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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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den Tisch.
    »Danke jedenfalls für das Frühstück!«
    Plötzlich grinste Bent. »Du lässt dir doch hoffentlich nicht vom Gedanken an Coralia das Frühstück verderben? Oder sogar deine Flut!«
    No sah ihn an. Dann grinste er zurück. »Bestimmt nicht! Das ist echt eine Hammerflut. Wir haben im Ludere raptim gegen ein paar Römer …«
    »Wir haben gesehen, wie römische Legionäre gegen einige Kelten im Ludere raptim verloren haben«, unterbrach ihn Rufus schnell.
    »Was?« No sah auf und bemerkte Rufus’ warnenden Blick. Ihm wurde klar, dass er fast die Sache mit der Traumflut verraten hatte.
    »Genau!«, fuhr er hastig fort. »Das war vielleicht ein Spiel! Ich war für die Kelten! Das war wie beim Fußball! Ich habe richtig mitgefiebert! Und meine Mannschaft hat gewonnen!«
    »Aha«, sagte Bent und blinzelte.
    »Oh, lecker!« Filine sprang auf und flitzte an den Tisch. Sie nahm einen Maisfladen und goss sich Kakao ein. Dann fragte sie die beiden Gesellen laut: »Ihr wisst nicht zufällig, welcher Historiker die Reden der Königin Boudicca aufgeschrieben hat? War es Tacitus?«
    Bent wandte den Blick unwillig von No ab. Aber dann antwortete er: »Ich glaube, das war ein römischer Historiker. Aber nicht Tacitus.«
    »Stimmt«, sagte Anselm. »Es war der römische Dichter und Historiker Cassius Dio. Ich habe gelesen, er habe einige Wachstafelfragmente besessen, die er aus unbestimmter Quelle erhalten haben soll.«
    »Und die Rede des Statthalters in Britannien zu dieser Zeit?«, drängte Filine weiter. »Von wem ist die aufgeschrieben worden?«
    »Genau, die stammt von Tacitus!«, rief Bent. »Wie kommst du denn da drauf?«
    Filine machte eine große Geste. »Wir haben vorhin in der Flut den Vorfahren dieses bedeutenden Historikers getroffen! Ist das nicht irre?«
    »Nicht schlecht«, meinte Bent anerkennend. »Ziemlich cool.« Er schien Nos Versprecher vergessen zu haben. »Braucht ihr sonst noch irgendwas?«
    »Nein«, sagte No. »Alles im grünen Bereich.«
    Bent lachte. »Wir sollen euch noch von Saurini ausrichten, dass die Flutmarkthändler heute oder morgen eintreffen. Wenn ihr eure Artefakte noch bestimmen wollt, wird es jetzt höchste Zeit.«
    »Das habe ich völlig vergessen«, stammelte Filine und sah Rufus und No aufgeregt an. »Aber glaubt ihr nicht auch, dass wir an der Flut weiterarbeiten sollten?«
    Rufus und No nickten gleichzeitig.
    »Okay, Leute! Dann gehen wir wieder. Nicht, dass wir noch mit in die Flut geraten.« Anselm verzog keine Miene. »Saurini meinte, ihr könnt mit den Händlern hier in den Gewölben verhandeln. Aber wenn ihr mich fragt, rate ich euch dringend dazu, euch auf den Flutmarkt vorzubereiten. Er ist absolut einmalig und eine Gelegenheit, die nicht oft wiederkehrt. Ich habe da schon Entdeckungen gemacht, die ich niemals erwartet hätte.«
    »Ja, das kann wichtig sein für die Zukunft«, fügte Bent hinzu. Seine braunen Augen hefteten sich auf Rufus.
    Rufus sah auf. In Bents Blick lag eine verschwörerische Andeutung. Doch dann wandte er sich ab und ging zusammen mit Anselm eilig durch das Gewölbe davon.
    Als die beiden nicht mehr zu sehen waren, drehte sich Rufus zu Filine und No um.
    »Mann, No! Du hättest uns fast verraten.«
    »Tut mir leid, ich war so begeistert. Aber Fili hat die beiden doch prima abgelenkt.«
    »Ja, das war gut«, sagte Rufus. »Aber du musst echt vorsichtiger sein. Die beiden stecken immer mit Coralia zusammen.«
    »Hör auf, Rufus! Sie hat nichts mit unserer Flut zu tun. Und dabei bleibt es auch. Ja, ich habe mich beinahe verquatscht. Aber das passiert mir nicht wieder, okay?«
    »Okay«, nickte Rufus. »Und, was machen wir jetzt?«
    »Die Flut geht für mich wirklich vor«, sagte No.
    »Ja«, stimmte Filine zu. »Aber du und ich haben auch schon einiges über unsere Artefakte rausgefunden. Und Rufus noch gar nichts. Vielleicht sollten wir uns wenigstens kurz darum kümmern.«
    No nickte. Er stand auf, ging zu der großen Truhe und holte sein Artefakt heraus, den breiten goldenen Reifen mit dem Loch in der Mitte.
    »Ja«, meinte er. »Ich weiß jedenfalls, dass das kein goldener Eierbecher ist! Es ist etruskisch, aus Gold, und möglicherweise ein Vasenhalter, weil die Vasen früher unten spitz zuliefen, wie Amphoren. Oder es ist ein Zopfhalter für Männer oder ein Ohrring. Das Irre dabei ist, dass so etwas noch nie verkauft worden ist. Und deswegen ist der Preis eigentlich frei verhandelbar. Aber wenn ich ehrlich bin, interessiert mich das nicht

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