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Die Stunde der Zikaden

Die Stunde der Zikaden

Titel: Die Stunde der Zikaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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sie erstaunt ansah. «Die Deutschen ermitteln nicht. Die Deutschen haben auch keine Spezialeinheit zur Bekämpfung von Kunstraub. Die Schweizer beobachten Wanner und Stamm. Das ist alles.»
    «Ah, und woher wissen Sie das, wenn Sie nicht ermitteln?»
    «Weil mir einiges aufgefallen ist und ich ein neugieriger Mensch bin. Zufrieden?»
    «Nein.»
    «Dann eben nicht.»
    Teo zog seine Unterlippe nach innen, stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf und wusch im seichten Wasser den Sand von seinen Händen.
    «Ich finde, Sie sind schwierig!» Er schien zum Meer zu sprechen, nicht zu Laura. Dann drehte er sich um und sah auf sie herab. «Was haben Sie eigentlich kürzlich bei Colalto gemacht?»
    «Beschatten Sie uns, oder was?»
    «Nicht direkt. Ich habe nur ein Ortungsgerät an Ihrem Lancia angebracht. Deshalb weiß ich, dass Sie zu Colaltos Landsitz gefahren sind und spätnachts längere Zeit auf einem Baugelände nördlich von Portotrusco verbracht haben.»
    «Warum haben Sie das gemacht?»
    «Weil ich Sie für verdächtig gehalten habe.»
    «Und wieso?»
    «Nun, Sie wohnen in einem Haus von Colalto, Sie kümmern sich nicht um den Toten am Strand, Sie treffen sich mit Wanner, Wanner besucht Sie, Colalto besucht Sie. Sie besuchen Colalto und Wanner. Sie besuchen Ruben.»
    «Kennen Sie noch mehr Einzelheiten unseres Urlaubs?»
    «Die Sache mit dem Pflug. Die verstehe ich nicht, aber ich finde sie interessant. Warum haben Sie den Pflug in der Baugrube versenkt? Das waren Sie doch, oder? Ich bin am nächsten Morgen vorbeigefahren und habe es gesehen.»
    «Es war ein sehr persönlicher Racheakt, wenn Sie damit zufrieden sind.»
    «Gegen Colalto?»
    Laura nickte.
    «Von Ihnen? Nein, vom Commissario. Hab ich recht?»
    «Das müssen Sie mit ihm besprechen. Aber jetzt bin ich dran! Ich nehme an, Sie wissen, was mit Orecchio passiert ist?»
    Teo zog seine Schuhe aus, rollte die Jeans hoch und watete ein Stück ins Wasser.
    «Wie kommen Sie auf die Idee?»
    «Durch Nachdenken, Kollege!»
    «Bene. Denken Sie weiter. Ich bin dafür, etwas zu unternehmen. Ich würde den Kunstfreunden gern eine Falle stellen. Und zwar nicht in Italien, sondern in der Schweiz und in Deutschland. Wenn Sie mitmachen, könnten wir Erfolg haben.»
    «Weiß Tuttoverde von Ihren Ideen?»
    Teo schüttelte den Kopf.
    «Wieso macht Tuttoverde eigentlich so einen Rückzieher? Ich dachte, er wäre ein sehr erfolgreicher Ermittler, ein scharfer Hund.»
    «Das ist er auch. Ich arbeite wirklich gern mit ihm. Aber es gibt viele Mächtige, und einige davon sind viel mächtiger als jemand wie Tuttoverde oder wir, nicht wahr?»
    Plötzlich horchte Teo zur Macchia hinauf, griff nach seinen Schuhen und verschwand mit großen Sätzen zwischen den Büschen. Gleich darauf raste Wanners weißer Hund auf Laura zu, wedelte, bellte und stürzte sich in die Wellen. Dann kam auch Wanner. Laura wühlte mit ihren Füßen die Stelle auf, an der Teo gesessen hatte, stand schnell auf und lief in seinen Fußspuren zum Wasser, als wollte sie mit dem Hund spielen.
    «Sie sind ja immer noch da.» Die Sonnenbrille auf der Nase, stand er breitbeinig mit verschränkten Armen am Rand der Büsche.
    «Der Strand ist schön hier. Vielleicht sollten Sie doch nicht abreisen. Florenz ist laut und stinkt.»
    «Aber Hotels sind sicherer als einsame Häuser. Ich finde, Sie sind ganz schön mutig, allein in Il Bosco zu bleiben.»
    Ach, plötzlich, dachte Laura. Ist das nicht schon wieder die Warnung, von der Angelo gesprochen hatte. Dieses: «Sie sind mutig.»
    «Danke für diese Warnung. Wirklich sehr aufmerksam von Ihnen. Und grüßen Sie Ihren Freund. Nochmal gute Reise!»
    Laura ging. Bewusst langsam, obwohl sie am liebsten gerannt wäre. Es war lange her, dass sie einen richtigen Panikanfall erlitten hatte. Jetzt hatte sie einen. Mit Herzrasen und allem, was dazugehörte. Sie wusste nicht mal genau, warum. Völlig irrational. Immerhin ist Teo in der Nähe, dachte sie. Aber Angelo ist allein.
     
    Wanner hatte nicht mehr geantwortet, oder sie hatte ihn nicht mehr gehört. Ihre Aufmerksamkeit war nur noch nach vorn gerichtet, auf diesen Strand, der länger war, als sie ihn in Erinnerung hatte, und sie lief immer schneller, obwohl sie langsam gehen wollte, Gelassenheit vortäuschen.
    Sie schaute sich um. Wanner und der Hund waren verschwunden. Teo tauchte zwischen den Büschen auf und winkte sie zu sich.
    «Hat er Sie erschreckt?»
    «Allerdings.»
    «Was hat er gesagt?»
    «Nichts Besonderes. Aber

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