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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Sir.«
    Das war’s. Sie würden ihn feuern.

4
    Dann war es Mittag, und Logan wartete immer noch auf den großen Knall. Er saß an einem Tisch in der Ecke der Kantine und schob einen Klumpen glibberige Lasagne auf seinem Teller hin und her. Das Klappern von Geschirr ließ ihn aufblicken, und er sah in WPC Jackie Watsons lächelndes Gesicht. Eine Schüssel Schottische Graupensuppe, dazu Schellfisch mit Pommes. Der Gipsverband an ihrem linken Arm machte das Absetzen des Tabletts zu einem komplizierten Manöver, das sie jedoch erfolgreich abschloss, ohne um Hilfe bitten zu müssen. Ihr lockiges braunes Haar war vorschriftsmäßig in einem Knoten gebändigt, sie trug nur einen Hauch Make-up und war wieder ganz die professionelle Polizeibeamtin. Nicht wiederzuerkennen als die Frau, mit der er letzte Nacht ins Bett gegangen war und die sich schier weggekichert hatte, als er geräuschvoll auf ihren nackten Bauch geblasen hatte.
    Sie blickte auf die Pampe auf seinem Teller hinunter. »Keine Pommes?«
    Logan schüttelte den Kopf. »Nee«, er seufzte. »Bin auf Diät – schon vergessen?«
    Jackie beäugte ihn skeptisch. »Also Pommes sind tabu, aber Lasagne ist okay, oder wie?« Sie nahm den Löffel und machte sich über ihre Suppe her. »Und, wie war dein Termin beim Zombie vom Dienst?«
    »Ach, eigentlich wie immer: Ich bin eine Schande für die Truppe, bringe die ganze Polizei in Verruf …« Er versuchte zu lächeln, schaffte es aber nicht ganz. »Allmählich denke ich, die Sache mit Maitland war vielleicht ein Bock zu viel. Na ja, egal« – ein Themenwechsel schien angezeigt –, »und bei dir? Was macht der Arm?«
    Jackie zuckte mit den Achseln und hielt den mit Autogrammen vollgekritzelten Gipsverband hoch. »Juckt wie Sau.« Sie beugte sich vor und nahm seine Hand. Ihre blassen Fingerspitzen lugten aus dem Gips hervor wie die Beine eines Einsiedlerkrebses aus der Schale. »Du kannst ein paar von meinen Fritten haben, wenn du magst.« Das entlockte Logan ein kleines Lächeln. Er nahm sich eine, aber eigentlich hatte er gar keinen Appetit.
    Jackie widmete sich ihrem Fisch. »Ich weiß auch nicht, warum ich den blöden Doc überredet habe, mich eingeschränkt dienstfähig zu schreiben. Sie lassen mich ja doch bloß Ablage machen.« Dr. McCafferty, der Polizeiarzt, war ein alter Lustmolch mit einem Dauerschnupfen und einem Faible für Frauen in Uniform. Undenkbar, dass er Jackie etwas abschlagen würde, wenn sie ihren Charme spielen ließ. »Ich sag’s dir, das Alphabet ist für die lieben Kollegen offenbar ein Buch mit sieben Siegeln. Was ich alles unter T gefunden habe, obwohl es eigentlich unter …«
    Aber Logan hörte nicht zu. Er beobachtete DI Insch und Inspector Napier, die gerade die Kantine betreten hatten. Beide sahen nicht gerade glücklich aus. Insch entdeckte Logan und winkte ihn mit gekrümmtem Zeigefinger herbei. Jackie drückte noch einmal Logans Hand. »Scheiß drauf«, sagte sie. »Ist doch nur ein Job.«
    Nur ein Job.
    Sie zogen sich in das erstbeste leere Büro zurück. Insch machte die Tür zu, hockte sich auf die Kante eines Schreibtischs und zog eine Tüte Lakritzmischung aus der Tasche. Er nahm sich eins und hielt die Tüte anschließend Logan hin. Napier überging er.
    Der Inspector von der Internen Dienstaufsicht tat so, als hätte er es nicht bemerkt. »Sergeant McRae«, sagte er. »Ich habe mit dem Polizeipräsidenten über Ihre Situation gesprochen, und es wird Sie freuen, zu hören, dass es mir gelungen ist, ihn davon zu überzeugen, Sie nicht zu suspendieren, zu degradieren oder zu entlassen.« Das klang verdammt unwahrscheinlich, aber Logan war so klug, sich eines Kommentars zu enthalten. »Allerdings« – Napier zupfte einen imaginären Fussel vom Ärmel seiner makellosen Uniform – »ist der Polizeipräsident der Ansicht, dass Sie in letzter Zeit zu viele Freiheiten genossen haben und vielleicht etwas mehr ›unmittelbare Beaufsichtigung‹ benötigen.« Insch konnte seine Empörung kaum verbergen; seine Augen blitzten wie glühende Kohlen in seinem breiten, rosigen Gesicht. Napier ignorierte ihn. »Infolgedessen werden Sie künftig DI Steel unterstellt. Sie hat weit weniger Fälle zu bearbeiten als Inspector Insch und dürfte daher mehr Zeit haben, sich um Ihre ›berufliche Entwicklung‹ zu kümmern.«
    Logan versuchte seine Miene neutral zu halten. Eine Versetzung zum Versagerclub, das hatte ihm gerade noch gefehlt. Napier lächelte ihn kalt an. »Ich hoffe, Sie betrachten dies

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