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Die Stunde der Zikaden

Die Stunde der Zikaden

Titel: Die Stunde der Zikaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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sich begrüßt, und schweigend suchten sie sich einen geschützten Platz zwischen den ausladenden Zweigen der Nadelbüsche, deren Früchte zu groß geratenen Wacholderbeeren ähnelten.
    Teo erzählte Guerrini, was er zuvor Laura berichtet hatte, und holte nach kurzem Zögern weiter aus, sprach von Raubgrabungen aus dem Irak und anderen Ländern des Nahen Ostens, phantastischen Stücken, die auf dem Kunstmarkt unschätzbaren Wert hätten. Man deklariere sie als Stücke im Besitz privater Sammler, schmuggle sie in die Schweiz oder nach Deutschland und verkaufe sie entweder privat oder auf Auktionen.
    «Mich würde jetzt interessieren, wie du an die Stücke gekommen bist.» Guerrinis Vorsicht war noch immer deutlich spürbar.
    «Sie müssen in dem weißen Lieferwagen gewesen sein. Der Wärter Orecchio hat sie offensichtlich herausgeholt und versteckt. Ich habe ihn beobachtet und ein Ortungsgerät in seinem Fiat versteckt. Es war wirklich ganz einfach. Ich hab ihn dabei überrascht, wie er die Kunstwerke aus dem Versteck im Wald geholt hat. Vermutlich wollte er mit ihnen abhauen. Jedenfalls macht er sich in die Hosen, weil er noch immer glaubt, dass diese spezielle Organisation ihn erwischt hat.»
    «Wo ist Orecchio?»
    Teo lächelte auf seine sanfte Weise.
    «Ich habe ihn in Ferruccios Keller gesperrt. Ich nehme an, er wartet auf seine Hinrichtung. Jedenfalls benimmt er sich so.»
    «In Ferruccios Keller?» Guerrini starrte ihn ungläubig an.
    «Ja!» Teo lachte. «Ihr werdet es nicht glauben, aber Ferruccio steht voll und ganz hinter dieser Sache.»
    «Hast du mit Ferruccio gesprochen?» Guerrini wandte sich an Laura.
    «Ja, aber ich habe nichts davon gemerkt. Nicht mal eine Unsicherheit, eine Andeutung von schlechtem Gewissen, absolut nichts. Er war vollkommen souverän, stellte mir Teo als seinen Hausdiener vor, als handle es sich um die natürlichste Sache der Welt, zitierte Shaw und sein jüngstes japanisches Gedicht über Zikaden.»
    «Zikaden?»
    «Ja, Zikaden. Pass auf, ich hab es mir gemerkt:
    Sieh, die Zikaden ziehen
    ihre Flügel an.
    Bald wird es Regen geben.»
    «Erstaunlich», murmelte Guerrini. Konnte das sein? Dieses Haiku passte auf geradezu unheimliche Weise zu seiner Geschichte. Er musste mit Ferruccio reden. Vielleicht hatte es sogar eine Bedeutung, denn wenn die Zikaden ihre Flügel anziehen, flogen sie für gewöhnlich fort. Erst Lauras Stimme holte ihn wieder auf den Sand zwischen den Macchiazweigen zurück.
    «Teo hat übrigens auch in deinen Lancia ein Ortungsgerät gesteckt.»
    «Ich hatte es befürchtet. Warst du immer in unserer Nähe, Teo? Der Gedanke daran ist mir nicht unbedingt angenehm.»
    Teo grinste und ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Er machte Guerrini nervös.
    «Nein, nicht immer», sagte er endlich. «Meistens habe ich euch nur virtuell begleitet. Zu Colaltos Landsitz und wieder herunter, dann bis zur Baugrube …»
    «Cazzo!»
    «Kein Problem, Commissario. Ich hätte es genauso gemacht.»
    «Grazie. Wo also sind die Kunstwerke?»
    «Auch im Keller von Ferruccio.»
    «Cazzo. Und was macht Tuttoverde?»
    «Er weiß nichts von Orecchio und auch nichts von den Kunstwerken. Ich habe gewusst, dass die Sache abgeblasen wird.»
    «Woher?»
    «Erfahrung.»
    «Und jetzt? Was soll das hier werden? Eine Verschwörung?»
    Teo zuckte die Achseln.
    «Ich habe eine Idee, Commissario. Sie könnte funktionieren. Aber nur, wenn wir schnell sind und wenn wir zusammenarbeiten.»
    Guerrini nickte, pflückte eine der Riesenwacholderbeeren ab und zerdrückte sie zwischen seinen Fingern, dann sah er Teo an.
    «Ich will diese Idee erst hören, wenn ich mit Laura unter vier Augen gesprochen habe. Warte hier, wir sind in fünf Minuten zurück.»
     
    Laura folgte Guerrini zum Parkplatz und ging neben ihm am Kanal entlang, während er in knappen Worten von seinen Gesprächen mit Tuttoverde und dem Maresciallo berichtete.
    «Wenn das alles wäre, dann könnten wir jetzt wegfahren. Aber es ist nicht alles. Domenica war hier. Sie hat mir eine Pistole unter die Nase gehalten und damit gedroht, meinen Vater hochgehen zu lassen, wenn nicht sämtliche Ermittlungen sofort gestoppt werden.»
    «Was hat er gemacht? Ich meine, dein Vater. Die Sache mit Neapel weiß ich schon. Ist da noch was anderes?»
    «Ich weiß es nicht, Laura. Tommasini hat herausgefunden, dass er irgendwann Steuern hinterzogen hat. Aber das ist wohl schon lange erledigt. Die Finanzpolizei hat ihn angeblich ein paarmal gefilzt, aber nie etwas

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