Die Suche nach Zei
Sternguckerei hast du genug Zeit, wenn meine Tochter gerettet ist. He, Ihr da!« Königin Alvandi zeigte mit ihrem dicken Zeigefinger auf ihre altjüngferliche Ministerin. »Welche Erklärung habt Ihr für diese jämmerliche Stümperei?«
»Hoheit, darf ich frei heraus reden?«
»Sprecht!« sagte die Königin, obwohl ihr wütendes Gesicht, das dem einer gereizten Löwin ähnelte, nicht gerade zu unbeschwerter Offenheit einlud.
»Dann hört mich an, Hoheit! Das Geschehene war vorherbestimmt, wenn auch nicht aus Gründen, wie unser sternkundiger Freund sie anführt. Seit fünf Regierungsperioden nun ist in diesem Lande das Recht zum Tragen einer Waffe auf unser Geschlecht beschränkt. Daher sind Eure männlichen Untertanen nicht mehr an den Kampf mit der Waffe in der Hand gewöhnt, während Eure Amazonen, so kühn und tapfer sie auch sind, über nicht genügend Größe und Körperkraft verfügen, um dem Ansturm dieser zügellosen Plünderer gewachsen zu sein.«
Die Königin blickte finster drein. »Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Ihr mir das Versprechen der Immunität abgerungen habt, sonst, bei den sechs Brüsten der Varzai, würde ich Euch zur Strafe für Euer hochverräterisches Gerede eigenhändig das Fleisch von den morschen Knochen reißen. Aber überlegen wir jetzt besser, was wir tun können! Doch ich warne Euch! Nicht ein Wort mehr von einer Umwälzung der Grundordnung unseres Staates! Lieber lasse ich Ghulinde dem Erdboden gleichmachen und die Leichen seiner Bewohner zu Pyramiden aufschichten, als dass ich das Fanal erlöschen lasse, mit dem unser Staat diese bejammernswerte Welt erhellt, indem er dem besseren Geschlecht seinen gebührenden Platz zuweist. Wie wäre es mit einer Rettungsexpedition?«
»Das wäre zu überlegen«, antwortete die Ministerin vorsichtig. »Es steht jedoch zu befürchten, dass die Sunqaruma den Plan gefasst haben, Zei als Geisel zu behalten oder ein Lösegeld von Euch zu erpressen. In diesem Fall würdet Ihr ihr Leben aufs Spiel setzen, wenn Ihr einen Angriff wagtet.«
Sehri, die Hohepriesterin, nuschelte etwas von zu hohen Kosten, und die Anführerin der Amaozonengarde protestierte: »Gewiss stehen wir den Männern an Kühnheit nicht nach, Hoheit, doch der Sunqar ist ein schwer zugängliches Gebiet, da man dort weder zu Fuß gehen noch mit einem Schiff fahren kann. Mich dünkt, die Situation verlangt eher nach List denn nach brutaler Gewalt.«
»List?« fragte die Königin und blickte von einem zum anderen. »Was hieltet Ihr zum Beispiel davon, wenn wir eine kleine Gruppe unter einem glaubhaft scheinenden Vorwand in diese dunstige Festung einschmuggeln, die dann meine Tochter entführt und zurückbringt?« Ihre funkelnden kleinen Augen blieben an Barnevelt haften. »Ihr, mein Herr, kommt hierher und behauptet, Ihr wollt den Gvam-Stein in der Banjao-See suchen, um damit die Lust von Wüstlingen zu entfachen. Ihr kauft ein passendes Schiff, dazu reichlich Ausrüstung für die Gvam-Jagd, heuert Leute an und besorgt Euch, wie meine Spione mir berichten, die gebrauchte Uniform eines Expressboten. Wozu letzteres? Könnte es sein, dass Ihr zwei ebenfalls den Plan habt, verkleidet in den Sunqar einzudringen?«
Ganz schön auf Draht, unsere Frau Königin! dachte Barnevelt und bedachte Alvandi mit einem unverbindlichen Lächeln. »Man weiß nie, ob man so ein Ding nicht einmal brauchen kann, Hoheit.«
»Hm! Ich fasse Eure Ausflucht als Zustimmung auf. Nun, wenn Ihr es denn ohnehin vorhattet, dann sollt Ihr es auch tun. Ich erteile Euch hiermit den Auftrag, die Prinzessin aus den Fängen dieser Missetäter zu befreien.«
»Heda!« rief Barnevelt. »Ich kann mich nicht entsinnen, mich freiwillig dafür beworben zu haben!«
»Wer spricht denn hier von freiwillig? Das ist ein Befehl, und Ihr habt zu gehorchen! Ihr brecht gleich morgen auf.«
»Aber ich denke nicht daran, ohne Ge … meinen Freund Tagde zu gehen, und der ist erst wieder einsatzfähig, wenn sein Arm verheilt ist!«
»Eine solche Verzögerung könnte tödliche Folgen für meine Tochter haben. Ich gebe Euch an seiner Statt Zakkomir mit.«
»Nichts lieber als das!« rief Zakkomir begeistert. »Es ist mir eine große Ehre, unter dem großen Snyol zu dienen!«
Barnevelt warf dem jungen Krishnaner einen wütenden Blick zu und wandte sich wieder an die Königin: »Schaut, Hoheit, ich bin kein Bürger von Qirib! Was soll mich daher abhalten, meinen eigenen Angelegenheiten nachzugehen, wenn ich erst außer Landes
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