Die Stunde Der Woelfe
atmete er seufzend aus und lieà die Schultern hängen. »Was soll ich nur mit dir machen?«
Ich schlang die Arme um die Knie und starrte wütend in Richtung der Hügel, die im Licht der Sonne golden leuchteten. Die Schatten der Bäume wurden allmählich länger und krochen auf mich zu.
»Ich werde mit Meg reden müssen. Ich weià nicht, was du tun wirst. Entweder wirst du dich raushalten oder Meg den Rücken stärken. Ich weià nicht, was von beidem.«
»Kannst du Meg besiegen?«
»Ich kann es versuchen.«
»Dann wirst du ihren Platz einnehmen.«
»Nein. Das will ich nicht.« Ich wollte meinen eigenen Platz; wie konnte ich ihm das nur begreiflich machen?
»Ich kann dieses Rudel nicht allein anführen.« Er klang beinahe panisch.
»Vielleicht könntest du es lernen.«
Er fragte mit gepresster Stimme: »Wieso ziehst du es noch nicht einmal in Betracht?«
»Weil ich das Rudel nicht brauche. Ich habe mein eigenes Leben.« Streunende Wölfin. Ich konnte es tun. »Wirst du ihr also den Rücken stärken oder mir nicht im Weg stehen?«
Er hakte sich mit den Händen in den Taschen seiner
Jeans ein und sah weg. Mir kam der Gedanke, dass Carl gar nicht so alt war. Vielleicht vierunddreiÃig, fünfundreiÃig. Ich wusste nicht, wie viel dieser Zeit er als Werwolf zugebracht hatte. Es mangelte ihm an Selbstvertrauen, das mit der Reife kommt. Wie viel Mühe kostete es ihn, den starken Mann zu markieren, jene dominante Haltung zu wahren, die er benötigte, um nicht die Kontrolle zu verlieren? Es war mir noch nie zuvor aufgefallen, aber das selbstbewusste Auftreten lag nicht in seiner Natur. Anders etwa als bei, sagen wir einmal, Cormac.
»Willst du reinkommen und drinnen auf sie warten?«
»Ich glaube, ich bleibe hier.«
Er bog wieder um die Hausecke.
Kurze Zeit später kam er durch die Hintertür. Meg war bei ihm. Sie standen nebeneinander und blickten auf mich herab. Eigentlich hätte mir der Hintern wehtun müssen, weil ich so lange auf dem Beton gesessen hatte. Aber es war wirklich ein schöner Nachmittag. Die Luft kühlte in der Abenddämmerung leicht ab. Ich fühlte mich wohl.
»Hey Meg. Erzähl mir von James«, sagte ich, ohne mich umzudrehen.
Die Pause, bevor sie antwortete, war einen Tick zu lang. »Von wem?«
»James. Streunender Werwolf.«
Carl fragte: »Kitty, wovon redest du da?«
»Ich glaube, Meg hat dir etwas verheimlicht. Ich glaube, sie hat jemanden gefunden, der groà und tough genug ausgesehen hat, hat ihn zu einem von uns gemacht und angefangen, ihn zu deinem Ersatz aufzubauen. Sie wollte nicht selbst gegen dich kämpfen. Er wäre dann ein Alphamännchen,
das alles ihr zu verdanken hätte. Aber der Typ war durchgeknallt. Labil. Sie konnte ihn nicht unter Kontrolle halten. Sie hat ihn im Stich gelassen, und er hat das Morden angefangen. Es hat ihr nicht gepasst, dass ich mit der Polizei darüber gesprochen habe; vielleicht hatte sie Angst, ich würde ihr auf die Schliche kommen, ihren Geruch auffangen und den Streuner bis zu ihr zurückverfolgen. Also hat sie Zan losgeschickt, um mich loszuwerden. Zu schade, dass die ganze Sache nicht geklappt hat, als sie sich mit Arturo zusammengeschlossen hat, um Cormac anzuheuern, der mich umbringen sollte. Das hätte allen das Leben leichter gemacht. Ich glaube, sie hat es schon eine ganze Zeit lang auf mich abgesehen, seit sie dachte, ich könnte ihr ihren Platz streitig machen.«
»Wo ist dieser James jetzt?« Carl sah mich an, nicht Meg.
Doch ich blickte direkt zu Meg. »Ich habe ihn umgebracht.«
Meg sagte: »Das glaube ich dir nicht.«
Bingo! Ich hatte sie. »Welchen Teil? Dass dieser Kerl existiert, oder dass ich â ich kleines Ding â es geschafft habe, ihn umzubringen?« Ich erhob mich, ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen. »Ich habe ihm die verdammte Kehle rausgerissen, Meg. Möchtest du, dass ich dir erzähle, wie es geschmeckt hat? Soll ich es dir zeigen?«
Das war viel zu groÃspurig. Ich fing schon an, wie Carl zu klingen. Zu spät, um noch einen Rückzieher zu machen.
Meg trat einen Schritt hinter Carl zurück.
Ein prickelndes Gefühl wärmte mich, ein statischer Schock die Wirbelsäule hinauf. Ich hatte sie noch nicht einmal angefasst, aber sie hatte Angst. Vor mir! Ich könnte
sie gerade anhauchen, und vielleicht würde sie
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