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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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gequälten, verärgerten Ausdruck an. »Passiert das oft? Werwölfe, die sich gegenseitig scheinbar grundlos abmetzeln?«
    Â»Oh, es gibt immer einen Grund«, sagte ich. Als mir bewusst wurde, wie unschön das klang, blickte ich weg. »Nein, es passiert nicht oft.« Nur wenn Machtkämpfe stattfanden. Wenn ein junger Wolf wie ich größenwahnsinnig wurde.
    Â»Hm. Und ich habe immer gedacht, polizeiinterne Angelegenheiten seien hart.«
    Ich warf Cormac einen Blick zu. Seine Miene war eine Maske, unergründlich. Ich war mir sicher, dass er nicht die Polizei gerufen hatte. Ich sagte: »Woher haben Sie gewusst, wo Sie hin mussten?«
    Â»Ihr Soundfuzzi hat mich angerufen.«
    Â»Matt. Bastard«, murmelte ich. Ich hätte gedacht, er wäre klüger, als sich in übernatürliche Streitereien einzumischen.
    Â»Warum haben Sie mich nicht angerufen?«
    Â»Ich wollte nicht, dass Ihnen etwas zustößt.«
    Â»Ich bin gerührt. Nein, wirklich. Haben Sie auch nur die geringste Ahnung, was ich hierüber in meine Berichte schreiben soll? Was ich mit Ihnen machen soll?«

    Ich zuckte mit den Schultern und fuhr zusammen, als der Schnitt an meinem Rücken erneut aufplatzte. Ich würde gute zwei Stunden still liegen müssen, wenn ich wollte, dass er heilte. »Sollte ich meinen Anwalt anrufen?«
    Sie starrte mich durchdringend an, als wolle sie mir die Haut abschälen. Ich machte einen Buckel. Wenn sie ein Wolf gewesen wäre, hätte ich ihr Starren als Herausforderung betrachtet. Ich blickte auf meine Füße und versuchte, harmlos zu wirken, klein und belanglos, den metaphorischen Schwanz eingezogen.
    Sie reckte das Kinn, eine Art entschlossen-halbherziges Nicken.
    Â»Ich habe Hunde beim Kämpfen gesehen. Mehr nicht. Aber um Himmels willen, rufen Sie mich nächstes Mal gefälligst an!«
    Sie ging.
    Cormac hatte meine Klamotten auf dem Beifahrersitz seines Jeeps. Ich zog sie an, behielt aber weiterhin die Decke um mich geschlungen. Mir war kalt.
    Er stoppte den Jeep vor meinem Wohnblock und schaltete den Motor aus. Es kostete mich einige Überwindung, mich zu bewegen, und ich atmete tief durch, weil ich wusste, wie sehr es schmerzen würde.
    Als ich den Türgriff umklammerte, fragte Cormac: »Soll ich mit hochkommen?«
    In der Frage schwangen ganze Schichten an Bedeutung und unausgesprochenen Annahmen mit. Wir waren nicht gerade ein Pärchen beim ersten Date, das vorsichtig austestete, ob der Abend noch ein wenig länger andauern
würde; während er sich fragte, ob ich ihn zu mir einladen würde, und ich mich fragte, ob ich es tun sollte. Aber es hatte ein bisschen was davon. Vielleicht wollte er eine zweite Chance. Vielleicht wollte ich ihm die geben. Ich musste entscheiden, wie schwer ich verletzt war – doch wenn ich so lädiert war, dass ich Hilfe benötigte, war ich wahrscheinlich zu schwer mitgenommen, um ihm diese zweite Chance zu gewähren. Vielleicht wollte er bloß nett sein. Aber warum sollte er versuchen, nett zu sein, wenn er keine zweite Chance haben wollte?
    Am wahrscheinlichsten war wohl, dass ich zu viel hineininterpretierte. Ich hatte Kopfschmerzen und musste unbedingt duschen. Und schlafen. Also keine zweite Chance.
    Doch er hatte den Motor abgestellt, als wolle er wirklich mit hineinkommen.
    Â»Es wird schon gehen.« Ich machte die Tür auf und ließ mich vorsichtig auf den Gehsteig gleiten. Die Decke ließ ich auf dem Sitz liegen. »Danke. Danke für alles. Ich schätze mal, jetzt stehe ich doppelt in deiner Schuld.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Dank dir habe ich mir eine Kugel gespart.«
    Ich blickte zu Boden, um ein Grinsen zu verbergen. »Du bist mir nicht böse, weil ich dir die Beute vor der Nase weggeschnappt habe?«
    Â»Typisch Wolf, so zu denken, obwohl genug für jeden da ist.« Er ließ den Jeep an. Der Motor dröhnte und fand dann seinen Rhythmus. »Gib auf dich acht.«
    Â»Ja, klar. Du auch.« Ich machte die Tür zu.
    Er fuhr los.

    Auf dem Weg zu meinem Haus fragte ich mich immer noch, ob ich Cormac hätte bitten sollen, mich zu begleiten. Er hatte Waffen und war unverletzt. Dort war die Stelle, an der T.J. Zan umgebracht hatte. Was sonst mochte in den Schatten lauern, um mich anzugreifen? Nicht der streunende Wolf. Nicht mehr.
    Ich hatte den Streuner umgebracht. Ganz allein hatte ich ihn getötet. Das hätte mir ein Gefühl von

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