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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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hältst du davon?«
    Es war ein Flugblatt, das auf goldrutenfarbenem Papier gedruckt war. Die Qualität war schlecht. Vielleicht war der Zettel sogar mit der Maschine geschrieben und dann in einem Supermarkt fotokopiert worden. Dort stand geschrieben :
    Brauchst du Hilfe? Bist du verflucht? Vampire, Lykanthropen, es gibt Hoffnung für euch! Es gibt ein Heilmittel! Reverend Elijah Smith und seine Kirche des Reinen Glaubens möchten euch retten. Der Reine Glaube wird euch befreien.
    Am unteren Rand des Flugblatts stand ein Datum, das ein paar Wochen zurücklag. Der angegebene Ort war eine alte Ranch dreißig Meilen nördlich der Stadt, in der Nähe von Brighton.
    Als ich den Zettel erneut las, runzelte ich die Stirn. Es klang lachhaft. Ich stellte mir vor, wie ein typischer Südstaatenprediger
jemandem, nehmen wir zum Beispiel Carl, die Hände auflegte. Wie er die Dämonen vertrieb, Amen und Halleluja! Carl würde ihn einen Kopf kürzer machen – und zwar buchstäblich.
    Â»Ein Heilmittel? Durch den Glauben? Soll das ein Witz sein?«
    Â»Leider nein. Eine Gefolgsfrau Arturos ist fort und hat sich ihnen angeschlossen. Seitdem haben wir sie nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich persönlich denke, dass da etwas faul ist und mache mir Sorgen.«
    Â»Ach was! Arturo muss stinksauer sein.«
    Â»Ja. Aber es ist so gut wie unmöglich, etwas über diesen Smith und seine Kirche herauszubekommen. Arturo ist zu stolz, um jemanden um Hilfe zu bitten. Ich nicht. Du hast Kontakte. Ich habe mich gefragt, ob dir etwas zu Ohren gekommen ist.«
    Â»Nein.« Ich drehte das Blatt um, als würde es weitere Geheimnisse offenbaren, aber die Rückseite war leer. »Ein Heilmittel, wie? Funktioniert es?«
    Jede Spur eines Heilmittels, die ich bisher verfolgt hatte, hatte sich als Märchen herausgestellt. Schall und Rauch. Es war verzeihlich, dass ich eine gewisse Skepsis an den Tag legte.
    Â»Ich weiß es nicht«, sagte er schlicht.
    Â»Ich habe noch nie von einem Heilmittel gehört, das tatsächlich funktioniert.«
    Â»Ich auch nicht.«
    Â»Arturos Gefolgsfrau hat die Sache geglaubt. Und sie ist niemals zurückgekehrt. Hat es also gewirkt?«
    Â»Manche mögen sich von einer solchen Möglichkeit angezogen
fühlen. Ein verführerischer Köder, wenn jemand Leute wie uns anlocken wollte.«
    Â»Wozu anlocken?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Um ihnen eine Falle zu stellen, sie umzubringen. Zu versklaven. So etwas ist durchaus schon vorgekommen.«
    Die Möglichkeiten, auf die er hinwies, waren geradezu beunruhigend. Sie riefen eine verschwommene Angst vor Absichten in mir wach, die im Grunde meine Vorstellungskraft überstiegen. Hexenjagden, Pogrome. Reality-TV.
    Er wollte mir nur Angst einjagen, damit ich so sehr in gerechten Zorn verfiel, dass ich etwas unternahm. Es funktionierte.
    Â»Ich werde sehen, was ich herausbekomme.« Wasser auf meine Mühlen. Ich fragte mich, ob Smith zu einem Interview in die Sendung kommen könnte.
    Â»Danke.«
    Â»Danke für den Hinweis.« Ich spitzte die Lippen, denn ich musste ein Grinsen unterdrücken. »Es ist bloß gut, dass die getreuen Untergebenen immerzu hinter dem Rücken ihrer Anführer herumschwirren, ansonsten würde hier nie etwas zustande kommen.«
    Rick blickte unschuldig zur Decke empor. »Na ja, Arturo würde ich so etwas nicht gerade offen ins Gesicht sagen. Und Carl auch nicht.«
    Man landete immer wieder bei ihnen, nicht wahr? Dem Gebieter, dem Alphamännchen. Es war fest in uns verankert, dass wir Gefolgsleute waren. Wahrscheinlich bewahrte das unsere Gemeinschaften davor, im Chaos zu versinken.

    Düsterer fügte ich hinzu: »Meinst du, Arturo wird etwas wegen der Show unternehmen?«
    Â»Das hängt davon ab, was Carl tut.«
    Das bedeutete, wenn Carl nichts unternahm, würde sich Arturo vielleicht um die Sache kümmern. Ich zuckte zusammen. »Aha.«
    Â»Ich muss los.«
    Â»Ja, klar. Mach’s gut.«
    Er nickte. Es war beinahe eine leichte Verbeugung, die mich daran erinnerte, dass Rick alt war. Er stammte aus einer Zeit, in der sich Gentlemen vor Damen verbeugten. Dann war er fort, so leise, wie er gekommen war.
    Telefon. Visitenkarten. Sekretärin. Vielleicht brauchte ich außerdem eine Empfangsdame. Und einen Bodyguard.

Vier
    In Trainingshose, Sport-BH und Trägerhemd stand ich auf der Matte und kickte auf das Zeichen

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