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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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des Berges einen grausigen Tod zu finden.
    Ancor versuchte, sachlich zu bleiben. Irgendwann würden sich die Schluchten mit menschlichen Überresten auffüllen, und die Neuankömmlinge würden buchstäblich über die Toten in ein neues Leben gehen. Doch diese Aussicht verbitterte ihn. Die Mannschaft der Shellback war machtlos. Wenn sie die Bergspitze mit Hilfe einiger Raketen zerstörten, würde der Terminal lediglich an der Spitze der Exis-Speiche in der Luft hängen, und die Einwanderer wären nach ihrer Ankunft immer noch rettungslos verloren.
    Sie feuerten einige Sprengköpfe auf eine benachbarte Felswand, und der resultierende Erdrutsch füllte eine angrenzende Schlucht. Doch ihre Handlung war nicht mehr als eine hilflose, unzureichende Geste. Lediglich der Funkverkehr, den sie von anderen Stellen der Schale auffingen, versicherte ihnen, daß einige Einwanderergruppen gediehen. Ein Kontakt stand allerdings außer Frage, da die Shellback monatelang zum nächsten Ausgangspunkt der Signale unterwegs gewesen wäre. Vor ihnen lag noch ein mindestens anderthalb Milliarden Kilometer langer Flug zum Rand Solanas, und sie wagten es nicht, wertvollen Treibstoff und Proviant zu vergeuden. Cherry sah eine Zeitlang zu, wie Ancor mit sich rang, dann fragte er: »In welche Richtung willst du weiterfliegen, Maq?«
    Ancor blickte in die Ferne, wo eine weitere unbekannte Schale lockte und antwortete einfach: »Weiter.«
    Sie tauften die Region des Alls jenseits der Pluto-Schale auf den Namen Transpluto-Raum. Das erste, was die Instrumente über diesen Abschnitt Solanas feststellten, war die Reinheit des Vakuums, das dort herrschte. Selbst im übrigen Solaria fanden sich weit weniger Moleküle als in jedem von Menschen erzeugten Vakuum, doch der Transpluto-Raum war völlig bar jeder Partikel. Ancor hatte das Gefühl, daß sie sich in einem ursprünglichen Raum befanden. In ihm stieg die Aufregung; er glaubte einen ersten Vorgeschmack auf die Geheimnisse des Raums außerhalb Solarias zu spüren.
    Diese Erregung flößte ihm den Schwung ein, den er benötigte, um die kommenden zwölf langen, dunklen Wochen des Flugs zu überstehen.
    Ein zweites Phänomen, das ihn in den Bann zog, war die Beschaffenheit der Radarechos, die von der vor ihnen liegenden Schale zurückgeworfen wurden. Die Echos waren außergewöhnlich stark und klar, fast so, als ob man sie gezielt auf die Radarschüsseln der Shellback abstrahlte, und hatten nichts mit den schwachen Streusignalen zu tun, die sie normalerweise empfingen. Alles deutete darauf hin, daß die Innenseite der Schale vor ihnen glatt war und vermutlich aus Metall bestand. Niemals zuvor waren sie auf ihren Missionen auf eine solche Bauweise gestoßen. Zeus’ Maschinen mußten an die Grenzen ihrer technischen Möglichkeiten gestoßen sein, und die Erkenntnisse, die sie daraus gewinnen konnten, waren von unschätzbarem Wert. Es würde viele Generationen dauern, bis man sie zur Gänze begriff.
    Niemand verstand es besser, Maqs Stimmung zu erraten als Sine Anura. Sie sah ihm zu, wie er Computersimulationen der unbekannten Schale entwarf, und ihr entging nicht das sehnsüchtige Glitzern in seinen Augen. Sie wußte, daß sie in solchen Augenblicken keine Rolle in seinen Gedanken mehr spielte. Die Engelianerin nahm seine Hand in die ihre und versetzte ihm einen neckischen Elektroschock, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    »Mein häßlicher alter Löwe träumt wieder. Sein Kopf ist dort draußen, jenseits der Unendlichkeit, und sucht nach den Sternen. Aber was sollen wir mit ihm anfangen, wenn es dort draußen keine Sterne gibt?«
    »Es muß noch weitere Sonnen geben, Sine. Alles, was wir über die Sonne im Zentrum Solanas wissen, deutet darauf hin, daß sie nicht ungewöhnlich ist. Die Wissenschaftler sagen, daß sie aus einer gewaltigen Wolke von Gasen entstanden ist, die sich immer weiter verdichtete, bis durch ihre eigene Anziehungskraft der Kern so stark zusammengedrückt und erhitzt wurde, daß die Kernfusion einsetzte. Mehr ist die Sonne nicht – ein natürlicher Fusionsreaktor. Und wenn sich das einmal zugetragen hat, kann es tausendmal, ja vielleicht viele Millionen Male geschehen sein. Zeus benutzt im kleinen einen ähnlichen Ansatz, um die Proto-Sonnen herzustellen. Also ist der Vorgang reproduzierbar.«
    »Aber was ist, wenn die Sterne zu weit weg sind? Was unternimmt mein Löwe dann?«
    »Möglicherweise bin ich dann hilflos. Aber ich muß herausfinden, was die Probleme sind. Jeder

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