Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
Angreifer beschrieben hatten. Aber Reade konnte ja auch jemanden bezahlt haben. Dem sollte man nachgehen.
»Sonst noch was, über das sie sich gestritten haben könnten?«
»Sein Haus«, sagte ein Mann etwas weiter unten an der Bar. Danny drehte sich zu dem Mann, um ihn in das Gespräch einzubeziehen.
»Sein Haus?«
»Hackers Firma baute Reades Haus. Sie stritten sich die ganze Zeit darüber.«
Die Wirtin nickte heftig. Jetzt, da die halbe Bloody Mary bereits getrunken war, genoss sie offensichtlich die Situation. »Das stimmt. Der verdammte Kasten ist eben erst fertig geworden. Wir dachten, damit wäre die Sache gegessen, aber dann wurde es nur noch schlimmer. Reade behauptet, die Hackers hätten ihn beschissen.«
»Wie?«
»Na ja, zuerst unterbrachen sie für fast ein Jahr die Arbeit. Dann meinte er, es wäre nicht so groß, wie es sein sollte. Und es würde stinken.«
Der Mann an der Bar prustete. »Das muss gerade der sagen.«
»Inwiefern stinken?«
Die Wirtin zuckte die Achseln. »Hat er nie genau gesagt. Nur, dass es stinkt. Wie auch immer, ich würde mir keine großen Gedanken über die Gründe ihrer Streits machen. Es ist vor allem immer zu viel Alkohol und dummes Dahergerede.«
»Haben Sie eine Ahnung, wo Mr. Reade jetzt sein könnte?«
»Nicht in seinem Haus, wenn er auch nur ein bisschen Grips hat.«
»Warum das?«
»Hackers Söhne. Es sind drei, und zusammen wiegen sie so viel wie ein Bulldozer.«
Danny schüttelte den Kopf. »Zeugen behaupten, Charlies Angreifer wäre ein dunkelhaariger Typ gewesen.«
»Der muss aufpassen, dass Charlies Jungs ihn nicht in die Finger kriegen. Wie auch immer, Reade lästert schon so lange über Hacker, dass er es nicht anders verdient.«
»Als von ’nem Bulldozer überrollt zu werden, was?«
Irene kreischte noch immer vor Lachen, als Danny die Bar verließ und zu seinem Auto ging.
11
Irene Sparks hatte Danny den Weg zu Reades Haus beschrieben. Doch das brachte ihm nicht viel. Eine Gruppe brauner Hügel nach der anderen. Asphaltbänder, die kaum breit genug waren für zwei Autos, schlängelten sich durch offene Ebenen mit Büscheln von Espartogras und stacheligen Kakteen. Wenigstens die Apfelbäume blühten, doch die zarten hellrosa Knospen wirkten in der Spaghetti-Western-Landschaft fehl am Platz.
Es war schon eine Weile her, dass Danny das letzte Mal in Almanzoras Hinterland gewesen war. Er konnte gut verstehen, warum so viele Briten es vorzogen, hier ihren Ruhestand zu verbringen. Überall war leerer, freier Raum, der Horizont umringt von hohen Bergen. Die Landschaft leuchtete in Pastelltönen: Grün und Ocker für die Hügel des Vorgebirges, rötliches Braun für die Steilhänge, und über allem der helle und klare Himmel, wolkenlos wie ein polierter Saphir, und das für etwa dreihundert Tage im Jahr. Filmemacher und Fotografen liebten das Licht in Almería.
Überall wurde aber auch gebaut. Einige Dörfer waren so schnell gewachsen, dass Anwesen an Straßen entstanden, die noch nicht einmal einen Namen hatten. Anwesen wie das von Alan Reade.
Danny fuhr langsam und versuchte sich Dinge einzuprägen, die man als Orientierungspunkte benutzen konnte. Eine abgebrochene Palme, eine zerbröckelnde Mauer, ein Umspannwerk. Was jedoch wirklich ins Auge stach, waren die Dutzende halb fertiger Häuser, die die Straßen säumten: einige Ziegelkästen, die fast schon fertig waren, andere kaum mehr als graue Betonskelette.
Die Mauern von Reades Bungalow waren satt burgunderrot gestrichen, die Fenster weiß umrahmt. Eisenstreben schützten die Scheiben.
Danny drückte auf die Klingel, wusste aber sofort, dass Reade nicht zu Hause war. Sein halbes Leben hatte er damit zugebracht, an die Türen von Fremden zu klopfen. Er wusste, wann eine Klingel in einem leeren Haus ertönte. Als er sich umwandte, bemerkte er eine Frau, die durch ein Fenster des gegenüberliegenden Hauses zu ihm herüberspähte. Er ging zu seinem Auto und wartete zwanzig Minuten. Irene Sparks hatte ihm Reades Handynummer gegeben. Danny versuchte es, doch es sprang sofort die Mailbox an.
Dann schaute er rasch die Straße entlang und ging um das Haus herum.
Das Wasser in dem nierenförmigen Swimmingpool kräuselte sich leicht; irgendwo lief eine Filteranlage. Er beschirmte die Augen mit beiden Händen und spähte durch die Terrassentür. Drinnen war alles makellos sauber. Auf einem Regal stapelten sich Ablageboxen und Dokumente.
Danny erreichte die hintere Ecke des Hauses und rümpfte die
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