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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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konnte ja nie wissen.
    Logan lenkte den Wagen über den Anderson Drive und auf die Lang Stracht. Die Press and Journal – »Lokalnachrichten seit 1748« – teilte sich mit ihrem Schwesterblatt, dem Evening Express , einen niedrigen, weitläufigen Betonbau in einem kleinen Gewerbegebiet inmitten von Autohäusern und Großmarkthallen. Die Redaktion war in einem riesigen Großraumbüro untergebracht. Logan staunte jedes Mal, wie ruhig es hier war: Nur das permanente Summen der Klimaanlage und gelegentliche gedämpfte Gesprächsfetzen überlagerten das leise, plastiktrockene Klick-Klack von Dutzenden Computertastaturen. Colin Miller aber saß über seinen Laptop gebeugt und hämmerte in die Tasten, als ob gerade irgendjemand seine Mutter eine Prolo-Schlampe genannt hätte. An den Schreibtischen um ihn herum, die mit Papierstapeln und halb leeren Kaffeetassen übersät waren, saßen bebrillte Journalisten bei der Arbeit. Sämtliche Köpfe in einem Radius von acht Schreibtischen fuhren herum, als Logan Miller auf die Schulter tippte und fragte, ob sie sich mal in Ruhe unterhalten könnten.
    »Herrgott noch mal! Sehen Sie nicht, dass ich zu tun habe?«
    »Colin«, sagte Logan mit leiser, freundlicher Stimme. »Glauben Sie mir einfach: Sie wollen jetzt unbedingt ein bisschen mit uns plaudern. Und es wäre doch viel netter, wenn wir das im Pub bei einem vorgezogenen Lunch machen könnten, und nicht bei uns im Präsidium. Okay?«
    Millers Blick ging von Logan zu dem Artikel, der auf seinem Bildschirm flimmerte – irgendetwas über einen Kuchenbasar in Stonehaven, wenn Logan das richtig sah. Dann hackte er Ctrl-Alt-Del in die Tastatur, um sie zu sperren. »Also los, kommen Sie.« Miller stand auf und nahm seine Jacke von der Stuhllehne. »Aber ihr zahlt, dass das klar ist!«
    Sie gingen nicht ins Pub um die Ecke. Laut Miller würde es dort von vorwitzigen Journalisten nur so wimmeln, und wenn es eine Chance gäbe, dass bei dieser Sache eine gute Story raussprang, wollte er sie mit niemand anderem teilen. Er wies Logan stattdessen an, ins Zentrum zu fahren und den Wagen am Präsidium abzustellen; von dort könnten sie zu Fuß in zwei Minuten im Moonfish Café sein.
    Die Correction Wynd war eine enge, hohle Gasse, auf der einen Seite begrenzt von einer mächtigen, mindestens sechs Meter hohen Granitmauer, welche die Erdmassen und die Gräber der St. Nicholas Kirk zurückhielt. Der Himmel war ein eisblauer Streifen, eingezwängt zwischen der hoch aufragenden Kirchturmspitze und den krummen Weiden. Sie waren gerade dabei, zu bestellen, als Steel sich plötzlich auf ihrem Stuhl verrenkte und ihr Handy aus der Tasche zog. »Hab’s auf Vibration gestellt«, kommentierte sie augenzwinkernd. »Hallo? Was? Nein, ich bin in einem Restaurant … Ja … Susan! Nein, das ist nicht … Du, ich weiß, dass du sauer bist … aber …« Fluchend sprang sie auf, schnappte sich ihre Jacke von der Stuhllehne und stürmte zum Ausgang. »Susan, das stimmt einfach nicht …«
    »Sagen Sie«, begann Logan, während Steel vor dem Fenster des Restaurants auf und ab stampfte und mit der frisch angezündeten Zigarette in der wild gestikulierenden Hand verschlungene Rauchzeichen in die Luft malte, »geht’s Isobel inzwischen wieder besser?«
    Der Reporter sah ihn erschrocken an. »Besser?«
    »Doc Fraser sagte, sie sei krank gewesen.«
    »Ach so, ja. Genau …« Schulterzucken. »Eine Sommergrippe oder so was in der Art, und dann der wenige Schlaf …« Ein ungemütliches Schweigen senkte sich auf den Tisch, gefolgt von einem Korb mit frisch gebackenem Brot, einer Aufmerksamkeit des Hauses. Sie bedienten sich und machten Smalltalk über die Chancen von Aberdeen im anstehenden Match gegen Celtic, während sie darauf warteten, dass die DI ihre offenbar sehr heftige Auseinandersetzung beendete.
    Endlich flog die Tür auf, Steel stürmte herein, warf sich auf ihren Stuhl und starrte finster die Tafel mit den Tagesgerichten an.
    »Also, worum geht’s denn nun eigentlich?«, fragte Miller, während sie auf ihren Wolfsbarsch mit Krebsbutter warteten.
    »Sie wissen ganz genau, worum es geht«, sagte Steel und richtete ihren finsteren Blick nunmehr auf Miller. »Sie haben letzte Woche mit so einem kleinen Drecksack aus Edinburgh gefrühstückt. Ich will wissen, wer er ist. Und ich will es verdammt noch mal auf der Stelle wissen!«
    Miller zog eine Augenbraue hoch und nippte nachdenklich an seinem Sauvignon Blanc, während er DI Steel über den Rand des Glases

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