Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
abgeglichen hat.«
Reade wurde blass.
Danny veränderte seine Position. »Hören Sie, ich weiß, dass Sie es nicht waren. Aber Sie müssen ganz ehrlich zu mir sein, wenn Sie meine Hilfe wollen.«
»Okay.«
»Wie kamen Sie an Craig Thorndykes Bankkarte?«
Reade zuckte beiläufig die Achseln. »Keine Ahnung, wovon Sie reden.«
Zurück zum Anfang.
»Hören Sie, ich habe Sie an dem Geldautomaten gesehen: Mojácar Plaza, kurz nach halb acht. Ich vergesse nie ein Gesicht, Alan, vor allem keins mit einer Narbe auf der Oberlippe. Also kommen Sie, erwarten Sie wirklich, dass ich Ihnen irgendwas glaube, wenn Sie nicht mit offenen Karten spielen? Woher hatten Sie die Karte?«
Er zog einen Schmollmund. »Hab sie gefunden. Und das ist wirklich die Wahrheit, also helfen Sie mir.«
»Wo?«
Reade rutschte auf dem Sitz hin und her. »Vor ungefähr drei Monaten konnte ich diese Tussi aufreißen. Oder genauer, sie riss mich auf. Sie war wirklich eine Sau. Wir fuhren zu meinem Haus, verbrachten die Nacht dort. Am nächsten Morgen fand ich die Karte auf dem Boden. Muss ihr aus der Handtasche gerutscht sein.«
»Woher hatten Sie die PIN -Nummer?«
»Sie war in einen Zettel gewickelt. Die PIN stand darauf.«
»Lassen Sie den Scheiß.«
»Es ist die Wahrheit. Gott ist mein Zeuge«, beteuerte Reade.
Danny fiel etwas ein. »Hatten Sie ungeschützten Sex mit ihr?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Mein Gott, jetzt ist nicht die Zeit für falsche Scham. Haben Sie ein Kondom benutzt?«
Er schüttelte den Kopf.
»Und haben Sie …«
»Ja, habe ich.« Jetzt begriff Reade, worauf Danny hinauswollte. »O Gott.«
»Ja, Kumpel. Wie gesagt, man will Ihnen was anhängen. Erzählen Sie mir von dieser Frau. Wo haben Sie sie getroffen?«
»In einer Disko.«
»Wie sah sie aus?«
»Ziemlich durchschnittlich. Dunkle Haare, eher kurz, ziemlich fit.«
»Wie alt?«
»Ende dreißig, denke ich.«
Damit war die Ma-Hacker-Theorie geplatzt. Wer, zum Teufel, war diese Frau, die nicht davor zurückschreckte, mit einem Ekelpaket wie Reade zu schlafen? Eine Prostituierte, die von Orson bezahlt wurde, um Reade zu belasten? Das war die wahrscheinlichste Erklärung. Indem er die Kreditkarte benutzte, hatte er sich selbst belastet: Er hatte nicht nur eine Leiche in seiner Hausmauer, er verwendete auch eine Kreditkarte, die einem verschwundenen Jugendlichen gehörte.
»Woher kam diese Frau?«
»Sie war Engländerin. Hatte einen von diesen Provinzakzenten. Bristol oder so.«
»Was passierte mit der Bankkarte?«
Wieder zog Reade einen Schmollmund. »Ich ging zu dem Automaten, nachsehen, ob Geld drauf ist. Zufrieden? Ich geb’s ja verdammt noch mal zu. Ich hab Geld von dem Konto gestohlen. Aber das macht mich noch nicht zum Mörder, oder?«
»Und Sie sind jeden Monat hingegangen?«
»Ja.«
»Warum dreimal hingehen?«
»Der Automat hatte ein Limit: dreihundert Euro pro Tag.«
»Und warum gerade der Geldautomat in Mojácar?«
Reade reagierte gereizt. »Ich zahle doch nicht sechs Euro Gebühr für jede Abhebung. Wenn Sie mich fragen, das sind die wirklichen Diebe. Die Scheißbanken.«
Ein geiziger Dieb: Jetzt hatte Danny alles gehört. Ein Klumpen zerkautes Brot flog Reade beim letzten Wort aus dem Mund. Mit schmuddeligem Finger wischte er ihn von Dannys Armaturenbrett.
»Beantworten Sie die nächste Frage mit eingeschaltetem Hirn. Haben Sie Charlie Hacker überfallen?«
Reade schüttelte heftig den Kopf. Er schluckte einen Bissen Brot hinunter. »Gott ist mein Zeuge, ich habe ihm nie auch nur ein Haar gekrümmt.«
»Fällt Ihnen jemand ein, der es getan haben könnte?«
»Ich habe mich umgehört, als die Hackers anfingen, mich zu jagen. Und wissen Sie was? Vor ungefähr drei Wochen verletzte ein Bulgare sich an der Hand, während er für Charlie Hacker arbeitete. Es gab einen Mordsstunk, weil Hacker ihn nicht ins Krankenhaus bringen wollte. Der arme Kerl saß blutend und mit zerschmetterter Hand da und wartete auf ein Taxi. Der Taxler schaute sich die Verletzung nur kurz an und suchte dann schnell das Weite. Letztendlich fuhr Hacker ihn, setzte ihn aber eine gute halbe Meile vor dem Krankenhaus ab. Anscheinend war der Bruder des Kerls nicht so begeistert, als er letzte Woche hier auftauchte.«
Das war also die Antwort. Es handelte sich um ein Phänomen, das in Spanien ziemlich häufig auftrat. Es gab Tausende von Firmen wie die der Hackers, die billige, bar zu bezahlende Arbeitskräfte beschäftigten, und die Inhaber wurden nervös, wenn
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