Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
Nase. In einer Sache hatte Reade recht: Das Haus stank. An der Vorderseite war das nicht zu bemerken, doch je näher Danny der Rückseite kam, desto heftiger wurde der Gestank. Das Fenster in dieser Wand war beschlagen. Wahrscheinlich ein Problem mit der Kanalisation, dachte Danny, eine Verstopfung der …
Er erstarrte, als vor dem Haus ein Fahrzeug kreischend zum Stehen kam. Eine Tür wurde zugeknallt. Schnelle Schritte knirschten über Kies, gefolgt von heftigem Hämmern an die Tür – das ganze Haus schien unter ihnen zu erzittern. »Komm raus, Reade, du Arschloch«, bellte ein Mann. »Ich weiß, dass du da drin bist.«
Panische Angst ergriff Danny, als der Mann um das Haus herumlief und ihn böse anglotzte. Wobei Danny seinen Blick gar nicht sah – er war viel zu sehr damit beschäftigt, den Baseballschläger in der Hand des Mannes anzustarren.
Das musste Hacker Nummer drei sein: Adam. Er hatte das Mopsgesicht und die Schweinsaugen seiner Brüder. Und noch mehr Masse als sie. Adam Hacker war Gewichtheber und wollte die Leute dies sehen lassen. Das war der Grund, warum er nur ein Unterhemd trug, damit man die Steroid-Wölbungen seiner Oberarme sah. Danny dachte an seinen Spruch mit dem Bulldozer – und fand ihn plötzlich gar nicht mehr so lustig.
»Wer, zum Teufel, sind denn Sie?«, fragte Adam Hacker und deutete mit dem Schläger auf Danny. Der Instinkt befahl Danny davonzulaufen, aber wenn er sich jetzt in Bewegung setzte, würde Hacker ihm auf der Stelle nachrennen.
Die Erfahrung siegte. Wenn er im Journalismus irgendetwas gelernt hatte, dann blitzschnell und überzeugend Unsinn zu reden.
»Alan Reade, nehme ich an«, antwortete Danny und nahm eine offiziöse Haltung ein. »Wir suchen nach Ihnen.«
»Willste mich verscheißern? Ich suche nach Reade.«
»Schön für Sie. Ich bin vom britischen Konsulat. Reade befindet sich in Schwierigkeiten«, sagte Danny. Er klappte wie ein Polizist seine Brieftasche auf und ließ Adam Hacker einen kurzen Blick auf den geklauten Konsulatsausweis werfen, den er immer bei sich trug. Mit seiner purpurroten Beschriftung und dem goldfarbenen Einhorn wirkte er ziemlich beeindruckend, wenn man ihn nur für eine Sekunde sah – und mehr gestattete Danny ihm nicht.
»Und wie der in Schwierigkeiten ist.«
»Dann stehen wir auf derselben Seite«, sagte Danny, machte einen Schritt auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen.
Adam Hacker starrte Dannys Hand an. Keiner der Hacker-Brüder schien besonders intelligent zu sein. Dieser jedoch war schlau genug, es zu erkennen; man konnte beinahe Zahnräder knirschen hören, als er die Situation einschätzte. »Adam Hacker«, sagte er nach einer gefühlten Ewigkeit, umklammerte mit riesiger Pranke Dannys Hand und drückte fest genug zu, um ihn wissen zu lassen, dass das nur ein Viertel dessen sei, wozu er fähig war. »Was hat Reade denn ausgefressen?«
»Das ist Sache des Konsulats«, erwiderte Danny, zog sein Handy aus der Tasche und sprach hinein, während er sich ein paar Schritte entfernte. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, drückte seine Körpersprache aus, ich habe Dinge zu erledigen. »Richten Sie der Polizei aus, dass Reade nicht zu Hause ist«, sagte er in den Apparat, nachdem er so getan hatte, als würde es klingeln. Dabei sprach er das Wort »Polizei« extra laut und deutlich aus. »Ja, ich warte auf sie.«
Vor dem Haus stand ein weißer Transit mit dem ausgebleichten Apache-Logo. Adam Hacker ging darauf zu, drehte sich dann aber noch einmal um. »Wenn Sie Reade sehen, sagen Sie ihm, Adam Hacker lässt schön grüßen.«
»Bin ich vielleicht Ihr Bote?«
»Glauben Sie, ich mach nur Spaß?«
Nein, das dachte Danny nicht. Nicht jetzt, da Adam Hacker ihn an die Mauer drückte und sein großes, hässliches Gesicht ganz dicht an seins brachte. »Konsulat, Polizei, ist mir scheißegal. Wer zwischen uns und Reade gerät, wird es bereuen.«
Danny wartete, bis der Transporter verschwunden war. Dann lief er zu seinem Auto und fuhr in die Gegenrichtung.
Schnell.
An diesem Abend arbeitete Danny länger im Büro. Am Donnerstag war sein Abgabetermin, und er wollte seinen Artikel so früh wie möglich fertig haben: Sobald die Zeitung in Druck war, konnte er eine ganze Woche Urlaub nehmen, der erste seit fünf Monaten.
Mehrmals an diesem Nachmittag rief er die Pressestelle der Guardia Civil an. Es gab noch immer nichts Neues über die Leiche aus dem Haus der Cookes.
»Wie kann das sein?«, fragte Danny, versuchte
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