Die Stunde Der Woelfe
beiÃen.«
Bobby aus St. Louis klang, als sei er um die zwanzig, jungenhaft und nervös, ein tollpatschiger Jüngling in der Phase kurz nach der Pubertät mit Fantasien, die so groà waren, dass er nichts damit anzufangen wusste. Wahrscheinlich trug er eine schwarze Lederjacke und hatte mindestens eine Tätowierung an einer Stelle, die sich unter einem Hemd verstecken lieÃ.
»Okay, Bobby, fangen wir mal von vorne an. Deine Freundin.«
»Ja?«
»Deine Freundin ist ein Werwolf.«
»Ja«, sagte er mit einer Stimme, die nun leicht träumerisch klang.
»Und du möchtest, dass sie dich beiÃt und dich mit Lykanthropie infiziert.«
»Ãhm, ja. Sie sagt, ich habe keine Ahnung, worauf ich mich da einlieÃe.«
»Glaubst du, dass sie recht haben könnte?«
»Na ja, es ist meine Entscheidung â¦Â«
»Würdest du sie zwingen, mit dir zu schlafen, Bobby?«
»Nein! Das wäre Vergewaltigung.«
»Dann zwinge sie nicht hierzu. Stell dir nur einmal vor,
was für Schuldgefühle sie hätte, wenn sie es täte, und du es dir im Nachhinein anders überlegen solltest. Das hier ist kein Tattoo, das man sich wieder weglasern lassen kann. Wir reden hier von einem völlig anderen Leben. Sich einmal im Monat in ein blutrünstiges Tier zu verwandeln, zu versuchen, ein normales menschliches Leben zu führen, obwohl man nicht vollständig menschlich ist. Bist du ihrem Rudel begegnet?«
»Ãhm, nein.«
»Dann weiÃt du wirklich nicht, wovon du sprichst, wenn du behauptest, ein Werwolf sein zu wollen.«
»Ãhm, nein.«
»Bobby, normalerweise gebe ich lieber Anregungen, anstatt den Leuten direkt zu sagen, was sie tun sollen, aber in deinem Fall mache ich eine Ausnahme. Hör auf deine Freundin. Sie weià eine ganze Menge mehr darüber als du, okay?«
»Ãhm, okay. Danke, Kitty.«
»Viel Glück, Bobby«, sagte ich und warf den Jungen aus der Leitung. »Und Bobbys Freundin wünsche ich auch viel Glück. Ich würde ihr raten, den Kerl zu verlassen. So eine Form von Stress kann sie nicht auch noch in ihrem Leben gebrauchen. Ihr hört gerade die Midnight Hour mit mir, Kitty Norville. In der vergangenen Stunde haben wir über Beziehungen mit Lykanthropen diskutiert, wenn man mit seinem Liebsten ein Hühnchen zu rupfen hat. Machen wir nun eine kurze Pause für die Station-ID, danach gibt es dann mehr Anrufe.«
Ich winkte Matt durch die Scheibe des Regieraums zu. Er legte den Schalter um. Das Rotlicht erlosch, und die
Kennmelodie der Sendung, »Bad Moon Rising« von CCR, lief. Nicht die gewöhnliche Synthesizer-Goth-Kost, die man bei so einer Sendung vielleicht erwartete. Ich hatte den Song aufgrund seiner mutigen Entschlossenheit ausgewählt und der Freude, mit der hier anscheinend dem bevorstehenden Verderben entgegengeblickt wurde.
Ich zog den Kopfhörer von den Ohren und schob das Mikrofon von mir. Wenn ich die Sache leid geworden wäre, wie ich es im Laufe des ersten halben Jahres erwartet hatte, wäre es leicht gewesen aufzuhören. Doch es machte mir SpaÃ. Es machte mir immer noch SpaÃ. Allerdings hasste ich es, T.J. wütend zu machen. Nicht auf die gleiche Art, wie ich es hasste, Carl in Rage zu bringen. Aber dennoch. Wenn sie beide auf mich böse sein sollten, was konnte ich schon tun? Ich wollte nichts aufgeben, worauf ich so stolz war wie auf diese Sendung. Ich hasste sie dafür, dass sie in dieser Beziehung solchen Druck auf mich ausübten.
Ein Werwolfrudel war die am meisten untereinander abhängige Gruppe von Lebewesen, die es gibt.
»Alles okay bei dir da drinnen?«, fragte Matt. Seine dunklen Haare waren gerade lang genug, dass er sie zu einem Pferdeschwanz zusammenbinden konnte, und er hatte sich seit ein paar Tagen nicht rasiert. An jedem anderen Ort hätte er anrüchig ausgesehen. Hinter das Mischpult passte er ausgezeichnet.
Ich hatte die Ellbogen auf dem Schreibtisch aufgestützt und massierte mir die Schläfen. In letzter Zeit hatte ich nicht genug geschlafen. Ich hatte Kopfschmerzen. Winsel.
»Ja«, sagte ich, richtete mich auf und trank einen groÃen Schluck Kaffee. Später hätte ich immer noch reichlich Zeit,
mich zu stressen, bis ein Magengeschwür dabei heraussprang.
Konnten Werwölfe Magengeschwüre bekommen?
Die zwei Minuten Pause gingen vorüber. Matt zählte die Sekunden durch die Scheibe
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