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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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verschwindet, Barbaren! Mir aus den Augen!«
    Er winkte seinen Männern und hieß sie, No Tyrais Waffen zu reichen.
    No, Filine und Rufus verbeugten sich stumm. Sie traten vor Gaius Publius zurück, drehten sich um und rannten dann auf die Straße Richtung Norden. Rufus hatte Mühe, auf seinen zitternden Beinen nicht einzuknicken. Er biss die Zähne zusammen. Neben ihm rannten Filine und No in ihrer keltischen Gestalt mit kalkweißen Gesichtern. Hinter ihren Köpfen war die Sonne im Sinken begriffen.
    Im nächsten Moment begann das Bild um sie herum zu verblassen.

Leben und Tod
    Rufus erwachte von fernen Glockenschlägen. Er hielt die Augen geschlossen, zählte leise mit und merkte, dass es sieben Uhr war. Die Sonne musste eben aufgegangen sein. Genauso war es beim ersten Mal nach einer Traumflut gewesen. Doch diesmal war alles noch viel unglaublicher! Sie waren alle drei dort gewesen, und sie hatten mit den Flutwesen nicht nur gesprochen, sondern darüber hinaus die Magie eines keltischen Druiden am eigenen Leib erlebt.
    Rufus schlug die Augen auf und sah an sich herab.
    Nein, er sah aus wie Rufus Minkenbold und nicht wie Aili, Tochter der Boudicca. Und er lag eindeutig auf seinem Feldbett im Gewölbe der Akademie.
    Im selben Moment erwachte neben ihm Filine.
    »Ist das wahr?« Die 95. Nachfahrin der Anchetcheprure sah Rufus an, als wäre sie nicht sicher, dass sie eben noch gegen Gaius Publius und seine Männer gekämpft hatten. »Waren wir da eben alle zusammen in deiner Traumflut?«
    »Es sieht so aus«, antwortete Rufus.
    »Wahnsinn!« Filine sprang auf. »Absolut großartig. Vor allem, wie ich dem Legionär so herrlich die Meinung gesagt habe! Ha!«
    »Filine! Schrei doch nicht so«, murmelte No, der auch erwacht war. »Du machst mich echt fertig. Woher wusstest du das alles?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Filine. »Ich wusste es einfach. Dieses Mädchen, ihre Tochter Brae, sie war irgendwie in mir. Oder ich in ihr. Ich wusste auf einmal Sachen, die eigentlich nur sie wissen konnte. Und ich glaube, was ich da gesagt habe, waren Worte von ihrer Mutter. So hat es sich jedenfalls angefühlt. War das bei euch nicht so?«
    »Nein!«, knurrte No. »Das muss mal wieder so eine Pharaoninnenspezialität gewesen sein. Ich war total nur ich. Dafür tut mir immer noch alles weh.« Doch dann lächelte er plötzlich. »Aber dieser Tyrai war ein klasse Typ.«
    »Guten Morgen, Frischlinge!«, erscholl eine Stimme am Eingang. »Meister Spitznagel hat gesagt, wir sollen euch das Frühstück bringen. Er kann nicht kommen, weil er das Essen für den Flutmarkt vorbereitet.«
    Rufus sah auf. Diese Stimme kannte er. Und richtig, es war Anselm, der ihnen zusammen mit seinem scheinbar ewigen Begleiter Bent das Frühstück brachte.
    »Hallo!«, begrüßte Rufus die beiden.
    Hoffentlich fingen sie jetzt nicht wieder mit Coralia an. Aber Anselm und Bent beachteten Rufus gar nicht weiter.
    »Das ist ja super!«, rief No begeistert und sprang aus dem Bett. »Aber wir kennen uns noch gar nicht.«
    »Ich bin Bent«, sagte der hagere blonde Junge und stellte einen Korb mit Maisfladen, verschiedenen Marmeladen und allerlei Obst ab. »Und er heißt Anselm.«
    Der rothaarige Junge nickte und stellte seinerseits Tassen und eine große Kanne auf den Tisch, aus der es verführerisch duftete.
    »Aztekenkakao«, erklärte er. »Besseren gibt es nicht. Seid ihr wirklich in einer Flut?«
    Rufus warf Filine und No einen warnenden Blick zu. Hoffentlich platzten sie nicht mit der Traumflut heraus.
    Aber Filine verriet nichts, als sie jetzt sagte: »Ja, bei den Kelten. Heute Nacht war sie wieder da. Kennt ihr Königin Boudicca?«
    »Boudicca?!«, wiederholte Anselm. »Das ist doch die keltische Königin, deren Schicksal unbekannt ist. Habt ihr etwas über sie erfahren?«
    »Nein«, antwortete No. »Noch nicht viel. Aber wir sind dran.«
    »Cool!«, lächelte Bent No zu. »Wir kennen uns übrigens doch. Ihr wart vor ein paar Tagen bei Meister Zachus in Metallverarbeitung. Und ich war auch dabei, als du mit Coralia bei der Artefaktausgabe über dein Holz gesprochen hast.«
    »Ach ja!«, rief No. »Oh, Mann, das hat genervt.«
    »Aber sie weiß sehr viel«, sagte Bent. »Und sie hat dir doch auch geholfen …?«
    »Ja«, gab No zu. »Aber ich traue ihr nicht.«
    Rufus biss sich auf die Lippen. Doch Bent tat weiter ganz freundlich. »Na ja, nicht jeder kann gut mit ihr. Mir hat sie auf alle Fälle schon mal weitergeholfen.«
    No nickte stumm. Er setzte sich an

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