Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
ein Arbeiter sich verletzte. In einem berüchtigten Fall wurde einem Arbeiter ein Arm abgerissen, sein spanischer »Chef« setzte ihn hundert Meter vor dem Krankenhaus ab und schärfte ihm ein, nur ja nicht zu verraten, wo oder wie der Unfall passiert war.
»Wo sind diese Bulgaren jetzt?«
»Woher soll ich das wissen? Glauben Sie, ich will mit einem Kerl was zu tun haben, der verrückt genug ist, Charlie Hacker eins über den Schädel zu ziehen? Diese Osteuropäer fackeln nicht lange. Ich meine, es gibt hart und es gibt exkommunistisch hart.«
Das stimmte allerdings.
»Okay. Und was ist jetzt diese geheime Information, die Sie am Telefon erwähnt haben?«
Reade lächelte. »Ich habe die Geschichte in Ihrer Zeitung verfolgt und gelesen, dass die Polizei alle Häuser überprüft, die von den Hackers gebaut wurden, und die Wände aufreißt, um herauszufinden, ob da noch mehr Leichen sind. Na ja, es gibt da ein Haus, das die Polizei übersehen hat.«
»Sind Sie sicher?«
»Sicher bin ich sicher. Was glauben Sie, wo ich letzte Nacht geschlafen habe?«
15
Staub stieg auf, als Dannys Auto durch das ausgetrocknete Flussbett holperte. Sie waren nach einer einstündigen Fahrt vom Leuchtturm wieder im Almanzoratal in Los Membrillos, unter einer tief stehenden, frühabendlichen Sonne, die jedoch heiß brannte.
Woher Reade von diesem Haus wisse? Das war die erste Frage, die Danny ihm gestellt hatte. Die Antwort lautete: Reade war gerade dabei gewesen, die Rohre zu verlegen, als die Arbeiten gestoppt wurden. Er hatte gewusst, dass es eins der zwielichtigen Baugeschäfte der Hackers war, und hatte es ein paarmal für »schnelle Nummern« benutzt, von denen seine Freundin nichts erfahren durfte.
Danny sah Reades roten Lieferwagen links abbiegen und verfolgte im Rückspiegel, ob Paco noch hinter ihnen war. Er hatte den Fotografen angerufen, erfahren, dass er irgendwo in der Nähe arbeitete, und ihn dazu überredet, mitzukommen. Je mehr, desto sicherer.
Reades Transporter hielt an. Sie waren da. Danny und Paco parkten hinter dem Lieferwagen.
Die Villa wäre im fertigen Zustand ein erstaunliches Anwesen gewesen. Von der Größe her erinnerte sie an die Villa der Cookes, ebenfalls mit Obergeschoss. Die Außenwände waren komplett hochgezogen, doch es fehlte der Verputz. Danny schätzte, dass es auf gut achttausend Quadratmetern Grund stand, auf zwei Seiten begrenzt von graubraunen Wänden aus Schlamm und Fels, vor Tausenden von Jahren von Wassermassen aufgetürmt. Die Erde hier war gesprenkelt von Espartogras und Kakteen. Reihen vertrockneter Oliven- und Mandelbäume bedeckten den sandigen Grund links des Hauses, der von dort zum Flussbett abfiel.
Es gab keine Fenster – aber kreuzweise gespanntes, schwarz-gelbes Plastikband mit der Aufschrift SEPRONA – die Abteilung der Guardia Civil, die sich mit Umweltvergehen beschäftigte – flatterte vor einigen der Löcher. Eine niedrige Steinmauer markierte die Grundstücksgrenze. Eine Anhöhe aus sandigem Geröll ragte hinter dem Haus zehn Meter in die Höhe. Dutzende von Häusern standen darauf.
Paco beschattete die Augen gegen die Abendsonne und sah zu den Häusern hinauf. »Für einen Mörder bei der Arbeit nicht gerade eine abgelegene Stelle.«
Danny schüttelte den Kopf. »Ich habe Reade gefragt. Die ganzen Häuser da oben sind neu. Vor zwei Jahren gab es außer diesem Haus im Umkreis von einer Viertelmeile überhaupt nichts.«
»Warum wurden die Bauarbeiten gestoppt?«
»Es steht in einem potenziellen Überschwemmungsgebiet.«
Seitlich des Hauses lagen Haufen unbenutzten Baumaterials. Unkraut wucherte aus den Löchern in den Waschbetonsteinen und durch die Lücken zwischen Ziegelpaletten.
Die Treppe führte in der Mitte des Hauses im Zickzack in die Höhe. Ein Großteil der vier Mauern war noch eingerüstet. Metallstangen stützten einen Teil des Dachs.
»Und jetzt?«, fragte Paco. »Wir haben ein halb fertiges Haus gefunden. Wie sollen wir das verkaufen?«
Das war eine gute Frage. Danny inspizierte die Mauern aus grauen Waschbetonsteinen. Es war nicht festzustellen, ob sie zu dick waren oder nicht. Paco stützte die Hand gegen eine Wand. »Wenn du glaubst, dass ich den Rest des Tages damit verbringe, willkürlich Löcher in Mauern zu bohren, dann hast du dich geschnitten.«
Wieder hatte Paco recht. Sie hatten fast zwanzig Minuten gebraucht, um einen Stein aus Reades Haus herauszubrechen. Wenn sie dieses Gebäude ohne einen Plan angingen, konnten sie
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