Die Stunde des Raben
Rufus-Aili und schlug ihn seitlich gegen das Kinn. »Da haben dich deine Freunde aber ziemlich alleine gelassen.«
Der Legionär wandte den Kopf und sah nach oben. Und dann verpasste ihm No eine weitere Ohrfeige, dass es nur so knallte. »Wag es nur, mich anzufassen im nächsten Spielzug, und du bekommst sofort die nächste, Bürschchen!«
Die Wange des Legionärs färbte sich rot. Doch Rufus, Filine und No konnten auch sehen, dass in seinen Augen Wut aufflammte.
Im selben Moment verkündete Cornelius Caesanius: »Punkt für Rom! Gaius Publius hat den Punkt errungen.«
Sofort ließ No Marcus Sallustius los und rannte mit Filine und Rufus zurück in ihre Hälfte.
»Ich schäme mich so«, flüsterte er. »Das war echt fies.«
»Es ist unsere einzige Chance«, zischte Filine. »Und zum Schämen ist jetzt keine Zeit.«
Sie hatte recht. Die Römer nahmen wieder Aufstellung. Cornelius Caesanius warf No den Ball zu. »Das wirst du sicher bereuen, britannischer Sklave!«, sagte er mit aufgeregter Stimme. »Das wird dir Marcus Sallustius niemals verzeihen.«
Auf der anderen Seite besprachen sich die drei Römer.
»Sie sind wirklich nicht schlecht, Gaius Publius«, meinte Aulus Lucius. »Sie haben Marcus Sallustius verprügelt.«
»Sie wagen es, uns zum Narren zu halten, beim Jupiter!«, rief Gaius Publius. »Und deswegen wollen wir nun kämpfen wie Legionäre. Diesmal nimmt jeder von uns einen von ihnen und schlägt ihn windelweich.«
»Ja!«, keuchte Marcus Sallustius. »Ich nehme den Mann. Ich werde ihn lehren, mich zu ohrfeigen!«
Gaius Publius lachte. »Dann nehme ich das größere Mädchen mit den schlauen Sprüchen.«
»Und ich die Kleine!«, zischte Aulus Lucius.
»Noch mal verspotten sie uns nicht!«, befahl Gaius Publius. »Für Rom!«
»Für Rom!«, wiederholten Marcus Sallustius und Aulus Lucius mit lauter Stimme.
»Habt ihr gehört?«, flüsterte Filine auf der anderen Seite. »Sie sind total aufgebracht, das ist gut.«
»Ja, sie werden uns diesmal sicher in Manndeckung nehmen«, stimmte Rufus zu.
»Hört zu!«, sagte No. »Wir machen es so: Sobald es losgeht, laufe ich mit dem Ball nach vorne. Ihr bleibt weit hinten in unserer Hälfte, sodass eure Gegenspieler nicht so schnell an euch rankommen. Marcus Sallustius wird sich natürlich auf mich stürzen. Bevor er mich aber erreicht, werfe ich den Ball nach hinten zu euch. Ihr müsst ihn so lange sicher halten, bis ich den Legionär ausgeschaltet habe.«
»Und wie machst du das?«
»Er wird hoffentlich vor Wut schon etwas blind sein. Ich stoße ihn einfach um und schmiere im Matsch ins Gesicht.«
»Und dann werfen wir dir den Ball wieder zu?«, fragte Filine.
»Ja, und ihr hängt euch an eure beiden Gegenspieler, koste es, was es wolle, und ich renne durch.«
»Das wird hart«, Rufus schluckte schwer.
»Ja, das wird es. Aber wir schaffen es! Seid ihr bereit?« No sah seine Freunde in Gestalt der beiden keltischen Mädchen an. »Ohne uns werden Aili und Brae ihre Mutter vielleicht nie wiedersehen.«
»Wir schaffen es!«, sagte Rufus.
»Wir schaffen es!« Filine hob den Kopf.
»Dann los!«
No drehte sich um.
Die drei Lehrlinge stellten sich wie besprochen auf, und als Cornelius Caesanius das Zeichen gab, rannte No mit dem Kohlkopf in der Hand in vollem Tempo nach vorne. Marcus Sallustius kam ihm mit wütendem Gesicht entgegen. Die beiden anderen Legionäre dagegen liefen auf Rufus und Filine zu und verharrten an der Mittellinie, als sie sahen, dass die beiden Mädchen nicht mit nach vorne kamen.
Rufus sah No hinterher.
Als Marcus Sallustius nur noch ein paar Schritte entfernt war, spielte No den Kohl ab. Er drehte sich um und schleuderte ihn fast bis an die eigene Grundlinie. Sofort war Rufus zur Stelle und holte ihn sich.
Jetzt setzte sich Aulus Lucius in Bewegung.
No sah wieder nach vorne. Marcus Sallustius stand mit ausgebreiteten Armen direkt vor ihm.
»Komm her, Sklave!«
No schwieg und schlug einen Haken. Marcus Sallustius drehte sich zur Seite. Im selben Moment holte No aus und versetzte dem römischen Legionär mit aller Kraft einen Stoß vor die Brust. Der Mann wankte, hielt sich aber auf den Beinen.
»Du schaffst es nicht!«, fuhr er No an.
Nur keine Kraft mit Worten verschwenden, dachte No. Er duckte sich und rammte seinem Gegenspieler die Schulter in den Bauch.
Marcus Sallustius keuchte und versuchte, No am Hals zu packen. Geschickt wand sich der Lehrling aus dem Griff. Sofort drehte er sich und schleuderte Marcus
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