Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde der Zaem

Die Stunde der Zaem

Titel: Die Stunde der Zaem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
indes bemühte er sich, sein Unbehagen vor Lankohr und dessen Freundin zu verbergen.
    Vielleicht hätte er doch auf Zahda warten sollen. Andererseits fürchtete er, ob gewollt oder ungewollt, dann ihrem Einfluß zu unterliegen.
    Aber wer sagte ihm, daß Fronja nicht in der Nähe der Zaubermütter gefangen war?
    »Du mußt dich erinnern!« Ehe Lankohr sich versah, hatte Mythor seine Hüften umfaßt und ihn hochgehoben. Erst zappelte der Aase ein wenig, dann begann er zu jammern.
    »Sage Zaem, sie soll mir die Erinnerung zurückgeben. Warum glaubst du mir nicht?«
    Der Sohn des Kometen stellte ihn hart wieder auf die Beine.
    »Wenigstens einen Hinweis, Lankohr. Versuche, dich auf eine Kleinigkeit zu besinnen, die mir weiterhelfen könnte. Oftmals sind es die Nebensächlichkeiten, die den Lauf der Dinge verändern.«
    In einer hilflosen Geste breitete Lankohr die Arme aus.
    »Du quälst ihn«, sagte Heeva. »Muß das sein?«
    »Weißt du, wie es in mir aussieht?« erwiderte Mythor. »Ich fühle mich zu Fronja hingezogen, seit ich zum erstenmal ihr Bildnis sah. Nichts kann mich davon abbringen, ihr in der Not beizustehen.«
    »Auch Dämonen nicht?«
    »Und wenn es eine ganze Heerschar wäre«, bekräftigte der Sohn des Kometen.
    »Du liebst sie?« fragte Heeva dann unvermittelt.
    Für Mythor kam die Frage überraschend. Er preßte die Lippen zusammen, bis sie nur noch zwei schmale, blutleere Striche bildeten, sagte aber nichts.
    »Ja«, nickte die Aasin gedankenverloren. »Ich verstehe dich, Mann aus Gorgan.«
    Lankohr ließ ein heiseres Krächzen vernehmen. Er taumelte und wäre gestürzt, hätte er sich nicht im letzten Moment an einer Wand abfangen können. Der Blick seiner Augen war in endlose Ferne gerichtet. Er schwitzte heftig. Als Heeva ihm sanft über die Stirn strich, zuckte er zusammen.
    »Laß ihn!« befahl Mythor.
    Lankohr stammelte. Kaum verständlich drangen die Worte über seine Lippen.
    »… gefangen - ein Verlies… und doch eine Welt für sich… Fronja, der Deddeth - und alle… Zirri weiß, wie…«
    Gurgelnd brach er ab. Sofort war Heeva wieder bei ihm.
    »Bitte«, stöhnte sie. »Er braucht Ruhe. Wenn dir auch nur das geringste an ihm liegt, muß dieser eine Versuch genug sein.«
    »Weißt du, von welchem Verlies er gesprochen hat?«
    Die Aasin zuckte mit den Schultern.
    »Aber du bist mit den Gegebenheiten vertraut. Wo könnte es liegen?«
    Erst half sie Lankohr, wieder einen sicheren Stand zu finden, dann antwortete sie auf Mythors Frage:
    »Im inneren Kreis des Regenbogendoms vielleicht. Auf jeden Fall aber in der Nähe der Lichtinsel.«
*
    Das Gelb des Hellen Kreises brachte Mythor neue Hoffnung. Es wirkte auf ihn wie ein strahlender Sonnenaufgang nach einer endlos langen Gewitternacht.
    »Von nun an müssen wir auf der Hut sein«, gab Heeva zu bedenken. »Überall sind Amazonen der Zaem.«
    Lankohr schürzte die Lippen, und sie reagierte mit einer beruhigenden Handbewegung auf diese Geste.
    »Scida und Gerrek treiben sich auch irgendwo hier herum«, meinte der Aase.
    Sie hielten sich links, suchten stets die Deckung von Gebäuden. Einmal vernahmen sie die rauhen Stimmen von Amazonen, blieben aber selbst unbemerkt, weil eine Mauernische ihnen Schutz bot.
    »Du begibst dich unnötig in Gefahr«, versuchte Lankohr den Sohn des Kometen umzustimmen. »Was kannst du ausrichten, wenn selbst die Magie der Zaubermütter versagt?«
    »Das laß meine Sorge sein«, erwiderte Mythor hart.
    »Warum bedrängst du ihn?« wandte sich Heeva an ihren Freund. »Es ist sein eigener Entschluß, zu sterben. Wahrscheinlich will er, daß die Mächte der Finsternis sich ungehindert ausbreiten können, wenn nicht nur die Tochter des Kometen, sondern auch er uns genommen wird.«
    Mythor lächelte.
    »Du mühst dich vergeblich, Heeva«, sagte er. »Ich kann deinen Worten keinen Glauben schenken. Zaem würde zweifellos nicht ruhigen Gewissens Fronja opfern wollen, wenn ihr Tod solche Folgen mit sich brächte.«
    Die beiden Aasen mußten einsehen, daß Mythor nicht gewillt war, sich überreden zu lassen.
    Also setzten sie ihren Weg fort. Mehrmals war Heeva gezwungen, ihre Zauberkräfte einzusetzen, um Amazonen abzulenken.
    »Ich weiß nicht, wie lange es mir noch gelingt«, sagte sie. »Im Schatten der Zaubermütter fällt es mir schwer, die Magie anzuwenden.«
    »Hauptsache ist, Mythor geschieht nichts«, warf Lankohr bedeutungsvoll ein. Seine Stimme hatte dabei einen seltsamen Klang, der den Sohn des Kometen aufhorchen

Weitere Kostenlose Bücher