Die Stunde Der Woelfe
ihr nichts zuleide tun werden?«
»Katherine, jetzt werden Sie aber ausfallend!«
»Versprechen Sie es.«
»Katherine. Estelle gehört mir. Sie ist ein Teil von mir. Wenn sie zerstört wird, wird auch ein Teil von mir zerstört. Ich habe ein Interesse daran, sie zu schützen. Ich verspreche es.«
Drama, Spannung, Aufregung! Welch toller Verlauf einer Sendung! Aber im Moment hätte ich mein Fell dafür gegeben, stattdessen wieder die jammernden Goth-Mädels in der Leitung zu haben.
»Ich unterbreche jetzt für die Station-ID. AnschlieÃend kann ich euch hoffentlich von einem Happy End berichten, was unsere unerwartete Sondersendung zum Thema âºElijah Smith entlarvtâ¹ betrifft.« Ich schaltete die Live-Ãbertragung der Telefongespräche aus und sagte: »Also gut, Estelle. Es ist deine Entscheidung.«
»Okay. Okay. Arturo, komm mich holen. Ich bin im Speedy Mart in der fünfundsiebzigsten StraÃe.«
In Arturos Leitung klickte es, als er auflegte.
»Bei dir alles in Ordnung, Estelle?«, fragte ich.
»Ja, klar. Ja, mir gehtâs gut.« Sie hatte zu weinen aufgehört und klang beinahe gelassen. Die Entscheidung war gefallen. Sie konnte aufhören wegzulaufen, jedenfalls eine Zeit lang.
Ich musste jemanden anrufen â die Kavallerie, nur zur Sicherheit. Eigentlich hätte ich die Polizei rufen sollen. Hardin â sie würde Estelle helfen. Ja, sie würde Estelle ins Krankenhaus bringen. Und dort würde man nicht wissen, was man mit ihr machen sollte. Sie würden es nicht verstehen, und es würde zu lange dauern, es ihnen zu erklären.
Jeder normale Mensch hätte die Polizei gerufen. Doch ich zog einen Papierfetzen aus meinem Adressbuch und wählte nach drauÃen. Nachdem es sechsmal geläutet hatte, hätte ich beinahe wieder aufgelegt. Dann: »Ja.« Mobilfunkrauschen verzerrte die Stimme.
»Cormac? Hast du dir die Sendung heute Abend angehört?«
»Norville? Wieso sollte ich mir deine Sendung anhören?«
Jaja, sollte er nur so tun, aber ich kannte die Wahrheit. Er hatte schon einmal zugehört, es könnte wieder vorkommen. »Eine Anruferin von mir steckt in Schwierigkeiten. Arturo behauptet, er werde ihr helfen, aber ich traue ihm nicht. Ich will sichergehen, dass sie nicht ins Kreuzfeuer gerät. Kannst du ihr helfen? Dafür sorgen, dass niemand stirbt? Etwas in der Richtung?«
»Arturo? Arturo hilft ihr? Sie ist ein Vampir, nicht wahr.« Es hätte eine Frage sein können, aber er lieà es nicht danach klingen.
»Ja, in der Tat.«
»Du hast den Verstand verloren.«
»Genau. Sieh mal, höchstwahrscheinlich wird Arturo Estelle als Erster erreichen, und die Kirchenleute werden sie noch nicht einmal finden. Aber sollten sie doch auftauchen, dann haben sie ein paar ziemlich aggressive übernatürliche Wesen bei sich. Vielleicht bekommst du die Gelegenheit, eines zu erschieÃen.«
»Hey, immer mit der Ruhe. Kirche?«
»Kirche des Reinen Glaubens.«
»Hm. Ein Kumpel von mir ist beauftragt worden, sich dort einzuschleusen, und ist nie reingekommen. Ich will mir die schon lange mal genauer ansehen.«
»Hier ist deine Chance«, sagte ich fröhlich.
»Na gut. Ich sehe mir die Sache an, aber keine Versprechen.«
»Das reicht mir. Danke, Cormac.« Ich teilte ihm die Adresse mit. Er grunzte etwas, das beinahe wie eine Verabschiedung klang.
Matt gab mir Zeichen durch die Scheibe. Die Zeit war abgelaufen. Das Rotlicht flammte auf. Okay. »Willkommen zurück in der Midnight Hour . Estelle?«
»Kitty! Gerade eben ist ein Wagen vorgefahren. Es ist nicht Arturo. Ich glaube, es sind Leute von der Kirche. Sie werden mich umbringen, Kitty. Wir dürfen nicht weg. Sie werden mich zurückschaffen und dann ⦠ich habe dir alles erzählt, und jetzt weià jeder â¦Â«
»Okay, Estelle. Halt dich versteckt. Rettung naht.«
Matt lehnte sich herein und machte sich diesmal nicht die Mühe, wegen des Mikros gedämpft zu sprechen. Seine Miene war angespannt und ängstlich. Er sah geradezu gehetzt aus. »Noch mal Leitung vier.«
Vielleicht meldete Arturo sich von unterwegs. Vielleicht konnte ich ihn warnen. Er war Estelles einzige Chance, von dort zu entkommen. »Ja?«
»Kitty, brauchst du Hilfe?«, erklang eine raue, vorwurfsvolle Stimme.
Nicht Arturo. Carl. Warum machte er sich ausgerechnet jetzt
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