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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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voller Kehle geschmettert, doch dann wurde der Gesang merklich dünner. Barnevelt fiel auf, dass viele verstohlen nach hinten oder zur Seite schauten, so als versuchten sie, den Text von den Lippen ihres Nachbarn abzulesen. Er schlussfolgerte daraus, dass die meisten – wie beim ›Star Spangled Banner‹ oder der Hymne der Weltföderation – wohl nur die Anfangsverse beherrschten. Tangaloa filmte die ganze Szene unauffällig mit seiner Ring-Kamera.
    Als die Lautstärke des Gesangs abnahm, vernahm Barnevelt ein anderes Geräusch, das immer stärker anschwoll, bis es alles andere übertönte: das brandungsähnliche Brüllen einer fernen Menschenmenge. Als die erste Strophe der Hymne verklungen war, hielt die Hohepriesterin mit erhobenen Armen inne. In der nun eintretenden Stille kam das Geräusch immer näher und löste sich in einzelne Rufe, Kreischtöne und metallisches Geklirr auf. Köpfe wandten sich um. In der obersten Sitzreihe standen ein paar auf und starrten in die Richtung, aus der der Lärm kam. Amazonen liefen aufgeregt umher und beratschlagten.
    Barnevelt wechselte einen verblüfften Blick mit Tangaloa. Der Lärm wurde lauter.
    Da stürzte ein blutüberströmter Mann durch einen Tunneleingang in die Kampfbahn und schrie: »Morya Sunqaruma!«
    Jetzt wurde Barnevelt klar, dass der Lärm von einem Angriff der Piraten des Sunqar herrührte.
    In der nächsten Sekunde wurde er von dem Ansturm der in Panik geratenen Zuschauermenge von den Füßen gerissen. Es gelang ihm, sich wieder hochzukämpfen. Vor ihm klammerte sich Tangaloa an der königlichen Loge fest, um nicht mitgerissen zu werden.
    Erneuter Lärm scholl von einem der Eingänge herüber, und eine Gruppe von Piraten bahnte sich trotz des Widerstands der Amazonen einen Weg ins Innere. Barnevelt sah, wie einige Kriegerinnen durch die Waffen der Eindringlinge fielen, andere wurden beiseite gedrängt. Durch die anderen Eingänge drängten sich jetzt weitere Piraten herein. Barnevelt griff nach seinem Schwert; da fiel ihm ein, dass man ihm gesagt hatte, er solle es zu Hause lassen. In Qirib gingen die Männer alle unbewaffnet. Zwar trugen einige der Frauen Schwerter, aber weder sie noch die Männer schienen geneigt, davon Gebrauch zu machen.
    Ein Pirat mit einer Fackel in der einen und einem Blatt Papier in der anderen Hand trat vor und schrie im Qiribo-Dialekt: »Bleibt stehen! Wenn ihr nicht flieht, wird euch kein Leid geschehen. Wir wollen nur zwei Männer aus eurer Mitte.« Er wiederholte diese Ankündigung, bis der Tumult sich gelegt hatte.
    Von draußen drangen Rufe herein. Barnevelt vermutete, dass die Piraten einen Kordon rings um das Theater gezogen hatten, um Flüchtlingen den Weg zu versperren. Auch hatte er eine schreckliche Vorahnung, wer die zwei Männer sein könnten, die die Eindringlinge haben wollten.
    Königin Alvandi und Prinzessin Zei standen in ihrer Loge, bleich, aber gefasst.
    Der Großteil der Zuschauer drängte sich noch immer um die Ausgänge. Der Koch, der Scharfrichter und die meisten Priesterinnen waren im allgemeinen Gedränge verschwunden. König Kaj und die Hohepriesterin standen allein in der Mitte.
    Der Piratenführer mit der Fackel rief: »Wir wünschen …«
    Im selben Moment erloschen die Gaslichter.
    Die plötzliche Dunkelheit ließ schlagartig Stille einkehren – doch nur für ein paar Sekunden. Dann erhob sich ein Gemurmel, das zu einem Brüllen anschwoll.
    »Snyol! Ihr dort, Snyol von Pleshch!« rief eine Stimme.
    Barnevelt schaute sich um. Ein paar Meter entfernt von ihm stand König Kaj, gespenstisch beschienen vom fahlen Licht eines der Monde. Der König trug ein triumphierendes Lächeln zur Schau. In der Hand hielt er das Beil des Scharfrichters.
    »Ja, Ihr«, wiederholte der König. »Bringt die Königin zum Palast! Euer Gefährte Tagde soll die Prinzessin begleiten!«
    »Und was ist mit Euch?« rief Barnevelt zurück.
    »Ich werde hier bleiben. Zu mir, alle getreuen Qiribuma! Zu mir! Wir werden diese Bande von Gaunern ausrotten!«
    »Ich bin dabei!« gellte die hohe Stimme Zakkomirs, und gleich darauf sprang der junge Mann mit dem Schwert einer Dame in der Hand von der Loge. Ein paar der mutigeren Bürger und die Reste der Amazonengarde schlossen sich ihm an. Mit dem König an der Spitze, der wütend das Beil über dem Kopf kreisen ließ, stürmten sie auf die Piraten los. Das Geklirr der Waffen erstickte die Stimmen.
    Als Barnevelt sich wieder umdrehte, sah er, wie Tangaloa zur königlichen Loge

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