Die Suche nach den Sternen
einzelne Mensch in Solaria muß wissen, ob wir das Beste aus den Welten und Schalen machen müssen, die wir haben, oder ob es Hoffnung für unsere Kinder und Kindeskinder gibt.«
»Wenn das Problem lösbar ist, warum hat Zeus dann noch keine Lösung gefunden?«
»Nun, Zeus ist eine Maschine, Sine. Er folgt stur den Definitionen, die man ihm mit den ursprünglichen Direktiven einprogrammiert hat. Trotz seines gewaltigen Intelligenzquotienten liegt Zeus’ Existenzberechtigung immer noch in den Einzelheiten dieser Definitionen seiner Aufgaben. Was ist aber, wenn diese Definitionen zu eng formuliert wurden? Was ist, wenn man etwas unternehmen könnte, es Zeus aber gar nicht in Erwägung zieht, weil es nicht Teil seiner Programmierung ist?«
»Analysiert nicht Professor Soo die Direktiven?«
»Ja, aber sie sind derart komplex, daß die Wissenschaftler auf Jahrhunderte hinaus beschäftigt sein werden. Sie wissen noch nicht einmal, wie Zeus den Begriff ›Mensch‹ definiert. Und wir werden nicht erfahren, welche Parameter für die weitere Ausbreitung der Menschheit gelten, bevor wir Zeus’ Programmierung ganz verstanden haben.«
Sine runzelte die Stirn. »Maq, hast du jemals daran gedacht, daß wir nicht zurückkehren könnten? Daß wir eines Tages mit einem Problem konfrontiert werden, das wir nicht lösen können?«
»Natürlich habe ich daran gedacht – genauer gesagt, ist seit unserem Aufbruch keine Sekunde vergangen, ohne daß ich mir dessen nicht bewußt gewesen wäre. Du weißt das, warum fragst du also?«
»Wir als Mannschaft haben etwas Besonderes, das uns immer wieder in aussichtslosen Situationen aus der Patsche geholfen hat. Doch Land-a hat uns nach Prinzipien zusammengebracht, die innerhalb Solarias gültig waren. Wir wissen nicht, was uns dort draußen erwartet und ob diese Prinzipien dann noch gelten. Ganz ehrlich, Maq, ich habe zum erstenmal richtig Angst.«
Er nahm ihre zarten Hände und umschloß sie sanft. »Ich verstehe, was in dir vorgeht, Sine, aber ich glaube, du machst dir unnötige Sorgen. Ich glaube, wir sind Kinder eines größeren Universums, von dem Solaria nur einen winzigen Teil darstellt. Ich rechne nicht damit, daß mich das Unvorstellbare plötzlich erstarren läßt. Ich erwarte nur, daß ich einige meiner Vorstellungen bestätigen kann und mich das Unerwartete verzaubert. Weißt du noch, was für ein phantastisches Gefühl es war, als wir das erste Mal die Sonne im Zentrum Solarias erblickten? Wir erklommen voller Furcht den Berghang und stiegen voller Ehrfurcht wieder hinunter. Vielleicht sehen wir dieses Mal eine Million Sonnen und kehren mit noch großartigeren Erinnerungen zurück.«
Plötzlich drang Cherrys Stimme aus dem Lautsprecher des Interkoms. »Maq, wenn du gerade Zeit hast, dann komm herüber. Da ist etwas auf den Radarschirmen.«
Ancor drückte Sines Hand. »Komm, laß uns sehen, was Cherry hat. Es würde mich nicht überraschen, wenn Zeus wieder einen seiner Tricks versuchen würde.«
Der Fernradar hatte tatsächlich etwas Sonderbares aufgespürt. Ein großes Objekt zog langsam seine Bahn auf einem Orbit parallel zur Innenseite der Schale. Ancor verfolgte eine Zeitlang nachdenklich das Objekt, dann gab er mehrere Ziffernfolgen in den Computer ein. Eine Viertelstunde später tauchte er mit einem sonderbaren Gesichtsausdruck wieder auf; in der Zwischenzeit hatte Cherry bereits ein zweites Objekt auf dem Radarschirm.
»Was ist das?« fragte Sine.
»Trabanten. Genauer gesagt, Trabanten der Pluto-Schale, obwohl ihre Umlaufbahnen näher an der unbekannten äußeren Schale verlaufen. Ihre Geschwindigkeit und Entfernung von der Schale deuten darauf hin, daß ihre Masse der einer durchschnittlichen Käfigwelt entspricht. Und einiges spricht dafür, daß sie genau das sind.«
»Käfigwelten?«
»Ja, aber diese hier wurden nicht in einer Schale eingeschlossen. Viele Wissenschaftler glauben, daß Zeus einen Ring von Käfigwelten bildet, auf deren Fundament er eine neue Schale errichtet. Normalerweise wird die Rotation der Käfigwelten abgebremst, und sie werden während des Baus in die Zwischenräume der Schale gebracht. Also nähern wir uns entweder einer Schale, die im frühen Stadium ihrer Entstehung ist, oder wir haben einen völlig neuen Ansatz vor uns, in dem Käfigwelten keinen Platz haben. Wenn ich nur wüßte, was zutrifft!«
»Warum ist das so wichtig?« fragte Sine.
»Weil es ohne Käfigwelten auch keine Öffnungen in den Schalen gibt, und damit keine
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