Die Stunde Der Woelfe
dann sagte er: »Okay.« Er warf einen Blick aus der immer noch nicht abgesperrten Tür und winkte jemanden herein. Detective Hardin.
OâFarrell setzte sich an den Tisch und schien mit seiner Aktentasche beschäftigt zu sein. Hardin machte die Tür zu und blieb mit verschränkten Armen griesgrämig an der Wand stehen.
Sie sagte: »Was hat dieser Auftragskiller in Ihrem Apartment zu suchen gehabt?«
Das war kein guter Gesprächsanfang. Gab es überhaupt einen guten Anfang für dieses Gespräch?
Ich warf OâFarrell einen Blick zu. Er zuckte unverbindlich mit den Schultern und fuhr fort, seine Papiere zu sortieren. Bedeutete das, dass es in Ordnung war, etwas zu sagen oder nicht? Ich konnte die Antwort verweigern. Hauptsächlich weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, und nicht, weil ich etwas zu verbergen hatte.
»Ich habe ihn angerufen. Vorhin war ich ziemlich mitgenommen, und ich habe Hilfe gebraucht. Wir sind in Kontakt geblieben. Professionelle Beratung.«
»Dann nehmen Sie ihm den Vorfall von letztem Monat nicht übel?«
»Ich schätze mal nicht.«
»Was hat der Tote vor Ihrem Apartment gewollt?«
Ich musste schlucken. Meine Kehle war trocken. OâFarrell sagte: »Könnten wir etwas Wasser bekommen? Danke.«
Die Stirn noch mürrischer in Falten gelegt, steckte Hardin den Kopf nach drauÃen und rief jemandem etwas zu. Einen Augenblick später trafen zwei Becher mit Wasser ein.
Das alles war reine Zeitverschwendung.
»Werden Sie mir nun antworten?«, fragte Hardin. Ihre Haare standen in sämtliche Richtungen ab, und sie hatte dunkle Augenringe. Auch sie hatte keinen Schlaf bekommen.
»Er ⦠er hat gewartet«, stammelte ich. »Auf mich. Er wollte mir wehtun.« Ich trank noch einen Schluck Wasser und senkte den Blick. Das Sprechen bereitete mir Mühe.
»Warum?«
Das konnte ich nicht beantworten. Ich konnte es nicht sagen. Es würde zu lange dauern, es zu erklären.
»Können Sie mir dann sagen, wer sonst noch da war?«
Auch das konnte ich nicht beantworten. Erneut blickte ich OâFarrell Hilfe suchend an. Hardin sah ihn ebenfalls an.
Er sagte zu Hardin: »Ich gehe davon aus, dass man sie nicht über ihre Rechte belehrt hat? Sie muss keinerlei Fragen beantworten, die sie nicht beantworten möchte. Sie befindet sich als freiwillige Zeugin hier.« Freiwillig? Von wegen!
»Zu diesem Zeitpunkt«, sagte Hardin. Sie wandte sich wieder mir zu. »Diesem Kerl hat kein wilder Hund den Kopf abgebissen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie es auch nicht gewesen sind. Man hat Blut unter den Fingernägeln des Opfers und in seinem Mund gefunden. Ich
bin gewillt zu glauben, dass es Ihres ist, und dass sich Ihre Geschichte teilweise nachweisen lässt. Wenn dem so ist, bedeutet das, dass Sie dort gewesen sind und wahrscheinlich wissen, wer es getan hat. Ist es dieser streunende Werwolf gewesen, von dem Sie mir erzählt haben? Derjenige, nach dem ich wegen meiner zerfleischten Mordopfer suche?«
»Nein«, sagte ich ohne nachzudenken. »Es hatte nichts mit dem Streuner zu tun.« Das hier spielte sich alles innerhalb des Rudels ab und ging sie gar nichts an.
Hardin fing an, auf und ab zu gehen. »Ms. Norville. Kitty. Im Moment sind Sie eine Zeugin und nicht wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Bringen Sie mich nicht dazu, diese Einschätzung zu ändern.«
»Was?«
»Wenn Sie wissen, wer dahintersteckt, und es mir nicht verraten, kann ich Sie wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht bringen.«
»Das ist ein Bluff«, sagte OâFarrell. »Das ÃuÃerste, was Sie ihr ohne weitere Beweise anlasten könnten, ist Verdunkelung.«
Wovon zum Teufel redeten sie?
Hardin fuhr unbeirrt fort, ohne auf ihn zu achten. »Wenn Sie versuchen, zu decken, wer auch immer dies getan hat, machen Sie sich eines Verbrechens schuldig.«
»So ⦠war es nicht. Zan hat mich herausgefordert; er hat es so gewollt ⦠das hier ist kein ⦠es ist kein ⦠Verbrechen.«
»Ms. Norville.« OâFarrell machte eine beschwichtigende Handbewegung. Ich setzte mich zurück.
Hardin sagte: »Ein Mann ist ermordet worden, und Sie behaupten, das sei in Ordnung?«
»Nein, es ist nur â¦Â« Es ist nur, dass, ja, laut Rudelgesetz war es in Ordnung. T.J. war der dominante Wolf, und Zan war zu weit gegangen. Ich wollte diese doppelbödige Moral,
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