Die Stunde Der Woelfe
sich auf, die porzellanhafte Haut warf Blasen, verfärbte sich schwarz und wurde zu Asche, sodass der Knochen darunter zum Vorschein kam. Sie wich in den Schatten zurück, und weil sie immer noch ein Vampir war, unsterblich, überlebte sie.
»Estelle, es gibt eine Theorie zu Smith, die besagt, er besitze eine Art übersinnliche Kraft. Es ist kein Heilmittel, aber es schützt Leute vor einem Teil der Nebenwirkungen ihres Wesens â Verwundbarkeit durch Sonnenlicht und das Verlangen nach Blut bei Vampiren, das Bedürfnis, Wolfsgestalt anzunehmen, bei Lykanthropen. Seine Anhänger müssen bei ihm bleiben, damit er die Wirkung aufrechterhalten kann. Es ist so eine Art symbiotische Beziehung â er hält ihr gewalttätiges Wesen unter Kontrolle und nährt sich von ihrer Kraft und Aufmerksamkeit. Was meinst du?«
»Ich weià nicht. Ich weià gar nichts mehr.« Sie schniefte.
Ihre Stimme klang gepresst, und ich verstand nun, wo ihr leises Lispeln herrührte.
Matt betrat den Sprecherraum. »Kitty, da ist ein Anrufer für dich auf Leitung vier.«
Vier war meine Leitung für Notfälle. Nur ein paar wenige Leute besaÃen die Nummer. Carl hatte sie. Ich tippte darauf, dass er es war, dass er immer noch versuchte, den Beschützer zu spielen.
»Kann es nicht warten?«
»Nein. Der Typ hat mich ziemlich massiv bedroht.« Matt zuckte ohne ein Zeichen von Reue die Schultern. Er würde es mir überlassen, mich mit den Drohungen aus der Welt des Ãbernatürlichen herumzuschlagen. Eines Tages würde er kündigen, und ich würde ihm keinerlei Vorwürfe machen können. Ich musste unbedingt erreichen, dass Ozzie ihm eine Gehaltserhöhung gewährte.
»Estelle, warte nur eine Minute. Ich bleibe dran, aber ich muss eine Pause einlegen.« Ich schaltete sie auf Warten und stellte sicher, dass wir nicht mehr auf Sendung waren. Dass Carl mir live im Radio eine Standpauke hielt, hatte mir gerade noch gefehlt. »Was?«
»Hallo Katherine«, sagte eine aristokratische Männerstimme.
Es war nicht Carl. Oh nein. Nur ein Mensch, abgesehen von meiner GroÃmutter, nannte mich Katherine. Ich war ihm nur ein paarmal persönlich begegnet, im Laufe von Revierstreitigkeiten mit Carl und dem Rudel. Aber ich kannte diese Stimme. Die mir bis ins Knochenmark ging.
»Arturo. Wie zum Teufel sind Sie an diese Nummer gekommen?«
»Ich verfüge über Mittel und Wege.«
Also bitte! Am Telefon, hinter dem Mikro besaà ich die Macht.
Ich schaltete das Gespräch auf Senden. »Hallo Arturo. Sie sind live auf Sendung.«
»Katherine«, sagte er gepresst. »Ich möchte privat mit Ihnen sprechen.«
»Wenn Sie mich während der Sendung anrufen, sprechen Sie mit meinen Zuhörern. So ist das nun einmal.« Solange ich unverfroren genug war, vergaà ich vielleicht, dass er versucht hatte, mich umzubringen.
»Es passt mir gar nicht, wie Ihr Pöbel behandelt zu werden â¦Â«
»Was wollen Sie, Arturo?«
Er atmete tief durch. »Ich möchte mit Estelle sprechen.«
»Warum?«
»Sie gehört zu den Meinen.«
GroÃartig. Die Sache wurde allmählich kompliziert. Ich bedeckte das Mikro mit der Hand. »Matt, wie funktioniert so eine Konferenzschaltung gleich noch einmal?«
Nach ein paar Sekunden hatte ich wieder Estelle in der Leitung. »Estelle? Bist du noch dran?«
»Ja.« Ihre Stimme bebte. Sie schluckte.
»Okay, ich habe Arturo in der anderen Leitung â¦Â«
Sie stöhnte auf, als hätte ich sie eben mit einem Pfahl durchbohrt. »Er wird mich umbringen. Er wird mich umbringen, weil ich ihn verlassen habe â¦Â«
»Ganz im Gegenteil, Liebes. Ich möchte dich nach Hause holen. Du bist verletzt und brauchst Hilfe. Sag mir, wo du bist.«
Ihr Atem ging stoÃweise. Sie weinte. »Es tut mir leid, es tut mir so leid â¦Â«
»Dafür ist es längst viel zu spät.« Er klang müde.
Ich konnte selbst nicht glauben, was ich als Nächstes sagte. »Estelle, ich finde, du solltest auf ihn hören. Ich weià nicht, was ich für dich tun kann. Arturo kann dich an einen sicheren Ort bringen.«
»Ich glaube ihm nicht. Ich kann nicht zurück, ich kann nie mehr zurück!«
»Estelle, bitte verrate mir doch, wo du bist«, sagte Arturo.
»Kitty?«, fragte Estelle mit kleinlauter Stimme.
»Arturo â Sie versprechen, dass Sie
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