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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Mittagessen verspeisen würde – aber im Grunde hatte er einen besseren Geschmack.
    Â»Warum Vampire? Sie schreiben Familiensagas, die sich über Jahrhunderte erstrecken – warum schreiben Sie also keine historischen Romane ohne jede Spur des Übernatürlichen?«
    Â»Nun, das wäre aber doch langweilig, nicht wahr?«
    Â»Ja, klar, Gott weiß was sich Tolstoi dabei gedacht hat. Aber mal im Ernst, wovon lassen Sie sich inspirieren? Woher nehmen Sie Ihre Ideen?«
    Â»Schriftsteller hassen diese Frage.«
    Â»Ich glaube, Schriftsteller sagen das nur, um sie nicht beantworten zu müssen.«
    Â»Spricht man so mit einem Gast?«
    Ich seufzte. Sie war es gewohnt, auf Händen getragen zu
werden. Garderobe und eine Schüssel mit Erdnuss-M&M’s, die grünen aussortiert. Ungefähr so.
    Â»Entschuldigen Sie, Veronica. Ich neige dazu, etwas direkt zu sein.«
    Sie musterte mich von Kopf bis Fuß und erklärte sich dann durch ein leichtes Kopfnicken einverstanden.
    Es war nicht gerade eines der besten Interviews, das ich je geführt hatte. Ich hatte sie von Anfang an auf dem falschen Fuß erwischt, und sie war viel zu verschlossen, als dass es hätte funktionieren können. Sie wollte nicht hier sein. Ihre Agentin hatte den Interviewtermin als Teil ihrer Lesereise für das neue Buch vereinbart. Wahrscheinlich hatte sie schon ein Dutzend dieser Auftritte hinter sich.
    Ich nahm ein paar Anrufe entgegen und bekam die zu erwartende Menge schwärmerischer, überschwänglicher Fans an die Strippe. Veronica ging besser mit ihnen um als ich, aber sie hatte auch schon einige Übung darin.
    Schließlich war die Sendung zu Ende, wir waren fertig. Es war, als würde die Tür einer Gefängniszelle aufgerissen. Ich nahm den Kopfhörer ab und betrachtete Veronica Sevilla.
    Â»Nochmals vielen Dank, dass Sie in die Sendung gekommen sind. Ich bin mir sicher, dass mein Publikum es genossen hat.«
    Eigentlich hätte ich ein verschnupftes »Hm!« erwartet, eine wegwerfende Geste und einen stolzen Abgang mit einer Schleimspur in ihrem Rücken. Stattdessen leckte sie sich über die Lippen. Sie musste dringend ihren Lippenstift erneuern. Mit gesenktem Blick richtete sie sich gerade auf und atmete tief durch, bevor sie zum Reden ansetzte.

    Â»Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Ms. Norville.« Ach? »Ich war Ihnen gegenüber nicht ganz ehrlich. Ich bin einem Vampir begegnet. Mein Sohn ist einer.«
    Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Also versuchte ich, mitfühlend dreinzublicken, und wartete ab.
    Â»Diese Information soll auf keinen Fall an die Öffentlichkeit dringen. Mit ein wenig Fantasie können Sie sich vielleicht denken, warum. Meine Fans sind sowieso schon dreist genug. Aber ich wollte, dass Sie Bescheid wissen. Ich kann mich hoffentlich darauf verlassen, dass Sie dies geheim halten.«
    Ich nickte. »Ich bin gut darin, Geheimnisse für mich zu behalten. Selbst habe ich auch einige. Wie – ich meine, wenn die Frage nicht zu unverschämt ist – wie haben Sie es herausgefunden?«
    Â»Er sieht nun schon seit zwanzig Jahren wie ein achtzehnjähriger Jüngling aus. Ich habe Verdacht geschöpft. Ich habe ihn nach seinem Geheimnis gefragt, und er hat es mir anvertraut. Meine Geschichten – sie handeln von ihm. Mein Sohn wird nicht so leben, wie ich es mir für ihn erhofft habe, und diese Romane sind meine Art, mich mit dem Leben zu versöhnen, das er nun stattdessen führt. Wenn man es überhaupt ein Leben nennen kann.«
    Ich brachte sie zur Tür, wo sie die Nerzstola um ihre Schultern zurechtrückte und nach draußen trat, das Kinn gereckt, die Würde in Person.
    Vollmond. Zeit zu rennen.
    T.J. holte mich mit seinem Motorrad ab, das sich vorbildlich benahm und zügig und gleichmäßig wie ein Grizzlybär
lief. Er fuhr schnell und legte sich in die Kurven. Ich trug keinen Helm und konnte die Luft schmecken, die an uns vorüberpeitschte. Ich legte den Kopf in den Nacken und trank sie, während die Stadtgerüche voll Asphalt und Abgasen der Natur Platz machten: trockenes Gras, Erde und in der Ferne Kiefern. Die Sonne ging gerade unter, der Mond war noch nicht aufgegangen, aber ich konnte ihn spüren, ein silberner Hauch, der an den Gezeiten zerrte und an meinem Herzen. Ein Jaulen kitzelte mich in der Kehle – das Rudel war ganz in der Nähe. Lächelnd hielt

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