Die Stunde Der Woelfe
Sache?«, fragte T.J. misstrauisch.
»Ich weià es nicht«, sagte ich, aber ich â sie â wusste es im Grunde. Ich fühlte mich stark. Ich hatte keine Angst. »Ich bin es wohl leid, immerzu gepiesackt zu werden.«
»Pass bloà auf â sonst spielst du dich am Ende noch als Alphatierchen auf.« Er lächelte, aber es war schwer zu sagen, ob er scherzte.
Weil das Rudel diese Nacht gemeinsam auf die Jagd geht, frisst sie Wild. Ein verletzter Rehbock, reich an Fleisch und Blut. Da sie nicht mehr die Niedrigste im Rudel ist, bekommt sie etwas Fleisch zu schmecken anstatt nur Knochen und Innereien.
Andere stellen die Ohren auf und fletschen ihr gegenüber herausfordernd die Zähne, aber die Anführer halten sie auseinander. Heute Nacht soll nicht mehr gekämpft werden.
Sie läuft wild umher und genieÃt ihre Stärke in vollen Zügen, während sie mit den anderen auf die Jagd geht und alle vor Freude singen. Erschöpft lässt sie sich nieder, warm und in Sicherheit, und träumt schon von der nächsten Vollmondnacht, wenn sie sich wieder losreiÃen und Blut kosten kann.
In der Morgendämmerung erwachte ich in einem Tierknäuel mit einem halben Dutzend der anderen. Das geschah normalerweise immer. Wir liefen herum, jagten, fraÃen, suchten uns eine Höhle und legten uns zum Schlafen hin, umeinandergerollt, die Gesichter in Pelz vergraben, die Schwänze eingezogen. Wir waren gröÃer als gewöhnliche Wölfe â Erhaltung der Masse, aus einem Mann von neunzig Kilo wird ein Wolf von neunzig Kilo, wohingegen ein ausgewachsener Canis lupus nicht viel schwerer als etwa fünfundvierzig Kilo wird. Gegen uns kam niemand an.
Wir verloren immer das Bewusstsein, wenn wir uns zurück in Menschen verwandelten.
Wir erwachten nackt, in den Schutz unseres Rudels gebettet. Becky, eine dünne Frau mit Bürstenschnitt, die zwei Jahre älter als ich war, lag in meine Kniekehlen eingerollt. Davs Rücken presste gegen meinen. Ich lag mit der Vorderseite an T.J.s Rücken geschmiegt, mein Gesicht dicht an seiner Schulter.
Ich rührte mich nicht, sondern nahm die Wärme, den Geruch, die Zufriedenheit in mich auf. Das gehörte zu den guten Seiten.
T.J. musste gespürt haben, dass ich aufgewacht war; er hatte wohl gehört, wie sich mein Atem veränderte oder so. Er drehte sich um, sodass wir einander gegenüberlagen. Dann legte er den Arm um mich.
»Ich mache mir Sorgen um dich«, sagte er leise. »Warum hast du Zan herausgefordert?«
Ich wand mich. Ich wollte jetzt, vor den anderen, nicht darüber reden. Doch die Atemgeräusche um uns herum klangen gleichmäÃig. Sie schliefen noch.
»Ich habe ihn nicht herausgefordert. Ich musste mich verteidigen.« Einen Augenblick später fügte ich hinzu: »Ich war wütend.«
»Das ist gefährlich.«
»Ich weiÃ. Aber ich konnte nicht anders. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten.«
»Du hast dir selbst das Kämpfen beigebracht.«
»Ja.«
»Das wird Carl nicht gerne sehen.«
»Ich werde es nicht noch einmal tun.« Das Winseln, das
sich in meine Stimme stahl, lieà mich zusammenzucken. Ich hasste es, derart erbärmlich zu sein.
»Ja, klar. Ich glaube, es ist liegt an der Sendung. Die macht dich überheblich.«
»Was?«
»Die Sendung macht dich überheblich. Du glaubst, auf alles eine Antwort zu haben.«
Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Seine Bemerkung überrumpelte mich. Vielleicht hatte er recht. Die Sendung gehörte mir; sie gab mir einen Zweck, etwas, das mir am Herzen lag. Etwas, für das es sich zu kämpfen lohnte.
Dann sagte er: »Carl hat recht. Ich finde, du solltest aufhören.«
Nicht das, nicht von T.J.!
»Dazu hat Carl dich angestiftet.«
»Nein. Ich will bloà nicht mit ansehen müssen, wie dir wehgetan wird. Du hast eine Anhängerschaft. Ich kann mir vorstellen, wie Carl irgendwann das Gefühl bekommt, du würdest ihm auf die Zehen treten. Ich kann mir vorstellen, dass so etwas das Rudel entzweien könnte.«
»Dem Rudel würde ich niemals Schaden zufügen â¦Â«
»Nicht absichtlich.«
Ich kuschelte mich enger in seine Arme. Ich wollte nicht überheblich sein. Ich wollte in Sicherheit sein.
Fünf
»Der nächste Anrufer. Hallo! Du bist auf Sendung.«
»Es ⦠es ist meine Freundin. Sie will mich nicht
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