Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
Falle.
Der Leuchtturm liegt jenseits einer Ansammlung von Inlandssalzmarschen, in denen Flamingos einen Teil des Jahres verbringen und die nur über eine steile Straße zu erreichen sind, die sich die Klippenflanke emporschlängelt. Es handelt sich um eine Straße, wie es sie nur in Spanien gibt: Berge aus drei Millionen Jahre altem Stein auf der einen Seite, ein Abgrund von hundert Metern zum Meer hin auf der anderen. Um alles noch gefährlicher zu machen, ist die Straße nur breit genug für ein Auto und hat zwölf blinde Kehren.
Danny liebte den Leuchtturm, hasste aber die Fahrt dorthin. Allein schon beim Gedanken an die Straße schlug ihm das Herz bis zum Hals. Er hielt an einer Tankstelle, kaufte Sandwiches, Chips und eine Flasche Diät-Cola. Er sah auf die Uhr. Er musste sich beeilen, wenn er bis um vier Uhr dort sein wollte.
Danny fuhr so schnell, wie die Vorsicht und die einspurige Straße es erlaubten, aber eine Busladung holländischer Touristen, die am Beginn der Leuchtturm-Straße ausstiegen, besiegelte sein Schicksal. Als er endlich sein Ziel erreichte, war er zwanzig Minuten zu spät dran.
Ein allem Anschein nach spanisches Paar stand am Geländer und schaute hinunter zum schäumenden Wasser am Fuß der Klippen. Der Wind zerzauste ihre Haare und drückte ihnen die Anoraks eng an den Körper. Hier oben war es immer windig.
Es standen nur zwei Autos da: eine Limousine und ein schrottreifer, dunkelroter Transporter.
Danny wollte die Spanier eben fragen, ob sie irgendjemanden gesehen hätten, als er ein lautes »Psst« hörte. Hinter einem großen Felsen trat ein Mann hervor, die Arme gegen die Kälte um die Brust geschlungen. Er trug eine ungewöhnliche Kombination von Kleidungsstücken: ein Pyjamaoberteil unter einer zerrissenen Thermoweste mit Farbflecken und Jeans, bei denen Danny hätte schwören können, dass sie für eine Frau gedacht waren.
Und Sandalen.
Und nur eine Socke.
Es war Reade. Er erkannte das Gesicht des Mannes: blonder Pferdeschwanz, vernarbte Lippe.
»Sind Sie von der Zeitung?«, fragte Reade.
Danny nickte.
»Gottverdammten Dank. Haben Sie Essen dabei?«
»Im Auto.«
Reade wollte auf den Golf zugehen, aber Danny hob die Hand.
»Nicht so schnell. Zuerst will ich Ihren Arm sehen.«
»Was?«
»Den Unterarm. Den mit den Daten drauf.«
Reade schüttelte den Kopf, krempelte aber den Ärmel hoch. Danny ging vorsichtig auf den Mann zu, las die Daten, insgesamt fünf, und fand, wonach er suchte: Juni 1996 bis Januar 2001. Zur Zeit der Grenzland-Morde war Reade also im Gefängnis gewesen. Er war nicht Orson. Danny hatte das bereits gewusst, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein.
Sie saßen mit laufender Heizung in Dannys Auto. Reade griff hungrig nach dem Essen, stopfte sich Sandwiches und Chips in den Mund. Er roch, als hätte er die Nacht im Freien verbracht.
Reade bemerkte, dass Danny die Nase rümpfte. »He, normalerweise ziehe ich mich nicht so an, okay?«
»Was ist passiert?«
»Die Hackers fanden mich vor zwei Tagen im Haus meiner Freundin oben in San José.«
»Und Sie kamen da in einem Stück raus?«
»Zum Glück war ich wach, als sie auftauchten. Ich war bei der Hintertür draußen und über den Zaun, bevor sie überhaupt klopften, aber ich musste mir an Klamotten schnappen, was gerade herumlag. Und ich kann nicht mehr nach Hause, seit die Hackers diese alte Kuh von gegenüber haben, die für sie spioniert.« Seine Miene verdüsterte sich, als er darüber nachdachte. »Ich frage mich nur, wer der Polizei von der verdammten Leiche erzählt hat. Die Hackers müssen mich verpfiffen haben. Ich habe darüber nachgedacht. Ich meine, das ist die einzige Möglichkeit. Die Polizei wäre doch nicht willkürlich zu meinem Haus gefahren und hätte zu bohren angefangen, oder?«
»Auf keinen Fall.« Danny beschäftigte sich mit seiner Schultertasche, bis er den schuldbewussten Ausdruck auf seinem Gesicht wieder unter Kontrolle hatte.
Nachdem der Hunger teilweise gestillt war, kam Reade zum Wesentlichen. »Was soll dieser Unsinn, dass man mir einen Mord anhängen will?«
Danny erklärte ihm, was in William Fouldes’ Haus passiert war. Reade klappte die Kinnlade herunter. Dann wurde er wütend.
»Sehe ich aus wie ein Trottel, der seinen verdammten Namen in seine Unterhose sticken würde?«
»Ich glaube, das Namensschild ist das geringste Ihrer Probleme. Auf der Unterhose ist ein Spermafleck, den die spanische Polizei mit Ihren DNS -Daten in Großbritannien
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