Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
dann die Arbeiten an ein kompliziertes Netz von ortsansässigen Handwerkern delegiert, die wiederum spezielle Aufgaben an Subunternehmer weitergegeben hatten. Die Cookes gehörten zu den »Glücklichen«: Ihr Haus war tatsächlich schon fast fertig gewesen, als das Consortium pleiteging und sich in Luft auflöste.
Nach einer Stunde Papierwälzen rauchte Danny der Kopf. Pacos kleine Töchter, die in ihren Pyjamas im Wohnzimmer herumtobten, waren auch nicht gerade konzentrationsfördernd. Dann kam Pacos Frau Lourdes nach Hause und schaltete den Fernseher an, eine nervende Klatschsendung mit spanischen »Promis« aus der untersten Schublade, die sich gegenseitig Untreue und Schönheitsoperationen vorwarfen.
Danny war mit seinem Stapel fertig und wühlte sich dann durch einige von Pacos Papieren. Die Arbeit an den spanischen Unterlagen war so gut wie zum Erliegen gekommen, weil häusliche Pflichten riefen: Paco hatte vergessen, die Mädchen zu baden; dann mussten sie ins Bett gebracht werden, was Küsse und eine Gutenachtgeschichte zur Folge hatte sowie einen Paco, der mit dümmlichem Gesichtsausdruck in der Tür des Kinderzimmers stand und ihnen beim Schlafen zusah.
»Ich kann jetzt nur noch eine halbe Stunde erübrigen«, erklärte der Fotograf, als er an den Tisch zurückkam.
Danny brauchte zweiundzwanzig Minuten.
»Hast du was gefunden?«, fragte Paco, als Danny sich mit einem Ruck aufsetzte. Er gab Paco die Rechnung, die er gerade in der Hand hielt, eine Rechnung von Apache Construction, eine detaillierte Auflistung der geleisteten Arbeiten, sowohl auf Spanisch wie auf Englisch. Die Rechnung belief sich auf insgesamt 123 417 Euro.
Die Hackers. Die Hackers hatten das Haus der Cookes gebaut.
Paco schaute sich die Rechnung an und zuckte die Achseln. »Was hat das zu bedeuten?«
»Keine Ahnung. Aber der Besitzer dieser Firma hat vor zwei Tagen mit einem Hammer eins über den Schädel bekommen.«
Paco wollte noch etwas wissen, aber in Dannys Kopf schwirrten nun ebenfalls Fragen herum. Waren die Hackers zu einem Mord fähig? Danny war sicher, die Hackers hatten es gerne, wenn die Leute dachten , sie wären fähig, einen Mann zu töten. Aber falls sie gemordet hatten, würden sie dann wirklich die Leiche in einem Haus verstecken, das über diverse Dokumente mit ihnen in Verbindung gebracht werden konnte? Waren sie wirklich so dumm? Sie hätten während des Hausbaus doch sicher bessere Gelegenheiten gehabt, eine Leiche verschwinden zu lassen. Zum Beispiel irgendwo im Fundament oder in einem schönen, tiefen Graben. Nicht hinter einer falschen Innenmauer.
Doch daran dachte Danny jetzt gar nicht. Er dachte an ein anderes Haus, in dem ein Raum zu klein war.
Ein Haus, das die Hackers gebaut hatten.
Ein Haus, das stank.
Danny straffte die Schultern. Paco machte eine besorgte Miene. »Was ist los, Danny?«
»Es gibt noch eine Leiche. Mein Gott, Paco, ich glaube, hinter einer anderen Mauer steckt noch eine andere Leiche.«
13
Mittwoch, 3 1 . März 2010
»Mir passt das hier ganz und gar nicht«, sagte Paco und schaute sich im frühmorgendlichen Dunst um. »Was ist, wenn diese Hackers noch einmal kommen? Ich habe Kinder, vergiss das nicht.«
Danny zeigte sein zuversichtlichstes Lächeln, als er Werkzeug aus dem Kofferraum seines Autos lud. »Deshalb machen wir es ja ganz schnell. Wir bohren ein Loch, nehmen einen Ziegel heraus und schauen hinein.«
Paco schüttelte den Kopf und stieß geräuschvoll die Luft aus, während er die burgunderroten Wände von Alan Reades Bungalow betrachtete. »Wenn du recht hast und da wirklich eine Leiche drin ist, wird die Polizei nicht sehr erfreut sein, dass wir da herumgepfuscht haben.«
»Und wenn es nur eine tote Ratte ist, Paco? Wir ersparen ihnen Zeit und Aufwand. Außerdem verschaffen wir uns die Chance auf einen Exklusivbericht.«
»Und was ist, wenn der Besitzer zurückkommt und sieht, dass wir sein Haus einreißen?«
»Wenn Alan Reade auftaucht, werden äußerliche Veränderungen an seinem Anwesen sein geringstes Problem sein. Glaub’s mir, ich habe die Hackers gesehen. Die alte Kuh von gegenüber hält für sie die Augen offen. Deshalb habe ich sie ja einen guten Blick auf uns werfen lassen, damit sie nicht durcheinanderkommt wie beim letzten Mal.«
Paco schien nicht sehr überzeugt.
»Wie wär’s damit?«, fragte Danny. »Wir sagen, Reade hätte die Zeitung angerufen, sich über den Gestank beschwert und die Baufirma kritisiert und uns dann die Erlaubnis erteilt,
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