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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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zu, bis ich Blut schmecken konnte und er aufwinselte.
    Schließlich lag er schlaff da. Ich ließ von seinem Gesicht ab, leckte mir die Lippen, saugte mir das Blut von den Zähnen. Ich hatte ihm ein Stück Fleisch weggebissen – ein mundgroßer Hautlappen hing lose an seinem Gesicht.
    Ich lehnte mich dicht an sein Ohr. »Ich mag dich nicht. Ich hege immer noch einen Groll gegen dich und werde es auch immer tun. Geh mir also aus dem Weg, oder ich werde dich in Stücke reißen.«
    Es war mir tatsächlich ernst damit. Er wusste das, denn sobald er nicht mehr von meinem Körpergewicht gehalten wurde, kroch er davon, wobei er sich auf allen vieren geduckt hielt – unterwürfig.
    Ich kauerte mich nieder und starrte ihn an. Das Blut benebelte mein Gehirn. Ich konnte ihn sehen, seine Angst riechen und wollte mich wieder in ihm verbeißen. Aber das konnte ich nicht, denn er gehörte zum Rudel, und er entschuldigte sich. Ich ging zu ihm hinüber. Er duckte sich immer noch und war zusammengerollt, als könnte er im nächsten Augenblick verschwinden. Dieser Kampf hätte völlig anders ausgehen können – aus seinen Augen blickte mir nicht so sehr Angst wie Überraschung entgegen. Ich hatte nicht gewonnen, weil ich stärker war, sondern weil er nicht mit meiner Gegenwehr gerechnet hatte. Niemals wieder würde ich solch einen leichten Kampf zu bestehen haben.
    Er rollte sich auf den Rücken. Seine Atemzüge kamen als leises Winseln. Ich stand über ihm. Dann wandte ich ihm den Rücken zu und ging fort.

    Einem Teil von mir war übel, aber die Wölfin würde mich niemals in eine Ecke kotzen lassen. Sie war hungrig.
    Ich wankte ein wenig. Ich hatte rasende Kopfschmerzen. Als ich mir über das Gesicht wischte, waren meine Hände blutverschmiert. Ich hatte Nasenbluten. Erst versuchte ich, das Blut mit dem Ärmel aufzusaugen, gab dann aber auf. Meine Wundheilung funktionierte schnell, oder etwa nicht?
    Die Sache war die, dass Zan nicht unten im Rudel gestanden hatte. Jetzt würden mich andere herausfordern, um ihren Platz in der Hackordnung beizubehalten.
    Carl stand mit verschränkten Armen an der Küchentür.
    Â»Er hat mich wütend gemacht«, beantwortete ich die unausgesprochene Frage.
    Â»Du wirst nicht wütend.«
    Mein erster Gedanke war: Woher zum Teufel wollte er das wissen? Aber das Letzte, was ich an diesem Abend brauchte, war, Carl herauszufordern. Carl würde keine Zeit verschwenden, sondern mich grün und blau schlagen.
    Ich ließ den Blick sinken und stand unterwürfig vor ihm.
    Er sagte: »Du magst eine tolle Radiosendung haben, aber das hilft dir hier nichts.«
    Da fiel es mir wieder ein. Ich wühlte in meiner Jeanstasche und zog den Briefumschlag hervor, den ich dort verstaut hatte, bevor ich von zu Hause aufgebrochen war. Darin befand sich der Verdienst für diesen Monat, in bar. Ich reichte ihm den Umschlag. Das Blut, das ich versehentlich darauf schmierte, leuchtete grell.
    Er öffnete das Kuvert und blätterte durch das Bündel Fünfziger. Er warf mir einen funkelnden Blick zu. Es hatte
vielleicht nicht alles besser gemacht, aber es lenkte ihn ab. Er reichte Meg den Umschlag.
    Wenn Carl der böse Bulle war, war Meg der gute. Im Laufe des ersten Jahres hatte ich mich an ihrer Schulter ausgeweint, wenn mir dieses Leben zu schaffen machte. Sie brachte mir die Regeln bei: Gehorche den Alphatieren; behalte deinen Platz im Rudel.
    Ich wollte sie nicht wütend machen. In meinem Innern kroch die Wölfin am Boden. Ich konnte nichts tun, als regungslos dort zu stehen.
    Sie starrte mich ebenfalls an. Dann verschränkte sie die Arme. »Du wirst stärker«, sagte sie. »Vielleicht wächst du heran.«
    Â»Ich bin bloß wütend auf Zan. Er hat mich nicht in Ruhe gelassen. Das ist alles.«
    Â»Das nächste Mal versuch es mal damit, um Hilfe zu bitten. « Sie ging davon, um das Geld zu verstecken.
    T.J., das Betamännchen, Carls Stellvertreter, hatte hinter ihr gestanden. Manchmal vergaß ich, dass er laut Gesetz des Rudels ebenso viel Recht besaß, mich zu verprügeln wie Carl. Ich zog es vor, ihn zum Freund zu haben.
    Ich lehnte mich an T.J., umarmte ihn. Im Rudel bedeutete Berührung Trost, und ich wollte mich sicher fühlen. Ich – der Teil von mir, den ich als den menschlichen Teil betrachtete – schlich mich davon.
    Â»Worum ging es denn bei der ganzen

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