Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
und bedeutete Logan, ihr zu folgen. »Na, dann vielen Dank, Jamie. Ach ja, und du wirst betrübt sein, zu hören, dass am Freitagabend schon wieder eine Nutte totgeprügelt wurde.« Als Jamie das hörte, setzte er sich kerzengerade im Bett auf. »Nee, nee«, meinte Steel und schüttelte den Kopf. »Mach dir mal nicht zu viele Hoffnungen – wir behandeln das als zwei getrennte Fälle. Du wirst trotzdem brummen müssen für das, was du mit Rosie gemacht hast. Wir haben nämlich heute Morgen die Laborergebnisse gekriegt: Rosie hatte von dir einen Braten in der Röhre. Das hast du gewusst. Konntest wohl den Gedanken nicht ertragen, dass dein Kind in ihrem Bauch Abend für Abend von fremden Schwänzen angestupst wird.« Das Blut wich aus Jamies Gesicht, und Steel grinste. »Also, viel Spaß noch.«
Jamie hatte Tränen im Gesicht, als sie die Station verließen und Steel ihren Kumpel vom Drogendezernat anrief, um für Jamie eine Ganzkörperdurchsuchung anzuleiern.
Ailsa stand in der Küche und wusch das Frühstücksgeschirr in heißem Spülwasser. Normalerweise hätte sie gleich nach dem Frühstück abgespült, aber heute war sie ein bisschen spät dran. Gavin hatte ihr einen Geschirrspüler gekauft – in solchen Dingen ließ er sich nicht lumpen, aber irgendwie kam es ihr so verschwenderisch vor, nur für die paar Teller die Maschine einzuschalten, und den Gedanken, dass sie da drin den ganzen Tag vor sich hin gammelten, fand sie unerträglich. Deshalb spülte sie die Frühstückssachen immer von Hand und schaute dabei aus dem Küchenfenster, sah den Schulkindern zu, wie sie über den Rasen herbeiströmten und durch die große Tür verschwanden. Und betete dabei, dass sie eines Tages selbst welche haben würde … Aber heute war es spät geworden, und sie waren alle schon drin; der Spielplatz lag still und verlassen da und wartete auf die große Pause. Sie seufzte und schrubbte die angetrockneten Eierreste von den guten Tellern.
Gavin hatte gestern Abend fürchterlich schlechte Laune gehabt. Er hatte schon wieder länger arbeiten müssen – dabei hatte er es ihr doch versprochen –, und als er endlich gekommen war, hatte dieses schreckliche Weib von nebenan wieder im Garten gelärmt, war betrunken herumgetorkelt und hatte ihren komischen Freund angebrüllt. Gavin hatte seine Aktentasche in die Diele gefeuert und war sofort nach nebenan gestürmt, um ihr gehörig die Meinung zu sagen. Noch nie, seit sie sich erinnern konnte, hatte sie solche Ausdrücke aus dem Mund ihres Mannes gehört. Aber auf diese Hexe von nebenan hatte das nicht den geringsten Eindruck gemacht – sie hatte einfach angefangen, Gavin anzuschreien und zu beschimpfen, wie sie es zuvor mit ihrem Freund getan hatte. Und dann war sie auch noch gewalttätig geworden! Hatte Obszönitäten gebrüllt und mit den Fäusten um sich geschlagen … Als Gavin zurückkam, hatte er ein geschwollenes Auge. Er hatte die Polizei angerufen, obwohl das eigentlich noch nie etwas genutzt hatte. Danach wollte er das Essen, das sie für ihn gekocht hatte, nicht mehr anrühren, und zog es stattdessen vor, große Mengen Whisky in sich hineinzuschütten. Und obwohl es in dem Plan, den sie vom Arzt bekommen hatten, hieß, dass sie es während ihrer fruchtbaren Tage jeden Abend versuchen müssten, hatte er gesagt, er könne jetzt nicht. Nicht nach so einem langen Tag im Büro, nicht nach diesem Streit. Er würde sich noch einen Drink einschenken und fernsehen. Und so war Ailsa allein zu Bett gegangen.
Dieses schreckliche Weib von nebenan hatte alles ruiniert …
Mit einem Seufzer stellte Ailsa die letzte Tasse auf das Abtropfgestell. Der Lärm nebenan wurde wieder schlimmer, die Schreie, die unflätigen Ausdrücke, ein Krachen, als ob etwas zerbräche. Dann humpelte der spitzgesichtige Freund in den Garten hinaus und hielt sich schützend die Hände über den Kopf, und gleich darauf kam eine Bierflasche durch die offene Terrassentür gesegelt. Das schreckliche Weib schlurfte hinterdrein, vormittags um halb elf schon sturzbetrunken, in der Hand eine zweite Bierflasche, aus der sie gierig trank. Der Freund versuchte ihr auszuweichen, doch sie packte ihn am Kragen und schlug ihm die Faust mitten ins Gesicht! Sie würde ihn wieder verprügeln, mitten im Garten, wo alle Welt sie sehen konnte!
Er taumelte ein paar Schritte rückwärts, das Blut strömte aus seiner schiefen Nase, während sie noch einmal ausholte, nach ihm schlug, ihn verfehlte und heulend auf dem Rasen
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