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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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angespannt. Kaleb rührte sich nicht.
    Im Raum war es bis auf das Zischen des Bunsenbrenners und das Geblubber einer Flüssigkeit vollkommen still. Nach einer halben Ewigkeit ergriff Cat das Wort.
    »Emerson ist noch nie zuvor auf Zeitreise gegangen«, sagte sie und schaute von Kaleb zu Michael. »Wollt ihr etwa ihre Sicherheit und ihr Leben aufs Spiel setzen und sie in die Vergangenheit schicken, um jemandem das Leben zu retten, den sie nicht einmal gekannt hat?«
    Michael versuchte sich zu verteidigen. »Es ist nicht gefähr …«
    »Und ob es das ist«, fiel Cat ihm ins Wort. »Michael, du weißt doch, wie Liam gestorben ist. Wenn ihr auch nur die geringste Chance auf Erfolg haben wollt, müsste das Timing bei deinem Plan absolut perfekt sein – auf die Nanosekunde genau.«
    »Wir könnten es schaffen«, beharrte er. »Wir müssten ein paar Berechnungen anstellen …«
    »Berechnungen? Überleg doch mal, was du da vorschlägst. Eine falsche Bewegung und ihr zwei wärt beide tot, verbrannt zu einem nicht identifizierbaren Knochenhaufen, genau wie Liam. Ist es das, was ihr wollt?«
    Kaleb zischte durch die Zähne und postierte sich zwischen mir und Cat.
    Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich schlang die Arme um meinen Körper und sehnte mich weit fort von dem Gebäude und von dieser Unterhaltung. Ich drehte mich um und verließ, ohne mich noch einmal umzuschauen, das Labor, bahnte mir den Weg zwischen schwatzenden Studenten, die inzwischen in den Flur geströmt waren. Ich zwängte mich an Rucksäcken und Leuten vorbei, bis ich die Treppe erreicht hatte, die ins Erdgeschoss führte. Erst als ich draußen auf dem Gehsteig stand, blickte ich über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass mir niemand gefolgt war.
    Fehler.
    Vor dem Gebäude tobte eine Gruppe von jungen Männern herum, die sich einen altmodischen Lederfootball zuspielten. Für sie war der Ball jedoch keineswegs altmodisch.
    Sie trugen kurze Hosen, gestreifte Socken und Stollenschuhe, und ihre Sportkleidung ließ auf die frühen Vierzigerjahre schließen. Ich hatte heute schon genug erlebt, das einen in den Wahnsinn treiben konnte, und jetzt wurde ich mit einer geisterhaften Footballmannschaft konfrontiert, deren Mitglieder sich gerade für ein Erinnerungsfoto vor der großen Eingangstreppe aufstellten.
    Statt mit der Hand in eine Mannschaft aus zwölf stämmigen Jungs zu fahren, wollte ich mir lieber einen weniger belebten Ort suchen. Zu meiner Rechten, hinter dem Verwaltungsgebäude, fand ich mein Refugium. Den Whitewood-Memorial-Garten. Zwischen zwei moosbewachsenen Steinbänken stand eine bronzene Sonnenuhr. Üppige Trauerweiden dämpften die hektische Geräuschkulisse des Colleges und schirmten den Garten mit seinem idyllischen, kleinen Teich gegen die Außenwelt ab. Ich ließ mich auf einer der Steinbänke nieder, lehnte den Kopf zurück, schloss die Augen und genoss die warme Spätnachmittagssonne auf meinem Gesicht.
    Doch wie sehr ich mich bemühte, Cats Worte ließen sich einfach nicht verscheuchen.
    Nachdem ich meine Eltern verloren hatte, führte ich mir den Verlauf des Busunglücks wieder und wieder vor Augen, stellte mir vor, wie es für sie gewesen war, den Hang hinunter und in den kristallklaren, eiskalten See zu rutschen. Ich hoffte, dass es am Ende ein friedvoller Tod gewesen war.
    Liam Ballards Tod musste alles andere als friedvoll gewesen sein.
    Als hinter mir schwere Schritte zu hören waren, drehte ich mich um und erwartete, Michael zu sehen. Doch zu meiner Überraschung schaute ich stattdessen in Kalebs blaue Augen.
    »Michael macht Cat die Hölle heiß, weil sie dir Angst eingejagt hat. Hier, vielleicht hilft dir das ein bisschen.« Er reichte mir eine Flasche Wasser und hielt mir ein feuchtes Papierhandtuch in den Nacken. Es war so nass, dass mir kleine Rinnsale den Rücken hinunterliefen. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mit mir? Was ist mit dir ? Zu hören, wie Cat deinen Vater als nicht identifizierbaren …« Ich mochte den Satz nicht beenden. Ich nahm das tropfnasse Tuch, zerknüllte es in meiner Faust und sah zu, wie das herausgedrückte Wasser über meine Handgelenke lief. Das Gefühl ließ mich zittern.
    Kaleb bemerkte es. Er stützte die Ellbogen auf die Rückenlehne und legte mir den Arm auf die Schulter. Ich widerstand dem Drang, mich an seinen Körper zu schmiegen.
    Die tief stehende Sonne tauchte alles um uns herum in sanftes Gelb. Der Garten sah aus wie aus einem Bilderbuch, nicht wie ein Ort,

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