Die Stunde des Raben
seid doch …«
»Der Hammer!«, sagte Filine-Brae leise auf Deutsch. »Man muss sich wirklich nicht alles gefallen lassen. Selbst wenn die Angeber historisch gesehen eine Hochkultur waren.«
»Aber Fili, dieser Gaius Publius ist ein Riese.«
»Und du bist ein Mann, ein keltischer Krieger! Jedenfalls dein Körper. Jetzt hast du Gelegenheit, deine Muskeln auszuprobieren.«
»Aber ich war schon neulich so schlecht«, jammerte No.
»Nein«, sagte Rufus. »Du warst nicht schlecht. Du warst sogar sehr gut, besser als alle anderen. Deswegen hast du jetzt auch den kräftigsten Körper bekommen. Ihr habt nur schlecht zusammengespielt. Aber das werden wir nun besser machen, denn ich kenne da ein paar sehr raffinierte Spielzüge.«
Ohne Regeln
Die drei Legionäre nahmen Aufstellung.
»Da ihr die Regeln bereits kennt, Sklaven, kann es gleich losgehen!«, rief Gaius Publius.
»Gerne«, antwortete Filine. »Aber mit welchem Ball? Habt ihr ein Harpastum hier?«
Gaius Publius sah sich um. »Das nicht, aber Cornelius Caesanius wollte vorhin gerade eine Kohlsuppe kochen. Hast du den Kohlkopf noch?«
Der Soldat, der die Linien für das Feld fertig in den Boden gezogen hatte, nickte. »Ja, Gaius Publius.«
»Gut, her damit!« Der Anführer der Legionäre ließ sich den Kohlkopf, der die Größe eines Kinderkopfes hatte, zuwerfen und wog ihn in der Hand. »Das sollte gehen. Cornelius Caesanius, du bist der Schiedsrichter. Du achtest darauf, dass die Regeln eingehalten werden. Jeder Ball über der feindlichen Linie zählt.«
Gaius Publius warf Cornelius Caesanius den Kohlkopf wieder zu. Dann wandte er sich seinen beiden Männern auf dem Spielfeld zu. »Keine Scheu, Marcus Sallustius und Aulus Lucius, nur weil sie Mädchen sind. Lasst euch nicht abhalten, sie zu treten oder festzuhalten. Sie werden mit Sicherheit versuchen, euch zu beißen und zu kratzen!«
»Sollen sie doch«, sagte Aulus Lucius und grinste hämisch. »Dann reißen wir ihnen die Nägel aus und brechen ihnen die Finger!«
Die Legionäre lachten.
»Wir spielen um zwei Punkte«, befahl Gaius Publius. »Also zwei kurze Durchgänge!« Er lachte grob.
»Und worum spielen wir?«, fragte Filine gelassen.
»Das ist egal, denn nach dem Spiel werdet ihr nicht mehr in der Lage sein, über irgendeinen Spieleinsatz nachzudenken. Ihr werdet wieder in die Sklaverei zurückkehren, so, wie es sich gehört.«
»Das werden wir nicht«, entgegnete Rufus und trat vor. »Wenn wir das Spiel gewinnen, verlangen wir freien Abzug, Rückgabe der Waffen und dass ihr uns nie wieder anhaltet oder belästigt, wo immer ihr uns auch seht oder trefft.«
»Aber gerne«, grinste Gaius Publius. »Sollten allerdings ich oder meine Männer je den Befehl bekommen, ein Dorf anzugreifen, in dem ihr euch befindet, kann ich euch nicht verschonen, wenn ihr euch uns entgegenstellt. Ich bekomme Befehle und denen gehorche ich!«
»Gut«, sagte Rufus. »Wenn wir gewinnen, können wir gehen, wohin wir wollen!«
»Abgemacht!« Gaius Publius lachte wieder.
Rufus sah Filine und No fragend an. Beide nickten.
»Abgemacht!«, rief er.
Cornelius Caesanius stellte sich an der Mittellinie auf und hob den Kohlkopf. Die drei römischen Legionäre kamen heran. Die Lehrlinge stellten sich ebenfalls auf.
»Okay«, begann Rufus. »Wir beginnen mit einem Spielzug, der Loop heißt. Und dazu müssen wir den Kohlkopf sofort bekommen. No, du wirfst mich, weil ich als Aili kleiner und leichter bin als Filine, sofort hoch! Ich fange den Ball und werfe ihn Filine zu.«
»Ich versuch’s!«, knurrte No. »Und dann?«
»Dann stellen wir uns sofort in eine Reihe. Filine hat den Kohlkopf. Sie stürzen sich bestimmt auf sie. No, du bist rechts außen und ich gehe nach links. Filine tut so, als würde sie den Ball zu dir werfen. Aber in Wirklichkeit wirft sie ihn zu mir. Damit rechnen die Römer nicht, weil ich ein Mädchen bin.« Er sah No an. »Du bist der Stärkste und Schnellste und sobald Filine einen Wurf auf dich andeutet, werden sie sich auf dich stürzen, und du musst sie so lange festhalten, wie du kannst!«
»Und wie täusche ich einen Wurf an?«, wollte Filine wissen.
»Äh?« Rufus überlegte. »Ich weiß nicht mehr genau, das war ein Scherenwurf oder so.«
»Und wie geht der?«
»Na, du tust irgendwie so, als würdest du No den Ball zuspielen, wirfst ihn aber zu mir.«
»Ich tue so?«
»Genau!«
»Aber wie tue ich so?«
No stöhnte. »Mann«, sagte er. »Lucy hat das so gemacht. Sie hat mit beiden
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