Die Stunde des Schakals (German Edition)
müsse eins sein mit der Aufgabe. Da dürfe kein Blatt Papier dazwischenpassen.
«Du bist der Job!» , sagte Barnard. «Stimmt’s, Chappies?»
«Mmh» , brummte Maree.
«Ist schon klar» , sagte ich.
«Ist schon klar, sagt der Junge!» Barnard lachte. «Was ist klar? Gar nichts ist klar! Wie oft hast du denn so etwas schon gemacht, hä? Der Kleine tut, als hätte er ganz allein mindestens zwei Weltkriege gewonnen. Hör zu, wir scheißen auf deine Sprüche! Wir müssen uns auf dich verlassen können.»
«Könnt ihr» , sagte ich. Mein Job war es, das Auto zu fahren, und das würde ich auch tun. Barnard ging mir auf die Nerven.
«Und zwar jederzeit» , sagte Barnard. «Jetzt und morgen und in zehn Jahren. Dir ist doch klar, was passiert, wenn du danach zu flennen anfängst? Wenn du zu einem Pfaffen oder sonst wem zur Beichte rennst?»
«Ich bin doch kein Verräter, Mann» , sagte ich.
«Ich sage dir, was du bist, Kleiner» , sagte Barnard, «ein Schwächling bist du. Einer, der erst das Maul aufreißt und dann den Schwanz einklemmt. Weißt du, warum jemand zum Verräter wird? Weißt du das? Sag’s ihm, Chappies!»
«Sag du es ihm!» , sagte Maree.
«Entweder, weil man einen Haufen Geld dafür kriegt oder weil man eine Heulsuse ist. Und du bist eine Heulsuse!»
«Du kannst mich mal» , sagte ich, doch Barnard beschimpfte mich in einer Tour weiter, versuchte mich lächerlich zu machen, in den Dreck zu ziehen. Feigling, Maulheld, Grünschnabel, Muttersöhnchen, Weichei. So ging das die ganze Zeit. Ich wusste nicht, wieso er sich so verhielt, fragte mich das auch in der Situation nicht. Sonst hätte ich wahrscheinlich gedacht, dass das eben seine Art war, mit der Anspannung umzugehen.
Erst später wurde mir klar, dass jedes seiner Worte kühl kalkuliert war, dass es darum ging, mich weichzuklopfen für das, was sie mit mir vorhatten. Und es funktionierte ja bestens. Ich sollte keine Gelegenheit finden, mir ein paar klare Gedanken zu machen, und ich kam auch nicht dazu. Ich war auf hundertachtzig, schrie nach hinten, dass sie ihren Scheiß alleine machen könnten, wenn er nicht sofort mit dem Gequatsche aufhöre.
«Habe ich’s nicht gleich gesagt, Chappies?» Barnards Stimme troff vor Hohn. «Der Kleine will aussteigen, bevor es überhaupt losgeht. Was denkst du, was der macht, wenn erst das Blut spritzt? Der macht sich in die Hosen, und wenn er überhaupt den ersten Gang reinbringt, fährt er direkt zur Polizei und jammert denen vor, dass er das alles nicht gewollt hat.»
«Der steigt nicht aus» , sagte Maree. «Wirst sehen, dass der nicht aussteigt!»
«Ich hab schon ganz andere kotzen sehen» , sagte Barnard.
«Halt’s Maul!» , brüllte ich nach hinten.
Acheson lud die AK-47 durch und verlangte, dass jetzt Schluss sei. Wie gesagt, er war ein Verrückter, dem alles zuzutrauen war. Vor ihm hatte selbst Barnard Respekt. Von da an grummelte er nur noch unverständliches Zeug vor sich hin. Dazwischen kicherte er unvermittelt, und wenn ich im Rückspiegel zu ihm hinsah, grinste er blöd. Das brachte mich fast noch mehr zur Weißglut. Dann kam der Funkspruch von Burger und van Zyl. Es konnte nur Minuten dauern, bis Lubowski zu Hause eintraf. Ich startete den Motor, wollte den Wagen gerade mit quietschenden Reifen vorwärtsschießen lassen, als Chappies Maree sagte: «Warte noch!»
Er kurbelte das Seitenfenster nach unten, spuckte seinen Kaugummi hinaus und warf sofort einen neuen ein. Dann legte er mir eine Pistole auf den Schoß. Er sagte: «Ist schon entsichert.»
«Was soll ich damit?» , fragte ich.
«Nur für alle Fälle» , sagte Maree.
«Pass auf, dass du dir nicht die Eier abschießt!» , sagte Barnard von hinten. «Wenn du überhaupt welche hast, Kleiner!»
Der Kollege Robinson war völlig aus dem Häuschen. Sein Gesicht war noch röter als sonst, und ein ums andere Mal wiederholte er, dass er den Killer gefasst habe, hundertprozentig, das habe er, Robinson, im Urin. Alles würde so genau passen, dass es schon fast unheimlich wäre.
Der Mann war festgenommen worden, als er über Ariamsvlei nach Namibia einreisen wollte. In seinem Gepäck war eine Kalaschnikow gefunden worden.
Er habe geahnt, dass der Killer nach dem Mord an Staal Burger sofort wieder zurückkehren würde, tönte Robinson. Deswegen habe er die südlichen Grenzposten in Alarm versetzt, und die hätten ihn auch sofort verständigt. Er habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und den Verdächtigen mit dem einzigen
Weitere Kostenlose Bücher