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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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erst erfahren, wenn die Leiche gefunden wurde. Und dann würde es so richtig Ärger geben. Logan starrte mit finsterer Miene in die dunklen Gassen, die von der Straße abzweigten, während er sich die Schlagzeilen vorstellte: ABERDEENERIN UNTER DEN AUGEN DER POLIZEI ENTFÜHRT ! Oder: SERIENKILLER SCHLÄGT WIEDER ZU – VOR DER NASE DER POLIZEI ! Oder einfach nur: DS MCRAE BAUT WIEDER SCHEISSE !!! »Es war mein Plan«, sagte der in Ungnade gefallene frühere Polizeiheld Logan (Lazarus) McRae. »Es war ein Sch***plan, aber ich habe ihn trotzdem durchgesetzt. Wir mussten nichts weiter tun, als die Straßen zu beobachten, und nicht einmal das haben wir hingekriegt. Dieses A******** hat sie sich geschnappt, und wir konnten nichts, aber auch gar nichts machen.« Die Grampian Police gab heute DS McRaes sofortige Suspendierung vom Dienst bekannt …
    Von der Commerce Street bog er nach links ab, kurz vor einem kleinen städtischen Parkplatz – kaum mehr als ein asphaltiertes Dreieck mit einem Parkscheinautomaten darauf, und zurzeit leer bis auf einen nicht gekennzeichneten Transporter voller Polizisten. Er widerstand der Versuchung, ihnen zuzuwinken. Der Wind frischte allmählich auf – eiskalte Böen, die seine Wangen taub machten und seine Ohren wie mit Nadeln stachen. Er schlenderte an der Fliesenhandlung und dem Mini-Gewerbegebiet vorbei und spähte im Vorbeigehen in jede Seitenstraße. Es waren nicht mehr viele Mädchen auf Achse heute Nacht. Abgeschreckt von der Kälte oder der massiven Polizeipräsenz. Wie auch der Mörder? Vielleicht kriegte er ja keinen hoch, wenn so viele Uniformierte und Kripobeamte zuschauten? Oder vielleicht schrumpfte sein Schwanz in der Kälte zusammen, und er konnte ihn nicht zum Leben erwecken, auch wenn er noch so lange mit einem Stein auf dem Schädel irgendeiner armen Nutte herumhämmerte. Was immer der Grund sein mochte, Logan hatte das sichere Gefühl, dass der Kerl sich heute Nacht nicht mehr zeigen würde. Es war alles eine einzige gigantische Zeitverschwendung gewesen.
    Eine halbe Ewigkeit steht sie nun schon an dieser Straßenecke herum, und es ist saukalt. Sie tritt von einem Fuß auf den anderen, um den Kreislauf ein bisschen in Gang zu bringen, hält die hohlen Hände vor den Mund und haucht hinein. Ihr Atem bildet Wolken, wärmt für einen kurzen Moment ihre Fingerspitzen, doch auch diese kleine Erleichterung wird bald durch den schneidenden Wind zunichtegemacht.
    »Scheiße«, murmelt sie halblaut vor sich hin. Wenn sie das Geld nicht so dringend brauchte … Von Rechts wegen hätte sie es sich heute Abend zu Hause gemütlich machen sollen, mit einer Flasche Wodka vor dem Kamin, die Füße hochgelegt, was Nettes in der Glotze. Aber das war anscheinend zu viel verlangt. Wäre ja noch schöner, wenn Joe endlich mal den Arsch hochkriegen und zur Abwechslung was arbeiten würde. Nein, da plünderte er doch viel lieber die Haushaltskasse und machte sich mit dem Stromgeld auf und davon. Wie standen sie denn da, wenn ihnen jetzt auch noch der Strom abgedreht wurde? Der beschissene Prepaid-Zähler stand schon fast wieder auf null. Aber Joe geht seelenruhig einen saufen, und ihr bleibt nichts übrig, als anschaffen zu gehen. In der Affenkälte. Nur damit sie nicht völlig im Dunkeln hocken. »Egoistischer Drecksack.« Nicht mal genug für eine Schachtel Fluppen hatte er ihr dagelassen. Sie hatte sich bei Joanna eine schnorren müssen.
    Sie verzog das Gesicht und starrte finster die menschenleere Straße hinunter. Was zu viel war, war zu viel. Der faule Sack musste verschwinden. Wenn er wenigstens noch nett zu ihr gewesen wäre. Aber nein, er konnte ja immer nur meckern und sie herumkommandieren und …
    Ein Auto. Sie nahm blitzschnell Haltung an und rang sich ein Lächeln ab, als der Fahrer abbremste.
    Es war ein schickes Auto, eins von diesen neuen Modellen, für das sie im Fernsehen immer Werbung machten. Wer es auch war, es konnte ihm auf ein paar Pfund mehr oder weniger kaum ankommen.
    Sie zupfte den BH ein bisschen herunter, um möglichst viel Dekolletee präsentieren zu können.
    Vielleicht würde dieser Abend ja doch kein kompletter Reinfall werden.

18
    Die Sonne war schon wieder fleißig dabei, den Himmel zu erklimmen, als Logan sich um halb zehn endlich zur Arbeit schleppte. Die gestrige Schicht war viel zu lang gewesen: von Dienstag acht Uhr früh bis Mittwoch fünf Uhr früh. Einundzwanzig Stunden am Stück. Als er die Stufen zu seiner Wohnung hinaufgeschlichen war, hatten

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