Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
der Angel, den er einholen wollte. Er hatte sein Vertrauen gewonnen. Er konnte die Stimme des Mannes jetzt hören, sein schlechtes Spanisch am Telefon, und er stellte sich das Gesicht vor, das dazugehörte. In welcher Sprache würde er schreien? Er würde es bald herausfinden. Das Ding war hungrig, wollte sich wieder an die Arbeit machen. Es hatte gequengelt. Aber man durfte diese Dinge nicht überstürzen. Sie mussten einen neuen Ort finden, wo sie in Frieden arbeiten konnten. Nach so langer Zeit wollte er die Freuden in Ruhe genießen.
Wie immer, wenn er an das Haus dachte, wollte er es sich ansehen.
Er merkte erst, dass etwas nicht stimmte, als er auf seinen Balkon trat, sich eine Zigarette anzündete und in die Senke hinabschaute, in der das graue Steinhaus vor sich hin gammelte.
Autos.
Vor der Tür standen drei Autos.
Er lief nach drinnen, schnappte sich sein Fernglas.
Es war der Reporter. Der verdammte Reporter.
Und Reade.
Wie konnten sie es wagen? Der Ort war heilig. Er zitterte am ganzen Leib. Er würde es ihnen heimzahlen.
Wer war der Dritte? Fett, mit Kameras um den Hals? Woher kannte er ihn?
Er lief ins Haus. Er verzog die Lippen, als ihm klar wurde, dass er den Fotografen wirklich kannte, sich erinnerte, wo er den Mann gesehen hatte.
Er griff zum Telefon. »Hallo, es ist was dazwischengekommen. Kann sein, dass ich ein bisschen später zur Arbeit komme.«
17
Danny war ausschließlich auf die Hackers fixiert und hatte ganz vergessen, dass die Polizei Reades Haus überwachte. Eigentlich logisch: Der Mann stand im Verdacht, einen der schlimmsten Morde begangen zu haben, die die Provinz je erlebt hatte.
Vor diesem Hintergrund war es für ihn eine Erleichterung, als der Kerl mit der Waffe schrie: »¡Policía!«
Die Polizei hatte ihn durchsucht, seine Dokumente, seinen Presseausweis kontrolliert. Dann hatten sie mehr als eine Stunde gewartet, dass Bosquet auftauchte, und in der ganzen Zeit hatte Danny mit gefesselten Händen auf der Bettkante gesessen.
Das war vor zwanzig Minuten gewesen. Der Anschiss war Bosquet im Hals stecken geblieben, als Danny gesagt hatte: »Die Hackers. Es gibt noch ein Haus, das Sie nicht durchsucht haben.«
»Bringen Sie uns hin. Sofort.«
»Sobald Sie mir diese Handschellen abnehmen, tu ich das sehr gern.«
Sie waren in drei Autos unterwegs: zwei zivilen Polizeifahrzeugen und Dannys. Danny fuhr im zweiten Polizeiwagen, Bosquet im ersten. Keiner wollte Danny sagen, ob er verhaftet war oder nicht.
Inzwischen war es dunkel. Die Scheinwerfer malten Lichtflecken auf die nackte Steinmauer des halb fertigen Hauses. Und dann war das Flackern einer Bewegung zu sehen, ziemlich weit links, am Rand des Sichtfelds: ein Mann, der zwischen den Bäumen hindurchrannte.
Danny sah Paco im Licht stehen und die Augen beschirmen. Der Fotograf sagte: »Wo, zum Teufel, warst …«, verstummte jedoch, als er sah, dass es nicht Danny war, der aus dem Auto stieg.
Inspector Jefe Andrés Bosquet deutete zu den Olivenbäumen. »Wer war das, der da wegrannte?«
Paco hatte keinen Grund zu lügen. »Alan Reade.«
Bosquet wirbelte herum, befahl dem anderen Auto, Reade zu folgen, gab die Fahndung heraus. Dann wandte er sich dem zweiten Auto zu, in dem Danny saß. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Reade hier ist?«
»Sie haben nicht danach gefragt.«
Bosquet schlug mit der Hand auf die Motorhaube.
»Keine Spielchen mehr, Señor Sanchez.«
»Reade hat mit dieser ganzen Sache nichts zu tun. Man wollte sie ihm anhängen.«
»Verdammt, diese Entscheidung treffen nicht Sie.«
Danny wurde grob aus dem Auto gezerrt. Er hatte gewusst, dass Reade rennen und Bosquet sauer sein würde. Aber es war ein kalkuliertes Risiko. Im Augenblick wollte er auf keinen Fall, dass die polizeilichen Ermittlungen sich auf das Verhör des falschen Verdächtigen konzentrierten – denn genau das wollte Orson.
Danny ging zu Paco. »Ich habe die Maße aus den Plänen«, flüsterte Danny ihm zu und zündete sich eine Zigarette an.
Der Fotograf klopfte auf seine Tasche. »Und ich habe hier Reades Maße.« Seine Miene war ernst. »Schau mal da rüber.«
Etwas glänzte in der Dunkelheit. Danny brauchte einen Augenblick, bis er erkannte, was es war: ein Haken, gut dreißig Zentimeter lang, über zwei Zentimeter dick, wie Fleischer ihn verwendeten, um ganze Schweine aufzuhängen. Daneben lag zusammengerollt ein Seil.
»Ich habe das drinnen gefunden, in einem fensterlosen Raum in der Mitte des Hauses. In der Decke
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