Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
allerdings, nicht ungehalten zu klingen – die Guardia Civil zu verärgern war keine gute Idee. »Inzwischen sind zwei Tage vergangen.«
Der Pressesprecher seufzte. »Hören Sie, ich sage der Presse nur das, was man mir sagt, dass ich es sagen soll. Und wenn mir niemand was sagt, was soll ich dann tun? Und das ist die Wahrheit. Der Untersuchungsrichter befand sich am Tag des Abrisses am Tatort und blieb den ganzen Tag dort, und dann brachte man die Leiche ins Instituto de Medicina Legal. Und bevor Sie fragen, nein, die Ergebnisse der Autopsie kenne ich nicht. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht einmal, ob schon eine durchgeführt wurde.«
»Was ist mit dem Haus? Wird der Abriss weitergehen?«
»Dazu kann ich nichts sagen. Meiner Meinung nach wird aber die Tatsache, dass das Haus ein Tatort ist, in den Augen des Gerichts nichts ändern.«
Dieser Meinung waren alle, die Danny kontaktiert hatte. Doch Peggy Cooke wollte er damit jetzt nicht belasten.
Danny kontrollierte seine E-Mails, sah, dass Fouldes den Artikel über die britische Bevölkerung noch einmal zurückgeschickt hatte, weil er weitere Änderungen wollte. »Die letzten zwei Absätze sind schwammig. Verbessern.«
Danny tippte als Antwort nur ein Wort: Nein.
Genug war genug. Wenn Fouldes noch weitere Änderungen wünschte, sollte er sie selber ausführen. Es wäre nicht das erste Mal. Der Herausgeber tat das in letzter Zeit ziemlich häufig, versah seine Artikel mit haarspalterischen »Korrekturen«, zu denen immer auch gehörte, die besten Sätze herauszustreichen. Oder schlimmer noch, er fügte zwanzig eigene Wörter hinzu und setzte als Verfasserzeile »William Fouldes und Danny Sanchez« darunter.
Danny goss sich ein Glas Wein ein, leerte es in einem Zug und goss sich noch eins ein. Dann rief er seine Mutter an.
»Hallo, mein Darling. Wie geht es dir?« Sie klang außer Atem.
»Mir geht’s gut. Was ist mit dir?«
»Könnte nicht besser sein.«
»Ich hab mich nur gefragt, wann du nach Hause kommst.«
»Mein Gott, Danny, ich bin doch keine sechzehn mehr.« Im Hintergrund hörte Danny eine tiefe Männerstimme.
»Es ist nur … schau, vor zwei Tagen wurde eine Leiche gefunden, und ich wollte nur hören, ob bei dir alles in Ordnung ist.«
»Ach, das ist ja so süß.« Sie sagte etwas, das Danny nicht verstand, die Männerstimme lachte. »Sei beruhigt, man kümmert sich sehr gut um mich.« Ein Klatschen auf nacktes Fleisch war zu hören. Mehr Gelächter. Danny legte auf.
Jetzt wünschte er sich nicht mehr, seine Mutter wäre zu Hause.
12
Später am Abend fuhr Danny zu Paco Pinos Wohnung.
»Erklär mir noch einmal, was wir eigentlich machen«, sagte Paco aus der Küche, während er eine Olive kaute.
Danny knallte den dicken blauen Ordner mit den Fotokopien, die Arthur Cooke ihm gegeben hatte, auf den Esstisch. »Irgendwo da drinnen stehen die Details, wer genau dieses Haus gebaut hat. Ich will mit den Leuten reden. Leichen landen nicht zufällig zwischen zwei Mauern. So verschaffen wir uns einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Das könnte der bis jetzt größte Exklusivbericht von Alan Smithee werden. Ich war den ganzen Tag total im Stress und kann das alles nicht allein durchackern.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, die Baufirma hätte nichts damit zu tun.«
»Ich habe gesagt, ich glaube nicht, dass irgendjemand dumm genug ist, einen Mord zu begehen und dann die Leiche in einem Haus einzumauern, mit dem man direkt in Verbindung gebracht werden kann. Aber die Baufirma ist wahrscheinlich ein guter Ausgangspunkt, oder? Vielleicht hat jemand auf der Baustelle ja bemerkt, dass da eine Wand ist, die gar nicht dorthin gehört. Und falls nicht, müssen sie doch wissen, wer Zugang zu der Baustelle hatte. Mauern tauchen ja nicht wie durch Zauberhand auf. Man braucht Zeit.«
»Und Ziegel«, sagte Paco und steckte sich noch eine Olive in den Mund.
Nun machten sie sich daran, die Dokumente durchzugehen, Paco die auf Spanisch, Danny die auf Englisch. Es waren Hunderte Blatt Papier, eine Tour durch die Risiken des Bauens in Eigenregie in Spanien. Übersetzungen von fast jedem Dokument in die jeweils andere Sprache vergrößerten den Papierstapel noch.
Die Cookes hatten ihr Geld an das Henley Consortium SL gezahlt, das, nach den Papieren zu urteilen, wirklich kaum über mehr verfügte als eine attraktive Website, die das Grundstück versprach, und ein Verkaufsbüro. Das Consortium hatte Anzahlungen von Dutzenden von Interessenten angenommen,
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