Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
durchaus die ganze Nacht hier verbringen.
»Wir brauchen die Baupläne«, sagte Danny.
»Ich … habe … Pläne«, sagte Reade in stockendem Spanisch.
Danny lächelte, schaltete auf Englisch um. »Wo sind sie?«
Reades Miene besagte nur eins: Ich und meine große Klappe. »Auf gar keinen Fall. Ich gehe nicht in mein Haus. Nicht wenn die Hackers auf Kaution wieder auf freiem Fuß sind.«
»Geben Sie mir die Schlüssel, und sagen Sie mir, wo sie sind.«
»Ich lasse Sie doch nicht in meinem Haus herumschnüffeln.«
»Mein Gott, Kumpel. Es ist Ihr Hals, der in der Schlinge steckt.«
Reade schluckte und zog die Schlüssel aus der Hosentasche. »In der Ecke meines Schlafzimmers, unter der Kommode gibt es eine Fliese, die nicht verfugt ist. Heben Sie sie hoch, darunter befindet sich ein Bodensafe. Dort sind die Pläne.«
»Haben Sie ein Maßband in Ihrem Transporter? Gut.« Danny warf ihm Stift und Block zu. »Fangen Sie an, die Zimmer auszumessen, Länge und Breite. Paco? Geh doch mal zu diesen Häusern da oben und frag, ob irgendjemand irgendwas gesehen hat.«
»Was zum Beispiel?«
»Leute, die nachts hierherkommen, verdächtige Aktivitäten, solche Sachen. Versuch es einfach, man weiß ja nie, vielleicht haben wir Glück.«
Bis zu Reades Haus war es eine zwanzigminütige Fahrt. Danny parkte am Ende der Straße, ging an der Rückseite des Grundstücks entlang und sprang über die Mauer. Scherereien mit den Hackers wollte er jetzt auf keinen Fall.
Er betrat das Haus durch die Terrassentür, fand Reades Schlafzimmer. Alle Akten und Papiere auf den Regalen waren verschwunden. Die Polizei hatte sie mitgenommen.
Auch Reades Schlafzimmer war von der Polizei durchsucht worden. Das Bett war zur Seite geschoben, die Schubladen waren geleert, die Kleidung lag in Haufen auf dem Bett.
Doch den Safe hatten sie nicht gefunden, er war zu gut versteckt. Danny hob die Fliese und öffnete den Bodensafe. Offensichtlich bewahrte Reade hier seine illegalen Sachen auf. Es gab ein Tütchen mit einem weißen Pulver – vier oder fünf Gramm – und eine große Tüte mit Skunk-Marihuana: Bei dem Katzengestank, den es verströmte, war das eindeutig. Darunter lagen jede Menge Akten: Details der Schwarzarbeit, die Reade übernommen hatte. Er war offensichtlich ein vorsichtiger Mann.
Danny durchsuchte den Stapel, fand die Pläne für das Haus. Er fotografierte sämtliche Dokumente in dieser Akte – es waren Beweisstücke, wenn Danny dazu kam, den Artikel zu schreiben, denn er konnte sich nicht darauf verlassen, dass Reade ihm die Originale überließ. Dann schrieb er die Maße eines jeden Zimmers in Quadratmetern in sein Notizbuch: Voll auseinandergefaltet nahmen die A1-Pläne ein gutes Drittel des Betts ein.
Er war zu drei Vierteln fertig, als er in der Haustür einen Schlüssel hörte. Sekunden später erstarrte Danny, als die Terrassentür geöffnet wurde. Das Licht im Wohnzimmer ging an, jemand rief auf Spanisch: »Schlafzimmer. Im Schlafzimmer.«
Danny stand noch immer reglos da, als ein großer, muskulöser Mann ins Zimmer gerannt kam. Die Akte fiel zu Boden, seine Hände schnellten in die Höhe.
Er starrte in den Lauf einer Waffe.
16
Er saß vor dem Spiegel, betrachtete sich, machte sich für die Arbeit fertig. Er mochte diesen Teil der Arbeit, dieses Sichverhüllen, Verstecken. Kein Mensch schöpfte je Verdacht. Er bewegte die Lippen, übte sein Lächeln, bewunderte die perlweißen Zähne. Wenn nur seine Haare länger wären. Dann könnte er sie zu Zöpfen flechten. Manchmal stellte er sich vor den Spiegel und ahmte diese wimmernden, winselnden Gesichter nach, die er schon so oft gesehen hatte. Doch nicht heute Nacht. Vorsicht und Geduld.
Die Akten aus der Baufirma der Brüder brachten ihm nichts mehr. Die Polizei hatte sie. Doch sein Haus hatten sie nicht gefunden. Er hatte darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen. Das Haus war zu heilig, um irgendein Risiko einzugehen. Jetzt jagten sie den Klempner. Falls das nichts brachte, konnte er sie in die Richtung des Bauunternehmers stoßen, des Fetten, Callum. Er war der Hauptgrund gewesen, warum er sich in diesem Teil Spaniens niedergelassen hatte. Tausende halb fertiger Häuser und ein brutaler Vergewaltiger, der sie baute: Das war zu gut, um es nicht zu nutzen. Er kannte Hacker von früher, von zu Hause. Er wusste, was passiert war, was er dem Jungen angetan hatte. Es war gut, sich in der Nähe eines solchen Mannes zu verstecken.
Er hatte noch einen Fisch an
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