicher freier Menschen?
Es sei
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