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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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ich mich an T.J. fest.
    Das Rudel versammelte sich im Haus von Carl und Meg, am Rand des Staatsforstes. Es hätte genauso gut eine ganz normale Party sein können, mit etwa einem Dutzend Autos, die auf der Straße parkten, und der Ansammlung von Leuten im Wohnzimmer. Doch das Zimmer war spannungsgeladen, voll nervöser Vorfreude. Der Schleier zu jener anderen Welt, in der wir lebten, war halb beiseitegezogen. Wir konnten hindurchsehen, mussten aber warten, bis wir sie betreten durften. Carl war noch nicht da.
    Das örtliche Rudel bestand aus zweiundzwanzig Wölfen. Sie kamen aus einem Gebiet mit einem Radius von zweihundert Meilen, aus den Stadtgebieten die Front Range hinauf und hinunter, von Colorado Springs bis Fort Collins. Die meisten bekam ich nur in Vollmondnächten zu Gesicht. Wir wussten, wo wir hingehörten. Ich schlich am Rand des Zimmers herum und versuchte, harmlos zu sein.
    Meine Haut juckte. Ich schlang die Arme um mich, um in meinem Menschenkörper verankert zu bleiben. So nah.
Sie, die Wölfin, wartete schon, starrte aus meinen Augen. Ihre Krallen schabten an der Innenseite meiner Haut entlang, wollten sich durch meine Fingerspitzen schieben. Sie wollte Pelz anstatt Haut. Ihr Blut floss heiß durch meine Adern.
    Ich zuckte zusammen, als ich mir der Gegenwart eines anderen bewusst wurde. Es war wie eine Gewalt, die sich durch eine Hülle presste, die mich schützend umgab. Ich konnte Zan spüren, bevor ich ihn sah, wie er herkam und mir den Weg versperrte.
    Er war jung, in meinem Alter, aber er war schon als Teenager zum Wolf geworden. Er hatte blasse Haut, zerzaustes dunkles Haar, und aus seinen Augen starrte ein Tier.
    Ich hasste ihn. Sein Geruch färbte meine Albträume. Er war derjenige, der mich angefallen und zu diesem Etwas gemacht hatte.
    Manchmal verfolgte er mich, als warte er auf eine Gelegenheit, zu vollenden, was er angefangen hatte. Als könne er immer noch Blut an mir wittern. Oder als glaube er, ich stünde in seiner Schuld. Ich ging ihm so gut wie möglich aus dem Weg. Die restliche Zeit hielten ihn T.J., Carl und Meg in Schach. So hartgesotten war er nicht.
    T.J. war in der Küche. Ich würde das gesamte Zimmer durchqueren müssen, um zu ihm zu gelangen. Zan trieb mich in die Enge.
    Â»Was willst du?«
    Â»Dich.« Er beugte sich nahe zu mir. Ich stand bereits mit dem Rücken zur Wand und konnte ihm nicht ausweichen, als er seine Lippen dicht an mein Ohr brachte. »Renn heute Nacht mit mir.«

    Das war ein Euphemismus unter Werwölfen. Zan kam immer auf die Tour, wenn Carl nicht da war. Gewöhnlich duckte ich mich furchtsam und schlich davon, um mich hinter T.J. zu verstecken. Mit mir konnte Zan es aufnehmen, aber nicht mit T.J. So funktionierte die Sache mit der Dominanz.
    Ich hatte so was von gar keine Lust auf diese Scheiße!
    Â»Nein.« Mir wurde erst bewusst, was ich da sagte, als ich das Wort schon ausgesprochen hatte.
    Â»Nein? Was soll das heißen, nein?«
    Ich richtete mich an der Wand auf, straffte die Schultern und starrte ihn zornig an. Mittlerweile sah ich fast nur noch Grau. Die Wölfin wollte ein Stück von ihm.
    Â»Es soll Nein heißen. Es soll heißen, hau ab.«
    Er zog die Schultern hoch. Aus seiner Kehle drang ein verärgertes Knurren.
    Mist. Ich hatte ihn eben herausgefordert. Ich hatte seine Dominanz in Frage gestellt, und er konnte es nicht hinnehmen, ohne mir eine kräftige Abreibung zu verpassen. Carl und T.J. würden mich nicht davor bewahren, weil ich mir die Sache ganz allein eingebrockt hatte.
    Es wurde still im Zimmer. Die anderen sahen uns mit einer Spur zu viel Interesse zu. Das hier war keine gewöhnliche Kabbelei – es wurden pausenlos Kämpfe ausgetragen, man rangelte um Positionen im Rudel. Aber das hier war ich. Ich kämpfte nicht. Bestenfalls wurde ich, als das Baby des Rudels, das Opfer gutmütiger Neckereien. Schlimmstenfalls wurde ich ein bisschen gepiesackt. Ich duckte mich immer furchtsam und verzichtete um der Sicherheit willen auf meinen Status. Diesmal nicht.

    Es war mir unmöglich, den Blickkontakt mit Zan abzubrechen. Ich hatte mir das hier eingebrockt. Nun wollte ich sehen, was ich tun musste, um mich aus dieser Lage zu befreien.
    Die Kniffe, die ich in dem Selbstverteidigungskurs gelernt hatte, basierten darauf, dass der Gegner den ersten Schritt tat. Es sollte Selbstverteidigung sein und keine Anleitung zu einem Kampf. Hier stand ich

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