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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Alles.«
    Ich hatte mich noch nicht einmal bei ihr bedankt. Danke für das Interview. Besser als jeder andere wusste ich, wie viel Mut es manchmal erforderte, einfach nur den Mund aufzumachen und zu reden.
    Â»Hier ist eine Leiche. Ein Mädchen. Es zerfällt schon zu Staub. Du weißt ja, wie das bei ihnen ist.«
    Â»Ich hätte mehr für sie tun sollen.«
    Â»Du hast getan, was du konntest.«
    Ein neues Geräusch im Hintergrund: Polizeisirenen.
    Ohne sich zu verabschieden legte Cormac auf, und ich hörte nur noch Stille. Stille drinnen, Stille draußen.
    Stille im Radio bedeutete den Tod.
    Matt sagte: »Kitty? Die Sendezeit läuft aus. Du kannst dreißig Sekunden überziehen, wenn du das Wetter weglässt.«
    Ich gab ein gequältes, leises Lachen von mir. Wen kümmerte schon das Wetter? Ich saß hier jede Woche und tat so, als würde ich den Leuten helfen, aber wenn es wirklich darum ging, jemandem zu helfen … Ich holte tief Luft. Noch niemals hatte ich eine Sendung unbeendet gelassen. Ich musste lediglich den Mund aufmachen und reden. »Hier spricht Kitty. Lasst mich mal versuchen, das Ganze zusammenzufassen.
Estelle hat ihr letztes Heilmittel gefunden. Ich würde niemandem dazu raten. Vampire bezeichnen ihre Schwächen nicht als Schwächen. Sie sprechen vom Preis, den sie zu bezahlen haben. Ihre Empfindlichkeit gegenüber Sonnenschein, Holzpfählen und Kruzifixen – das ist der Preis, den sie für ihre Schönheit, ihre Unsterblichkeit zu entrichten haben. Die Sache mit so einem Preis ist nur die, dass manche Leute zu zahlen gewillt sind, egal, wie hoch er sein mag. Und manche Leute versuchen immerzu davonzukommen, ohne auch nur das Geringste zu bezahlen. Dank Estelle wisst ihr jetzt, was Elijah Smith und seine Kirche zu bieten haben, und ihr kennt den Preis. Zumindest konnte ich so viel für sie tun. So wenig das auch ist. Bis nächste Woche bin ich eure Kitty Norville, Stimme der Nacht.«

Neun
    Die Polizei konnte Smith wegen nichts belangen. Es gab keine Leiche. Das einzige Vergehen, für das ihnen Beweise vorlagen, war der Einbruch und das unbefugte Betreten des kleinen Supermarkts, und die Verdächtige, Estelle, war verschwunden. Die Kirchenkarawane hatte am nächsten Morgen bereits ihre Zelte abgebrochen und die Stadt verlassen. Hätte ich nicht die Aufnahme der Sendung, die das Gegenteil bewies, hätte ich meinen können, nichts davon sei passiert. Nichts habe sich geändert.
    Am nächsten Tag brachte es ein weiterer Todesfall downtown, bei dem jemand zerfleischt worden war, auf die Titelseite der Zeitung. Es war der vierte Fall in diesem Jahr. Ein Bericht in einem Kästchen an der Seite beschrieb die polizeiliche Untersuchung und beinhaltete ein Interview mit Hardins Kollegen, Detective Salazar, der zufälligerweise erwähnte, eine der Detectives, die an dem Fall arbeiteten, habe Kitty Norville, die verrückte Talkshowmoderatorin, zu Rate gezogen. Bedeutete das, die Polizei zog ernsthaft in Erwägung, dass es bei diesen Todesfällen einen übernatürlichen Bezug gab? Handelte es sich um Ritualmorde? Oder glaubten sie, downtown sei ein Werwolf auf freiem Fuß?
    Die Polizei gab zu diesem Zeitpunkt keine offizielle Erklärung ab. Das hinderte die Zeitung nicht daran, wilde
Vermutungen anzustellen. Die Presse nannte ihn »Jack Junior«, nach Jack the Ripper.
    Reine dickköpfige Entschlossenheit half mir durch den Tag. Einen Fuß vor den anderen zu setzen, Stück für Stück über Dinge nachzudenken, ohne sich Gedanken über die größeren Zusammenhänge zu machen. Die Leben-und-Tod-Fragen. Ich ging überhaupt nicht mehr ans Telefon, sondern ließ meine Voicemail die Anrufe aussortieren. Wenigstens sprach mir der CDC/CIA/FDA-Regierungsspitzel nicht aufs Band.
    Jessi Hardin hinterließ binnen einer Stunde drei Nachrichten. Dann tauchte sie in meinem Büro auf. Sie verschränkte die Arme und legte die Stirn in Falten. Sie sah aus, als bräuchte sie eine Zigarette.
    Â»Sie müssen sich den neuesten Tatort ansehen.«
    Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück. »Warum holen Sie nicht diesen Auftragskiller, wie hieß er doch gleich … oh ja, Cormac? Der kennt sich aus.«
    Â»Wir haben von drei Tatorten Pfotenabdrücke. Ich habe sie zur Universität gebracht. Deren Wolfsexperte hat gesagt, es sei der größte Abdruck, den er je zu Gesicht bekommen

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