Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
sich schon die ersten grotesken Ausfallerscheinungen bemerkbar gemacht – seine Hände hinterließen Kondensstreifen, wenn er sie bewegte, und in seinen Augen rauschte es verdächtig. Nach einer Dusche und einer hastigen Rasur stapfte er nun stöhnend hinauf zu DI Steels Einsatzzentrale, wo er gerade noch die letzten Minuten einer Zwischenbesprechung mit dem Chef der Kriminalabteilung mitbekam.
Wie es aussah, hatte jeder einzelne der letzte Nacht Festgenommenen ein felsenfestes Alibi für Montag und Freitag; Stadtrat Marshall und sein »Anal-Adventurer« wurden überraschenderweise mit keinem Wort erwähnt. Wer immer der Mörder war, sie hatten ihn nicht gefasst. Nachdem der DCS gegangen war und der Rest des Teams sich zerstreut hatte, um die Millionen Aufträge zu erledigen, die DI Steel sich für sie ausgedacht hatte, schnappte die DI sich Logan und ließ ihn wissen, dass er aussehe wie aufgewärmte Scheiße.
»Na, vielen Dank«, erwiderte er und rieb sich das müde Gesicht. »Ich habe ja auch in den letzten anderthalb Tagen ganze zwei Stunden geschlafen.«
Steel baute sich vor ihm auf und musterte ihn verächtlich. »Ich auch, aber ich kreuze hier nicht auf und sehe aus wie die Achselhöhle von einem Zombie.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Was immer sie gestern mit ihren widerspenstigen Haaren angestellt hatte, heute war nicht mehr viel davon zu sehen. Das Kostüm war immer noch neu, nur ein wenig zerknitterter als zuvor, aber was sie auf dem Kopf mit sich herumtrug, sah aus wie ein aufgeschreckter Mungo.
Logan starrte sie ungläubig an. »Sie haben ja auch die halbe Observierung verschlafen! Ich habe die verdammte Straße beobachtet, während Sie sich einen abgeschnarcht haben!«
DI Steel grinste ihn an, offensichtlich vollkommen unbeeindruckt. »Ach ja? Na, Sie wissen doch – Vorgesetzte genießen gewisse Privilegien, oder wie der blöde Spruch heißt. Kommen Sie, ich kauf Ihnen unterwegs ein leckeres Specksandwich.«
»Unterwegs wohin?« Aber sie war schon verschwunden.
Aus irgendeinem Grund schien DI Steels Behauptung, feste Dienstpläne seien nur etwas für Schwächlinge, nicht für DC Rennie zu gelten – er würde erst später kommen. Also musste Logan einen Wagen aus dem Fuhrpark besorgen und Steel ins Krankenhaus fahren, wobei er sich teuflisch konzentrieren musste, um keinen Unfall zu bauen. Als sie in der Westburn Road vor der Ampel hielten, mit dem sattgrünen Dschungel des Victoria Park auf der einen Seite und den weiten Rasenflächen des Westburn Park auf der anderen, hatte Steel sich schon die zweite Zigarette nach dem Specksandwich-Imbiss angesteckt.
»Sie werden doch nicht immer noch schmollen?«, fragte sie, als die Ampel auf Grün sprang und sie im Schritttempo weiterrollten.
»Ich schmolle nicht. Ich bin müde.«
»Ach ja?« DI Steel beäugte ihn skeptisch. »Wie kommt’s dann, dass Sie gar nicht gefragt haben, warum wir ins Krankenhaus fahren?«
Logan seufzte. »Wir wollen zu Jamie McKinnon.«
Steel nickte. »Genau. Wollen Sie vielleicht raten, warum?«
»Nicht unbedingt, nein.«
»Wie Sie wollen.«
Auf der Station war es ziemlich ruhig, als sie ankamen. Die meisten Betten waren belegt, die Patienten saßen jeder für sich, studierten die Morgenzeitung oder starrten verdrießlich aus dem Fenster. Jamie McKinnon war in ein Bett in der hintersten Ecke verlegt worden und lag mit dem Rücken zur Tür auf der Seite, die Decke über den Kopf gezogen.
Steel ließ sich auf das Fußende der Matratze plumpsen und begrüßte ihn mit einem fröhlichen »Jamie, mein kleiner Porridgefresser, wie geht’s, wie steht’s?« Der Mann im Bett nebenan räusperte sich und raschelte mit seiner Press and Journal.
»Na komm, Jamie, wir wollen doch nicht unhöflich sein – du hast Besuch! Ich hab dir sogar Trauben mitgebracht.« Steel zog eine Rolle Bonbons aus der Tasche und warf sie auf die Bettdecke. »Also schön, es sind Weingummis, aber die gute Absicht zählt, oder?«
Jamie McKinnon wälzte sich auf den Rücken und funkelte sie mit seinem einen heilen Auge an. Aus irgendeinem Grund war sein lädiertes Gesicht noch kaum verheilt. Es sah sogar eher schlimmer aus als vorher.
»Leck mich.«
»Ach, Jamie, Jamie, Jamie … wenn ich doch nur mehr Zeit hätte. Wir haben da gestern Abend so ein Mordstrumm von einem Dildo gefunden, aber unter uns gesagt, das Ding geht unheimlich auf die Batterien.« Sie griff nach der Weingummirolle. »Willst du die jetzt haben oder nicht?«
Er riss sie
Weitere Kostenlose Bücher