Die Sünde aber gebiert den Tod
können uns das – nachdem wir diesen Beweis haben – sicher bestätigen.«
»Und – grundgütige Maria – auch den Mord an seiner Schwester gestehen.«
Der Ritter drückte sich die Handballen gegen die Augen und stöhnte.
»Es ist unfassbar, Frau Almut.«
»Ja. Aber es erklärt auf jeden Fall, weshalb Frau Bettina nicht ihre Familie aufsuchen konnte. Die Belastungen lauteten gegen ihren eigenen Bruder, und sie hat gewusst, welches Spiel er getrieben hat. Aber wen, Herr Gero, sah sie als ihren Helfer an? Er könnte auch der Eure sein.«
»Ja, vielleicht. Ich weiß nicht, ob wir es je herausfinden. Es ist mir im Augenblick auch egal. Frau Almut,ich möchte nur, dass Bettina endlich ein christliches Begräbnis erhält – ob ihre Familie davon weiß oder nicht, ist mir reichlich gleichgültig.«
»Nun, das solltet ihr mit Abt Theodoricus klären. Er scheint mir ein verständiger Mann zu sein.«
»Ja, das sollte ich wohl.«
Meister Krudener hatte schweigend sein Handwerkszeug fortgeräumt und nickte den beiden zu.
»Theo ist in Ordnung. Er ist ein bisschen phlegmatisch – zu viel zäher Schleim, zu wenig dünnes Blut, aber verständig.«
»Ja, wir sollten uns auf den Weg zu ihm machen. Wo ist übrigens Trine, Meister Krudener? « Almut war so gefangen von der Entschlüsselung des Pergaments, dass ihr die Abwesenheit des taubstummen Mädchens erst jetzt auffiel.
»Sie hat die Nacht über auf meine Gerätschaften aufgepasst und schläft jetzt.«
»Nun, dann grüßt sie von mir, wenn sie wieder munter ist. Einstweilen lebt wohl, Meister Krudener. Und danke für alles!«
»Ich werde mich noch einmal mit den Gefangenen unterhalten!«, meinte Gero von Bachem, als sie an der Klosterpforte angelangt waren. »Anschließend hoffe ich auf Eure Begleitung zum Vater Abt. «
»Gerne, Herr Gero. Aber jetzt möchte ich erst mal in die Krankenabteilung schauen!«
Doch dazu kam es nicht. Der pummelige Novize stürzte auf sie zu, als sie eben in den Innenhof trat.
»Oh, Lodewig! Hast du mich gesucht? Ist etwas passiert? Pater Ivo?«
»Mh, Nein. Mh, Frau Almut?«
»Was ist denn, Junge?«
»Ob Ihr wohl mal in die Kirche gehen könnt. Ich meine, die Brigiden. Der... der Gassenjunge wartet da auf Euch. Er besteht darauf, es sei scheußlich wichtig.«
»Aber natürlich. Ich komme sofort.«
Almut warf sich ihren Umhang über und eilte hinter dem Novizen her, der sie diesmal den korrekten Weg aus dem Kloster hinaus in die daneben liegende Kirche führte.
»Frau Almut!«
»Pitter, was ist passiert? Geht es Fredegar schlechter?«
»Nee, der ist in Ordnung. Aber ich muss Euch etwas sagen. Weil, Ihr habt mir doch neulich noch einen Auftrag gegeben. Nie komme ich dazu, Euch zu berichten, was ich herausgefunden habe. Und nun sitzt Ihr hier im Kloster, und ich habe Angst um Euch.«
»Aber hier bin ich sicher, Pitter. Unter den Mönchen hier wird mir gewiss nichts passieren, denke ich.«
»Das haben Pater Ivo und die Frau Bettina auch gedacht. Hört! Ich habe meine Kumpels gefragt, wegen dem Brief, den die Dame geschrieben hat und wem der gebracht werden sollte.«
»Oh, das hätte ich beinahe vergessen. Hast du es herausgefunden? Das wäre wunderbar. Da hätten wir ja dann den geheimnisvollen Helfer!«
»Schöner Helfer! Clas hat den Brief von ihr bekommen und eine blanke Münze. Er hat ihn hierher bringen müssen. Frau Almut – zu Prior Rudgerus! «
Almut starrte den Jungen fassungslos an.
»Er hat auch eine Antwort für sie mitbekommen. Aber keine Münze. Die Frau war wohl sehr erleichtert, als sie das Fetzchen Pergament gelesen hat. «
»Gütiges Herz Mariae! «
»Und noch was, Frau Almut. Der Hans von der Schmiergass, der hatte den Auftrag, ein Teufelskind zu entführen. Angeblich, weil Ihr Beginen damit schwarze Messen feiert.«
»Himmlische Jungfrau!«
»Es sollte hierher gebracht werden, Frau Almut. Damit ihm der Teufel ausgetrieben würde!«
»Königin aller Heiligen!«
»Es heißt – aber das hat niemand direkt gesagt –, der Prior habe das angeordnet.«
»Herrin der himmlischen Heerscharen!«
»Aber der Hans war am Christtag hier und hat um Almosen gebeten. Und die Evvi prahlt seither in einem Seidenkleid herum.«
»Außerdem hatte er einen Weinschlauch und eine Kutte aus dem Kloster bei sich. Das wird seine Richtigkeit haben, Pitter.« Sie sah den Päckelchesträger sinnend an. »Der Tasselmantel, den Fredegar erkannt hat! Er gehörte auch der Frau Bettina. Ihn trug eine pockennarbige alte
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