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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Wochen und Monate, nachdem der Quacksalber weitergezogen war, hinter ihrem Rücken mit Fingern auf sie zeigen und über sie tuscheln, wenn sie jetzt davonlief. Vor allem weil dieser Mistkerl auch noch vom Huf Satans gesprochen hatte! Ihr blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Also trat sie an seinen Karren.
    Arcimbaldo hielt ihr den Arm hin. »Nun, was siehst du hier?«
    Sie starrte auf die struppigen Haare und zuckte mit den Achseln. »Nichts!«
    »Das ist nur beinahe richtig, meine Hübsche!« Er strich die Haare auseinander, sodass auf der gebräunten Haut eine dünne weiße Linie sichtbar wurde. »Siehst du jetzt etwas?«
    »Eine alte Narbe! Sie ist kaum noch zu erkennen!«
    »Und doch war sie einmal so breit wie mein Zeigefinger!« Arcimbaldo hielt den Finger in die Luft, um seine Worte zu unterstreichen. »Das waren die gottverdammten Zieten-Husaren. Fast hätte mich der Treffer damals den Arm gekostet. Ich sag es euch, rot wie die Höllenglut war diese verdammte Narbe. Doch was ist geblieben? Eine fast unsichtbare, blasse Linie! Ist das nicht Magie?«
    Ein Raunen ging durch die Menge, die sich vor dem Wagen des Quacksalbers versammelt hatte. Eine Frau neben Gabriela schlug hastig ein Kreuz und murmelte ein Ave Maria.
    »Keine Sorge!« Arcimbaldo reckte sich auf die Zehenspitzen. »Nicht finstere Magie ist dies, sondern der Triumph der Wissenschaft.« Er hielt einen kleinen Tiegel aus gebranntem Ton hoch. »Diese Salbe hier vermag Narben fast unsichtbar zu machen, wenn sie noch nicht zu alt sind und man sie täglich damit behandelt. Einen Silbertaler kostet dieses Wundermittel.« Er beugte sich wieder zu Gabriela hinab. »Nun, meine Holde, ist das zu viel verlangt für ein Mittel, das auf immer diesen Makel aus deinem Gesicht zu tilgen vermag?«
    Zweifelnd blickte sie auf das kleine Gefäß. Zehn Jahre ihres Lebens würde sie dafür geben, die Narbe wieder los zu sein. Doch sie besaß keinen Silbertaler. Ihr Onkel hatte ihr gerade genug Geld für die beiden Hühner mitgegeben und die kargen Ersparnisse ihres Vaters hatte sie auf der Flucht völlig aufgebraucht.
    »Ich habe nicht so viel Geld«, flüsterte sie.
    Der Wunderheiler zog die Brauen zusammen, sodass sie sich fast über der Nasenwurzel berührten. »Kein Geld?«, fragte er leise. »Schade.« Mit weit ausgebreiteten Armen wandte er sich der Menge zu. »Welch eine Tragödie! Die Hübsche hat kein Geld! Nun, ich habe nicht allein Mittel gegen Narben … « Er zeigte auf einen beleibten, schwarz gewandeten Amtmann. »Ja, ihr alte Nebelkrähe, mit euch rede ich. Mit Verlaub, mein Herr, doch mich deucht, Ihr habt unter Eurer schön gepuderten Perücke kaum noch ein eignes Haar und wenn ich Euren verkniffenen Mund sehe, dann wette ich einen ausgewachsenen Ochsen gegen einen räudigen Straßenköter, dass Ihr oft Leibqualen habt und das, was Ihr zu Euch genommen habt, Euch nicht recht verlassen will. Nun, Amtmann, Euch kann geholfen werden!« Der Medicus musste Luft holen, und Gabriela nutzte die Gelegenheit, ihn zu unterbrechen.
    »Wie lange seid Ihr noch in der Stadt, Meister Arcimbaldo?«
    »Hah, mein Küken hat mich noch nicht vergessen. Drei Tage, Herzchen. Du kannst mich im Gasthaus »Zum Löwen« finden. Vor allem nachts.« Er lächelte anzüglich und blickte wieder zu dem Amtmann, der versuchte, sich davonzumachen, um nicht zur Zielscheibe für den Spott des Marktschreiers zu werden.
    »Heho, meine alte Krähe! Ihr wollt mir doch nicht etwa davonfliegen. Kann ein so weiser Mann, wie Ihr es seid, seinem Glück einfach den Rücken kehren? Ihr müsst doch nur … «
    Gabriela verließ den Marktplatz und stieg die steile Straße zur Kommandantur hinauf. Wie zum Henker sollte sie in drei Tagen einen Silbertaler auftreiben? Sie könnte natürlich ihren Onkel um das Geld bitten, doch zum einen war sie sich nicht sicher, dass er es ihr geben würde, und zum anderen war es eine Frage des Stolzes, dies nicht zu tun. Sie war schon als Bittstellerin erschienen, um von ihm in seinen Haushalt aufgenommen zu werden. Nun würde sie nicht auch noch um Geld betteln. Und doch … Sie dachte an die hässliche rote Narbe auf ihrer Wange. Was würde sie nicht dafür geben, dieses Mal loszuwerden!
    Der General war mit dem Verlauf des Abends sehr zufrieden. Das Essen, das seine Nichte zusammen mit dem Feldkoch der Garnison zubereitet hatte, war ausgezeichnet gewesen. Gabriela hatte gemeinsam mit einigen ausgewählten Rekruten die Speisen

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