Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
Durchsuchung des Wagens gefunden habe. Logan hielt die Plastiktüte hoch, begann die einzelnen Beweismittelbeutel herauszufischen und zählte auf, was sie enthielten. Die Krönung kam ganz zum Schluss: ein riesiger roter Gummiphallus mit separater Steuerungseinheit, über und über mit Noppen und Stacheln bedeckt. Steel begann sofort mit den Knöpfen und Schaltern zu spielen und ließ das Teil wild zucken, vibrieren und rotieren. In seinem transparenten Beweismittelbeutel summte und pulsierte es wie eine monströse Insektenlarve, die sich aus ihrem Kokon zu befreien versuchte.
»Nobel, nobel«, meinte Steel und las den an der Seite aufgedruckten Namen des Apparats: »Der Anal-Adventurer – Spaß für die ganze Familie.« Sie drückte einen anderen Knopf, und das Ende begann zu pulsieren und zu ruckeln. »Meine Güte.« Beinahe hätte sie es fallen gelassen. »Es lebt! ES LEBT !« Grinsend schaltete sie das Gerät aus und warf es über die Schulter auf den Rücksitz. »Also nichts Illegales, nur dieser nicht ganz astreine Schweinkram?«
Logan bejahte. »Und Sie? Haben Sie irgendwas aus unserem Freund, dem Stadtrat, rausgekriegt?«
»Ja.« Steels Grinsen war fast so obszön wie der riesige, batteriebetriebene Gummipimmel auf dem Rücksitz, doch sie sagte nichts weiter.
»Darf man erfahren, was?«, fragte Logan schließlich.
»Nö.«
Es wurde halb zwölf, und noch immer war nicht allzu viel passiert. Als die Glocken der St. Nicholas Kirk schließlich Mitternacht schlugen, war WPC Menzies erst dreimal angesprochen worden, Stadtrat Marshall mitgezählt. WPC Davidson war auch nicht viel erfolgreicher gewesen; ihr waren insgesamt vier Fische ins Netz gegangen. Keiner der Typen sah auch nur annähernd so aus, als könnte er der Mörder sein, aber man hatte sie trotzdem erst einmal in Gewahrsam genommen. Morgen früh würde jemand ihre Alibis für Montag- und Freitagabend überprüfen. Logan hatte nicht viel Hoffnung.
Er unterdrückte ein Gähnen und fragte DI Steel, ob er vielleicht etwas zu essen besorgen sollte, um die Wartezeit zu verkürzen. Immerhin waren sie seit gestern früh acht Uhr im Dienst …
»Acht?« Sie schnaubte verächtlich. »Ich habe um sieben angefangen. Okay, nachmittags hab ich mich ein paar Stündchen aufs Ohr gehauen. Das macht wahnsinnig viel aus.«
Logan sah sie an. »Kann ich schlecht beurteilen. Ich war den größten Teil des Vormittags mit DI Insch an einem Tatort und anschließend bis halb sechs bei einer Obduktion.«
Steel starrte ihn finster an. »Warum machen Sie auch so was? Sie wussten doch, dass wir die ganze Nacht hier draußen sein würden!«
» Sie haben Insch doch gesagt, dass ich ihm helfen würde!«
»Hab ich das?« Steel zuckte mit den Achseln. »Na ja, ist ja auch egal.« Sie steckte die Hand in die Jackentasche, zerrte ein fleckiges Neopren-Portemonnaie hervor und nahm einen Zwanzigpfundschein heraus. »Na los, dann machen Sie sich mal nützlich. Für mich ein schottisches Frühstück mit Blut- und Leberwurst und extra Salz und Essig … ach ja, und ein Solei. Und ein bisschen Tomatensauce, wenn’s welche gibt. Und holen Sie sich auch was, wenn das die Leichenbittermiene aus Ihrem Gesicht vertreiben hilft.«
Logan musste sich sehr beherrschen, um die Tür nicht zuzuknallen. Er marschierte die Marischal Street hinauf in Richtung Castlegate und schimpfte die ganze Zeit vor sich hin. Je eher sie dieses Schwein schnappten, desto besser. Danach könnte er wieder für Insch arbeiten, oder auch für DI McPherson. Alles, nur nicht diese gottverdammte Steel.
Obwohl es kurz vor Mitternacht war, herrschte auf den Straßen noch ziemlich reger Verkehr. Hauptsächlich Taxis, aber auch Busse und Betrunkene. Leute, die von den Pubs zu den Casinos und Nightclubs unterwegs waren, oder zu einem dieser Etablissements für den besonderen Geschmack, wo man erotische Tänze bewundern konnte. Oben am Ende der Straße lag eine Pfütze von frischem Erbrochenem mitten auf dem Gehsteig und dampfte leise vor sich hin. Logan machte einen großen Bogen darum, und auch um den grüngesichtigen jungen Mann, der in der Nähe herumtorkelte. Dem Wetter zum Trotz trug der Knallkopf nur eine Jeans und ein kurzärmeliges FC-Aberdeen-Trikot, dessen glänzender roter Stoff mit erbrochenem Curry bekleckert war.
Ziemlich am Anfang der George Street war eine Pommesbude, wo Logan Steels Bestellung aufgab und sich selbst eine Jumbo-Portion Fish & Chips mit eingelegten Zwiebeln holte, dazu zwei Dosen Irn-Bru.
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