Die Sünde aber gebiert den Tod
Euch um den da! Hübsch verschnüren müsst Ihr ihn. Seile hängen da vorne!«
Mit starker Hand zog er darauf den Esel aus dem Stall und zerrte ihn an den Trog, wo er ihn festband. Dann zauselte er ihm den Kopf und murmelte irgendwelche entschuldigenden Laute in dessen lange Ohren. Seltsamerweise beruhigte sich das Tier unter seinen Händen, senkte ergeben den Kopf und rieb sich sacht an seinem Arm.
»Was starrt Ihr mich so an, Frau Franziska!«, fragte Simon,als er bemerkte, dass die kleine Köchin ihn mit offenem Mund beobachtete. »Ich hab doch getan, was Ihr befohlen habt.«
»Ja, äh... Ja, das habt Ihr. Hört der Esel immer so schnell auf Euch?«
»Esel und Pferde tun das, Frau Franziska. Sogar störrische Maultiere gehorchen mir gelegentlich. Bei anderen Lebewesen habe ich leider nicht dieses Geschick.«
»Liegt wohl an der Methode?«
»Ja, wahrscheinlich. Aber ich würd mich zum Beispiel nie trauen, eine Katze so zu zauseln wie Zottel hier. Die kratzen nämlich immer gleich.«
»Das ist doch gar nicht wahr! Katzen können wunderbar sanft sein.«
»So? Und was muss man tun, damit sie ihre Krallen einziehen?«
Plötzlich funkelten ihn zwei grüne Katzenaugen an, und Franziska schnurrte: »Nun, man darf sie nicht gegen die Fellrichtung streicheln. Sie brauchen viel Ruhe und Geduld. Schutz und Freiheit zugleich. Selbst die Widerspenstigsten werden sanft, wenn man sie mit einem Leckerbissen lockt.«
»Was, außer ein paar mageren Mäusen, könnte ich einem Kätzchen schon bieten?« Simon senkte bescheiden das Haupt, und seine breiten Schultern sackten demütig herab.
»Einen gebratenen Storch! Einen Kamin, der zieht. Und eine warme Kammer...«
»Ich hätte da noch ein Gasthaus, ganz neu eingerichtet und sauber...«
»Sauber und behaglich warm? Das lieben Kätzchen... «, flüsterte Franziska und machte einen Schritt auf den Schmied zu. Der verwandelte sich vom unterwürfigenBittsteller in Windseile zu einem aufrechten und außerordentlich starken Mann. Die kleine Köchin verschwand förmlich in seinen Armen. Aber sie beklagte sich nicht über die Inbesitznahme.
Almut hingegen konnte sich solcher Tröstungen nicht erfreuen. Sie hielt Fredegar im Arm und versuchte herauszufinden, wie schwer seine Verletzung war. Über seine Stirn zog sich eine blutige Schramme. Der Huf hatte ihn eigentlich nur gestreift. Aber er war beim Sturz mit dem Hinterkopf auf einen Pfosten geprallt und befand sich in tiefer Bewusstlosigkeit. Sie hoffte, er habe sich nicht den Schädel gebrochen. Vorsichtig richtete sie ihn auf, und er gab ein leises Stöhnen von sich.
»Fredegar! Fredegar, wach auf!«, bat sie ihn eindringlich.
Er murrte leise, bewegte sich aber.
»Hol etwas Schnee, Pitter!«
Der Päckelchesträger schoss aus dem Stall und kam gleich darauf mit einer Hand voll Schnee zurück. Almut nahm ein wenig davon und strich damit ungeschickt über Fredegars Gesicht.
»Lasst mich das machen. Von mir kennt er das Einseifen schon!«
Erstaunlich vorsichtig kühlte Pitter die Stirn seines
Freundes, und der schlug denn auch die Augen auf. »Nicht schon wieder, Pitter!«, protestierte er schwach. »Er erkennt mich.« Zufrieden ließ Pitter von ihm ab. »Sind sie weg?«, wollte der Knappe wissen.
»Nun, auf gewisse Weise sind sie weg. Der Schmied hat sie als Amboss benutzt. Und der Esel hat den einen gebissen. Es war sehr nett.«
»Und dieser Päckelchesträger hat mit der Planke zugeschlagen, was wenig ritterlich war«, fügte Almut hinzu.
»Aber sehr wirkungsvoll!«
»Danke. Uh, was tut mein Kopf weh. Ich fürchte, mir wird schlecht.«
Pitter machte sich auf bewährte Weise unsichtbar, und Almut leistete dem angeschlagenen Knappen barmherzig Hilfe.
Als sie wieder auf den Hof kam, fand sie die beiden Söldner säuberlich zusammengebunden.
»Was sollen wir mit der beschädigten Ware machen, Frau Almut?«, fragte Simon, der seine Opfer grübelnd betrachtete.
»Mh, gute Frage. Ich könnte mir vorstellen, der Herr von Bachem würde sich gerne mit ihnen unterhalten. Und – ach, wisst Ihr, im Kloster gibt es einen überaus passenden Kerker. Wir müssten sie nur dorthin schaffen, ohne großes Aufsehen zu erregen.«
»Dann tun wir das auf dem selben Wege, auf dem ich eigentlich den Jungen dorthin schaffen wollte. Als gut verpacktes Wildbret!«
»Ob Ihr wohl eine Kammer für den jungen Herrn Fredegar richten könntet, Simon? Er ist mächtig angeschlagen und sollte eine Weile ganz ruhig liegen.«
»Das müsst Ihr die
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