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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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stumme Mann in der Ecke sich Notizen machte. Wie sie den anonymen Tipp erhalten hatten, wonach in einer leerstehenden Lagerhalle in Dyce gestohlene Elektrogeräte verhökert wurden. Wie er ein Team zusammengestellt hatte – weniger Leute, als er gewollt hatte, aber mehr waren einfach nicht frei gewesen. Wie sie sich zu nachtschlafender Zeit auf den Weg zu der Lagerhalle gemacht hatten, weil in dieser Nacht angeblich eine große Lieferung erwartet wurde. Wie sie alle ihre Positionen eingenommen hatten. Wie sie den schmuddeligen blauen Lieferwagen beobachtet hatten, der plötzlich aufgetaucht und rückwärts an das Hallentor herangefahren war. Wie er den Befehl gegeben hatte, das Gebäude zu stürmen. Und wie dann alles schiefgelaufen war. Wie PC Maitland eine Kugel in die Schulter bekommen hatte und von einem Steg sechs Meter tief auf den Betonboden gefallen war. Wie irgendjemand eine Rauchbombe gezündet hatte und die Gangster alle entkommen waren. Wie sie sich, als der Rauch sich verzogen hatte, umgeschaut hatten und weit und breit kein einziges Stück Diebesgut hatten entdecken können. Wie sie PC Maitland auf dem schnellsten Weg in die Notaufnahme gefahren hatten, wo die Ärzte ihnen jedoch eröffnet hatten, dass er kaum Überlebenschancen habe.
    »Verstehe«, sagte Napier, als Logan geendet hatte. »Und der Grund, weshalb Sie sich für einen unbewaffneten Suchtrupp und nicht für Beamte mit Schusswaffenausbildung entschieden haben?«
    Logan sah auf seine Hände hinunter. »Ich hielt es nicht für notwendig. Unser Informant hatte nichts von Waffen gesagt. Es ging um Diebesgut – Kleinkram, nichts Besonderes. Bei der Einsatzbesprechung hatten wir eine gründliche Risikoanalyse vorgenommen …«
    »Und Sie übernehmen die volle Verantwortung für das ganze …« – er schien nach dem richtigen Wort zu suchen – »Fiasko?«
    Logan nickte. Es blieb ihm nichts anderes übrig.
    »Dann ist da die negative Publicity zu bedenken«, sagte Napier. »Ein Vorfall wie dieser zieht das Interesse der Medien an, ganz ähnlich wie eine verwesende Leiche die Fliegen anlockt …« Er präsentierte Logan ein Exemplar des Evening Express vom Vortag. Die Schlagzeile war irgendetwas Harmloses über Immobilienpreise in Oldmeldrum, doch der Inspector blätterte weiter zum Mittelteil der Zeitung und reichte sie Logan über den Schreibtisch hinweg. WENN SIE MICH FRAGEN … war eine Kolumne, in der die Zeitung lokale Größen und Halbprominente, wie etwa leitende Kripobeamte im Ruhestand oder Politiker, zu aktuellen Themen vom Leder ziehen ließ. In dieser Nummer hatte Stadtrat Marshall das Wort, und wie üblich prangte über der Kolumne das Foto des Gastkommentators, die gummiartigen Züge zu einem öligen Grinsen verzogen – wie eine selbstzufriedene Nacktschnecke.
    Inkompetente Polizeiarbeit wird zunehmend zum Problem. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, hat ihn die verpfuschte Razzia von letzter Woche endgültig geliefert! Keine Festnahmen, dafür ein Beamter, der mit dem Tode ringt. Während unsere tapferen Jungs in den blauen Uniformen auf den Straßen ihr Bestes geben, wird allmählich immer deutlicher, dass ihre Vorgesetzten nicht einmal in der Lage wären, ein Besäufnis in einer Brauerei zu organisieren …
    Und so weiter und so fort. Logans vermurkste Razzia in der Lagerhalle musste als Sinnbild für all das herhalten, was heutzutage bei der Polizei im Argen lag. Er schob die Zeitung über den Schreibtisch zurück. Ihm war ein wenig übel.
    Napier nahm eine dicke Mappe mit der Aufschrift » DS L. MCRAE « aus seinem Eingangskorb und legte den Artikel von Stadtrat Marshall zu der umfangreichen Sammlung von Zeitungsausschnitten. »Sie können wirklich von Glück sagen, dass Sie wegen dieser Sache von der Presse nicht an den Pranger gestellt wurden, Sergeant, aber das ist wohl der Vorteil, wenn man Freunde in den niedersten Kreisen hat.« Er legte die Mappe ordentlich in den Korb zurück. »Ich frage mich, ob die hiesigen Medien Sie immer noch lieben werden, wenn PC Maitland stirbt …« Napier sah Logan direkt in die Augen. »Nun, ich werde dem Polizeipräsidenten meine Empfehlungen übermitteln. Sicherlich werden Sie zu gegebener Zeit erfahren, welche Maßnahmen ergriffen werden. Bis dahin sollen Sie wissen, dass meine Tür Ihnen stets offen steht, sollten Sie noch ausführlicher über diese Angelegenheiten sprechen wollen.« Dies mit der ganzen Aufrichtigkeit eines Scheidungsanwalts.
    Logan sagte: »Ja, Sir. Danke,

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