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Die Stunde der Zikaden

Die Stunde der Zikaden

Titel: Die Stunde der Zikaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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gefunden. In diesem Zusammenhang wurden schon mal die Ermittlungen eingestellt. Dabei ging es angeblich um Beteiligung an organisierter Kriminalität. Tuttoverde wollte sich darum kümmern, weil ich wissen will, was das genau war. Aber daran glaube ich inzwischen nicht mehr.»
    «An was?»
    «Dass Tuttoverde sich darum kümmern wird.»
    «Warum?»
    «Er hat gesagt, dass ich mich raushalten soll, dass wir wegfahren sollen. Basta. Übrigens wusste er die ganze Zeit von dem Araber am Strand. Teo hat offensichtlich Fotos gemacht … auch von dir. Wahrscheinlich auch von mir.»
    «Wie schön. Wieso haben die nicht die Carabinieri gerufen?»
    «Weil sie verdeckt ermitteln wollten und deshalb keine öffentliche Aufmerksamkeit gebrauchen konnten.»
    «Leuchtet mir ein.»
    «Der Fahrer des weißen Lieferwagens wurde inzwischen tot aus dem Meer gefischt, deshalb die Durchsuchungsaktion. Aber die Carabinieri wurden blitzschnell zurückgepfiffen. War wohl eine eigenmächtige Entscheidung des Maresciallo. Ach ja, was ich vergessen habe: Domenica will die Ware zurück, die im Lieferwagen war und die jetzt, ihrer Meinung nach, Orecchio hat, von dem sie wiederum annimmt, dass er in Verbindung zu mir steht. Ich sagte dir ja bereits, dass wir Italiener Weltmeister in Verschwörungstheorien sind.»
    «Warte mal, ich hätte auch eine anzubieten: Dein Freund Tuttoverde setzt das Gerücht in die Welt, dass die Ermittlungen abgeblasen werden, weil er herausgefunden hat, dass die Colaltos und ihre Mitarbeiter Wind von der Existenz eines verdeckten Ermittlers in ihrer unmittelbaren Umgebung bekommen haben. Tuttoverde weiß auch, dass du durch deinen Vater in die Sache verstrickt bist. Deshalb geht er davon aus, dass du auf eigene Faust weitermachst, um deinen Vater zu schützen. Teo will auch weitermachen, oder er weiß von Tuttoverdes Plänen. Teo nimmt mit uns Kontakt auf, und wir drei lassen die Organisation hochgehen, ehe wirklich eine mächtige Person ihre schützende Hand über die Colaltos und ihre Kleinmafia halten kann.»
    «Was wird in deiner Theorie aus meinem Vater?»
    «Den Colaltos werden mildernde Umstände angeboten, wenn sie ihn aus dem Spiel lassen.»
    «Du könntest sofort bei der italienischen Polizei anfangen, Laura.»
    «Glaubst du vielleicht, bei uns gibt es keine Geschäfte mit Kriminellen? Was machen wir jetzt?»
    Guerrini schob seine Hände flach unter den Gürtel seiner Jeans und zog die Schultern hoch.
    «Lass uns zu Teo zurückgehen. Wir haben nicht viel Zeit. Domenica hat mir vierundzwanzig Stunden gegeben. Wir brauchen einen funktionierenden Plan. Deine Verschwörungstheorie finde ich übrigens sehr überzeugend, Laura. Ich könnte mir vorstellen, dass Teo grinst, wenn du sie ihm vorträgst. Aber lass es lieber.»
     
    Laura fand, dass ihre Beratungen inmitten der Macchia sehr gut zu Angelos Reise in die Vergangenheit passten. Wie sie da so auf dem sandigen Boden saßen, verborgen von dichtem Buschwerk, und leise miteinander redeten, hätten sie auch Jugendliche sein können, die einen Streich aushecken.
    Schnell fanden sie den entscheidenden Punkt für ihre weiteren Schritte: Domenica di Colalto wollte ihre Lieferung zurück, und die konnte sie haben. Guerrini sollte mit ihr in Kontakt treten und eine Übergabe vereinbaren. Teo war absolut sicher, dass die Schweizer und Ruben die Kunstwerke anschließend außer Landes bringen würden, trotz eines nicht unerheblichen Risikos. Sie fühlten sich relativ sicher, weil sie Guerrinis Vater als eine Art Geisel hatten. Genau da musste Laura ins Spiel kommen und die deutschen und Schweizer Kollegen alarmieren. Nichts sollte über italienische Kanäle laufen, weil es mit Sicherheit eine undichte Stelle gab.
    «Wir müssen uns beeilen», sagte sie. «Wanner, Stamm und Ruben wollen abreisen!»
    «Die werden nicht abreisen, ehe Domenica es ihnen erlaubt», erwiderte Teo. «Die werden bereit sein, ein hohes Risiko für ihre Waren einzugehen. Es geht dabei nicht nur um wertvolle Kunstwerke, in einigen Figuren ist auch noch ein interessantes weißes Pulver versteckt. So was überlässt man nicht einfach einem Orecchio oder der Polizei. An so was hält man fest, auch wenn es gefährlich werden kann.»
    «Die Sache hat nur einen Haken», murmelte Guerrini. «Nein, sogar zwei, wenn ich genau bin.»
    «Io sento!» Teo sah den Commissario aufmerksam an.
    «Der erste Haken ist mein Vater. Der zweite heißt Ernesto Orecchio. Mein Vater ist zwar nicht in Lebensgefahr, aber ich würde

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