Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
Position erreicht habe. Logan sah ihn vor dem Haus vorfahren und den großen silbernen Mercedes in der Einfahrt zuparken. »Wurde aber auch höchste Zeit«, murmelte Steel. Dann schnappte sie sich den Handapparat und bellte hinein: »Wieso haben Sie so lange gebraucht, verdammt noch mal?«
»Ähm … na ja … wir mussten eine Pinkelpause machen …«
»Ich fass es nicht!« Sie sackte in ihrem Sitz zusammen, nahm die Kippe aus dem Mundwinkel und schlug mit der Stirn gegen das Lenkrad.
»Inspector?«
»Rennie, ich schwöre bei Gott, ich würde zu Ihnen rüberkommen und Ihnen persönlich den Arsch versohlen, wenn ich nicht Angst hätte, mir die Finger dreckig zu machen! Und jetzt sehen Sie zu, dass Sie in die Gänge kommen!« Aus den Lautsprechern waren gedämpfte Stimmen zu hören, und dann sah Logan, wie die Hecktüren des Transporters aufsprangen. Zwei schwarz gekleidete Beamte in voller kugelsicherer Montur sprangen heraus, klobige schwarze Helme auf dem Kopf, die Heckler-Koch-MP5-Maschinenpistolen im Anschlag, die untere Gesichtshälfte mit schwarzen Schals verhüllt. Sie rannten über den Gartenweg auf die Haustür zu, bremsten ab und bauten sich links und rechts vom Eingang auf. Dann gestikulierten sie mit geballten Fäusten in Richtung Transporter. Ein zweites Paar bewaffneter Beamter sprang aus dem Fahrzeug und sprintete auf die beiden ersten zu, ebenfalls mit vorgehaltener Waffe. Alles sehr hollywoodmäßig. Als Nächstes kam eine kräftig gebaute Polizistin mit einem Rammbock, die auffallend hinkte. Im Haus selbst rührte sich nichts.
»Echo drei-sechs, wir sind in Position.«
Steel runzelte die Stirn und griff nach dem Funkgerät. »›Echo drei-sechs‹? Was soll denn das schon wieder heißen?«
»Ähm … PC Littlejohn, PC MacInnes, PC Clarkson und WPC Caldwell. Wir sind hinter dem Haus.«
»Ja verdammt noch mal, wieso sagen Sie das denn nicht gleich? Okay, jetzt hört mal alle gut zu: Ich will, dass alles schön sauber und glatt läuft. Wir geben keinen Schuss ab, wenn es nicht unbedingt nötig ist – Rennie, damit meine ich Sie. Wenn niemand verletzt wird, geht die erste Runde auf mich, okay?« Sie nahm den Daumen von der Sendetaste und grinste Logan zu. »Diese Stelle liebe ich besonders.« Klick . » GO, GO, GO !!!«
Der Rammbock riss die Haustür aus den Angeln, und die kräftige Polizistin sprang zur Seite, während ihre Kollegen mit der MP im Anschlag an ihr vorbeistürmten.
Steel sah sie im Haus verschwinden und lächelte. Das war’s. Jetzt mussten sie nur noch warten, bis das Team in allen Zimmern nachgesehen und Entwarnung gegeben hatte. Sie zog ihre Zigarettenschachtel wieder aus der Tasche und schüttelte sie vor Logans Nase. Er lehnte höflich ab. »Nein? Sind Sie sicher? Na schön, man kann niemanden zu seinem Glück zwingen«, sagte sie, während sie sich eine anzündete. »Wo wir gerade einen Moment Zeit haben – ich wollte Ihnen noch sagen, dass ich heute Besuch von einem alten Kumpel hatte.« Aus der Innentasche ihrer Jacke holte sie ein paar zusammengefaltete DIN-A4-Blätter hervor und reichte sie Logan. »Sie haben eine Vorladung gekriegt.«
Logan rutschte das Herz in die Hose. Die Interne Dienstaufsicht hatte wieder zugeschlagen. Obwohl er schon den ganzen Nachmittag damit gerechnet hatte, traf es ihn immer noch wie ein Tritt in die empfindlichste Körperregion. »Verstehe …«
»Sandy die Schlange!« Steel schüttelte den Kopf. »Mann, haben Sie heute Morgen Ihr Gehirn zu Hause vergessen, oder was? Sie finden wohl, dass Sie immer noch nicht genug Ärger haben?«
»Ich … Er hat mich angelangt. Ich wollte nur …« Er wusste selbst nicht so recht, was er gewollt hatte. »Ich war sauer, und er hat sich total arrogant benommen, und ich habe versucht, mich um eine Frau zu kümmern, deren Mann vermisst wird … Um ein Haar hätte ich ihm eine gescheuert.«
Steel nickte weise. »Aha. Tja, das kann ich gut verstehen. Wissen Sie noch, wie ihm dieser Typ letztes Jahr die Nase gebrochen hat? Ich hab die Szene noch auf Video – Insch hat sie mir überspielt.« Sie lächelte. »Er hat sie als Bildschirmschoner zu Hause auf seinem Computer. Zack, voll auf die Nase …« Steel schwelgte einen Moment in seliger Erinnerung, ehe sie sich mit einem Seufzer wieder in die Gegenwart zurückriss. »Und das Schönste an der ganzen Sache war, dass er keinen von uns deswegen belangen konnte. Wir durften zuschauen und genießen, und niemand hatte einen Schaden davon – außer dem
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