Die Stunde Der Woelfe
steckte ich die Hände in meine Jackentaschen und ging los. Ich konnte spüren, wie er mir nachstarrte.
Ich ging zu T. J.
Wenn Hardin mich beschatten lieÃ, so bemerkte ich es nicht. Es hätte mich nicht überrascht, wenn sie es getan haben sollte. Es war dumm, zu ihm zu gehen, sie möglicherweise direkt zu ihm zu führen. Doch zu dem Zeitpunkt konnte ich längst keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Ich besaà einen letzten Rest Vernunft und nahm SeitenstraÃen und FuÃpfade, auf denen Autos mir nicht folgen konnten. Ich rannte, und ich konnte schnell rennen, selbst in verletztem Zustand; wie jeder Werwolf, der etwas taugte.
Seine Haustür war nicht abgesperrt. Ich schlüpfte hinein, schob die Tür leise zu und schloss ab. Er hatte zwei Zimmer, ein Wohnzimmer mit einem wegklappbaren Bett und eine Küche, in der auch eine Tiefkühltruhe und eine Waschmaschine standen. Das Badezimmer ging nach hinten hinaus.
Er lag schlafend auf dem Wohnzimmerboden, nackt
und in eine Decke verheddert. Auch er musste die ganze Nacht unterwegs gewesen sein. Er besaà einen prächtigen Körper, muskulöse Arme, die in fest umrissene Schultern und einen schönen Rücken mündeten. Er war zu einer Kugel zusammengerollt, angespannt, als habe er einen Albtraum. Seine Haare waren schweiÃnass. Er hielt ein Kopfkissen umarmt und an die Brust gedrückt.
Nachdem ich mir Jacke und Schuhe ausgezogen hatte, kniete ich neben ihm nieder. Ich berührte ihn an der Wange, wobei ich ihm die Hand dicht an die Nase hielt, damit er mich riechen konnte. Er bewegte sich mit einem leisen Stöhnen. Ich legte mich neben ihn und schmiegte mich eng an ihn, während er erwachte. Ich schob mich in seine Arme.
Zwar öffnete er die Augen nicht, doch mir war klar, dass er wach war, weil er mich fester umarmte.
»Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe«, flüsterte ich.
Er lächelte und küsste mich auf die Stirn. »Hm. Geht es dir gut?«
»Ja.« Jetzt schon. Jedenfalls kurzzeitig. »Warum hat er es getan, T.J.? Ich hätte ihn nicht für derart dumm gehalten. Wenn er mich herausfordern wollte, warum hat er es dann nicht vor dem Rudel getan? Auf die Art hätte er niemals seine alte Stellung zurückerobern können.«
Seine Antwort lieà so lange auf sich warten, dass ich schon dachte, er sei wieder eingeschlafen. Die Frage war ohnehin halb rhetorisch gewesen. Ich hatte nie begriffen, warum Zan etwas tat.
Da sagte T.J.: »Jemand hat ihn dazu angestiftet. Jemand
hat gewollt, dass er dich umbringt, ohne dass das Rudel dabei zusieht.«
Es war also nicht Zans Einfall gewesen. Das ergab beinahe Sinn. »Woher weiÃt du das?«
»Weil ich ihm gesagt habe, sollte er dich jemals wieder angreifen, würde ich ihn umbringen.«
Meine Augen brannten, und mir rannen Tränen über die Wangen, weil ich ihm von der Polizei erzählen musste. Ich musste ihn bitten, mir zu sagen, was ich tun sollte. Er konnte nicht ins Gefängnis gehen. Was würden sie während der Vollmondnächte mit ihm machen?
Ich schmiegte mich dichter an ihn, legte den Kopf auf seine Brust. »Wer hat ihn dazu angestiftet?«
»Jemand, der mir rangmäÃig überlegen ist. Er würde nur auf jemanden hören, vor dem er mehr Angst hat als vor mir. Bleiben Carl oder Meg.«
Die Zeit verging, und Sonnenstrahlen begannen die Jalousien entlangzukriechen, als ich sagte: »Ich glaube, es war Meg.«
»Ich glaube, es war Carl.« Dann, ganz leise: »Früher bin ich in Carl verliebt gewesen.«
Auf so vielfältige Weise war das Alphatier des Rudels Gott für uns. Ich konnte mich noch an meine ersten Monate bei ihnen erinnern. Ich erbebte jedes Mal, wenn Carl sich mir näherte. Ich kauerte mich zu seinen FüÃen, betete ihn an, verehrte ihn. Wann war das verschwunden?
»Ich auch«, sagte ich.
Wir schliefen eine Zeit lang. Ich war nur halb wach, als er den Rücken streckte und sich aufsetzte. Er hielt inne, holte mehrmals tief Luft und kam dann mit seinem Gesicht
auf mich zu, roch an meinem Haar, bewegte sich abwärts, um meinen Hals und mein Hemd zu beschnüffeln.
In zweifelndem Tonfall sagte er: »Du riechst nach Polizeirevier. «
Ich erzählte ihm alles, während er Eier mit Speck zum Frühstück machte. Selbst der Geruch brutzelnden Fleisches, der die Küche erfüllte, konnte keine Hungergefühle in mir wecken. Wir
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