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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Täter vor zwei Minuten noch im Haus gewesen, er könne noch nicht weit sein. Sie hätten dafür gar keine Leute? Dann sollten sie eben die Feuerwehr dazunehmen, die Rugby-Mannschaft oder von ihm, Robinson, aus auch den Kirchenchor. Es sei wirklich außerordentlich wichtig …
    «Aufgelegt.» Robinson konnte es nicht fassen. «Die haben einfach aufgelegt!»
    «Wenn wir Glück haben, schicken sie einen lächerlichen Wagen zu Burgers Haus», sagte van Wyk.
    «Wenn sie überhaupt einen Wagen haben», knurrte Robinson. Er drückte die Wahlwiederholung. Jetzt sprach Clemencia mit den südafrikanischen Kollegen, konnte aber nur eine vage Zusicherung herausholen, dass sie die nötigen Maßnahmen einleiten würden. Anderthalb Stunden später kam die Bestätigung, dass Staal Burger tot war. Mindestens zehn Kugeln im Brust- und Bauchbereich. Man wisse, mit welchem Wagen der Täter geflohen sei, und richte gerade die Straßensperren ein. Weitere drei Stunden später gab es immer noch nichts Neues. Der Killer war entkommen.
    Clemencia nahm ein Taxi nach Katutura. Als sie zu Hause das Gartentor aufstieß, kam ihr die halbe Familie entgegen. Das war ungewöhnlich.
    «Ist etwas passiert?», fragte Clemencia. Seit Melvins Schlägerei rechnete sie dauernd mit einer neuen Hiobsbotschaft.
    Miki Matilda schaute die Straße hinauf und hinunter. Sie fragte: «Hat er dich nicht wieder nach Hause gebracht?»
    «Wer?», fragte Clemencia zurück.
    «Na, der blonde Deutsche.» Miki Matilda zwinkerte ihr zu und kicherte vergnügt.
    «Muss es denn ausgerechnet ein Weißer sein?», fragte Miki Selma.
    «Wieso denn nicht?» Miki Matilda protestierte lautstark. «Weiße sind auch Menschen. Unter denen gibt es genauso anständige Leute und Schurken wie bei uns.»
    «Seid ihr ins Kino gegangen?», fragte Jessica.
    «Du, geh ins Haus! Du bist viel zu klein für so etwas», sagte Miki Selma und wandte sich wieder an Clemencia: «Nur weil er blond ist und groß und dich anhimmelt, heißt das noch lange nicht, dass …»
    «Der würde mir auch gefallen», kreischte Miki Matilda dazwischen.
    «Lass die Finger von dem Frischfleisch, du alte Hexe!», rief die Nachbarin von gegenüber.
    Jessica zupfte an Clemencias Ärmel. «Habt ihr euch geküsst, als es dunkel wurde?»
    «Jessica!», rief Miki Selma und schlug mit der Hand nach ihr.
    «Ihr habt sie ja nicht alle!», sagte Clemencia. «Ich habe wirklich andere Probleme als …»
    Jessica kicherte.
    Miki Matilda prustete los.
    Miki Selma meinte, dass ein wenig Zurückhaltung erst einmal nicht schaden könne. Denn wie sage das Sprichwort so treffend: Anfang und Ende sind zweierlei.
    Die Nachbarin von gegenüber trällerte ein Lied auf Oshivambo, dessen Text sich hauptsächlich aus Worten wie «Liebesschmerz» und «Wonneherz» zusammensetzte.
     
    Donkerkop:
    Es war der Abend des 12. September 1989. Ich saß am Steuer, neben mir Acheson mit der AK-47. Chappies Maree und Ferdi Barnard auf der Rückbank waren mit Pistolen bewaffnet. Van Zyl und Staal Burger waren nicht dabei. Ihre Aufgabe bestand darin, uns per Funk zu benachrichtigen, sobald Lubowski sein Büro verließ. Bis es so weit war, warteten wir in der Einfahrt zu einem unbebauten Grundstück ein paar hundert Meter von Lubowskis Wohnhaus entfernt. Den Luxushügel hinauf Richtung Süden. Im Westen, über dem Khomas-Hochland, war die Sonne schon untergegangen.
    Den Wagen, einen roten Toyota Conquest, hatte Acheson bei einer Autovermietung geliehen. Nicht gerade eine James-Bond-Karre, sagte ich, und Ferdi Barnard hielt mir einen nervtötenden Vortrag, wie wichtig es sei, unauffällig zu bleiben. Wir wären nicht in einem verdammten Action-Film, sondern im verschlafenen Windhoek, und wenn da irgendwo ein Jaguar oder Porsche herumstünde, dann …
    «Ist schon klar» , sagte ich. «War nur ein Witz.»
    «War aber nicht witzig» , sagte Barnard. «Jetzt ist auch keine Zeit für Witze. Das ist blutiger Ernst, Junge!»
    Ich sagte nichts. Maree schaute aus dem Seitenfenster und kaute Kaugummi. Acheson spielte unaufhörlich an seiner Kalaschnikow herum. Er war ein Verrückter, der zu Waffen eine zehnmal innigere Beziehung hatte als zu jedem Menschen. Der Einzige, der redete, war Ferdi Barnard. Er quasselte die ganze Zeit von hinten auf mich ein. Bei so einer Sache könne man sich keinen Fehler erlauben. Da gelte es, voll konzentriert zu sein. Vor allem dürfe man an nichts anderes denken als an den Job. Eigentlich dürfe man überhaupt nicht denken, man

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